Ein Blick auf die Arbeit an den Leserseiten – Teil 2 Eine Kolumne von Michelle Stern über die heutige LKS

13. August 2022

Michelle Stern ist praktisch in jeder PERRY RHODAN-Ausgabe mit ihren Texten enthalten – sie stellt die Leserseite zusammen. Aus dieser Perspektive schrieb sie einen großen Artikel, der in der Ausgabe 3176 der PERRY RHODAN-Serie im Juli veröffentlicht wurde – im PERRY RHODAN-Report, der redaktionellen Beilage also. (Den eigentlichen Roman verfasste sie übrigens ebenfalls – er trägt den Titel »Das schwarze Verwehen«.)

Wegen des großen Umfangs dokumentieren wir diesen Beitrag als Kolumne mit zwei Teilen auf dieser Seite. Gestern brachten wir den ersten Teil, heute ist es der zweite und abschließende Teil.

 

Schreibfehler und Kommentare

Knifflig wird es, wenn es um die PERRY RHODAN-Begriffe geht. Was ich da schon alles gelesen habe ... Steckt da vielleicht die perfide Absicht von Autoren und Autorinnen dahinter, Leser und Leserinnen in eine völlige Verwirrung zu treiben, die jede Kritikfähigkeit untergräbt?

Namen wie Dao-Lin-H‘ay sind nicht so leicht zu merken, vor allem im Schriftbild. Oft muss ich selbst nachschauen, ob das denn tatsächlich anders geschrieben wird, oder ob ich jetzt nur meine, dass es anders geschrieben wird.

Nehmen wir nur mal die Gestaltwandler, von Al‘uinda über die Gijahthrakos, Gys-Voolbeerah bis zu den Wizzelbizzel. Und selbst aus dem kurzen Wort »Jaj« lässt »Jay « machen oder »Yaj« oder » Yay «. Kam alles vor. Wen wundert es?

Besonders beliebt ist das falsche Nennen von Zyklen. Wobei wir das ja auch umgekehrt sehen könnten: Offenbar haben der Verlag und die Autoren die meisten Zyklen einfach völlig falsch benannt und hier katastrophal versagt! Wie konnte man damals das Ding »Atlan und Arkon« nennen, statt einfach »Atlan«-Zyklus? Warum heißt es »Die Posbis« und »Die Cappins«, statt einfach: »Posbi- und Cappinzyklus«? Okay, hier drücke ich auch mal ein Auge zu, aber es kann passieren, dass die Redaktion dann einschreitet.

Ich würde ja mal mit einem Augenzwinkern sagen, diese unnötig komplizierte Benennung sind eher ein Verlags- als ein Leser- und Leserinnenfehler.

Bei den Kommentaren überlege ich manchmal schon eine Weile. Dann wieder kann es passieren, dass ich gern noch viel mehr schreiben würde, aber es geht ja vor allem um eure Briefe und Nachrichten, nicht um meine Kommentare und Meinungen. Natürlich klingen da immer mal wieder Lieblingsthemen von mir an oder Dinge, die mich gerade beschäftigen. Wie etwa unsere vielen Denkfehler. Allgemein bin ich ein bisschen wie ein Schwamm, der Wissen in Form von Literatur aufsaugt. Aber wem schreibe ich das?

Um PERRY RHODAN zu lesen, braucht es eine gewisse Lesegeschwindigkeit und auch die Bereitschaft, viel zu lesen. Weil ich oft nicht alle die Bücher lesen kann, die ich gerne möchte, höre ich mir über »Blinkist« Zusammenfassungen von Romanen an. Da kann es schon mal passieren, dass irgendetwas aus meiner Freizeit-Lektüre als Kommentar auf die Leserseite rutscht.

Auch Leser und Leserinnen empfehlen mir Bücher. Die lese ich dann je nach Zeit und Interesse. Zum Beispiel habe ich auf Leserempfehlung zwei Romane um die Figur Honor Harrington von David Weber als Hörbuch gehört: »Auf verlorenem Posten« und »Die Ehre der Königin«. Das war auf jeden Fall ein guter Tipp.

Wie entsteht nun so ein Kommentar? Oft durch Assoziationen und Gedanken, die mir beim Lesen durch den Kopf gehen.

Gleich im zweiten Brief auf der Leserseite für Band 3174 schreibt ein Leser davon, wie er zu PERRY RHODAN kam. Ihm hat sich das Titelbild seines ersten eigenen PERRY RHODAN-Romans aus der Hauptserie ins Gedächtnis gebrannt. Das lässt mich an Hermann Hesse denken und das wundervolle Gedicht »Stufen«, in dem es heißt »allem Anfang wohnt ein Zauber inne«, und ich habe plötzlich solche Sehnsucht nach Hesse-Texten, dass ich erst mal zwei bis drei Gedichte von Hesse lesen muss, ehe ich weiterarbeiten kann.

Das sind die Tücken, wenn man alleine von zu Hause aus arbeitet. Viele kennen das inzwischen ja, dank Corona, vom Homeoffice. Es ist schon eine Herausforderung, sich nicht ablenken zu lassen und nicht jeder aufblinkenden Nachricht oder jedem Impuls nachzugehen, der einen vom Arbeiten wegzieht.

Positiv gesehen gibt mir die Arbeit an der Leserseite immer wieder Impulse, die ich gut und richtig finde. Sei es Bücher zu hören wie das von David Weber, auf das ich selbst nicht gekommen wäre, weil ich weniger Military-SF lese, oder solche wie der, mal wieder einen Text von Hermann Hesse rauszukramen. Es ist eine ganze Weile her, dass ich das gemacht habe.

Nach dem ersten Korrigieren und der Kommentierung gehe ich am Ende in Schritt Drei alles noch einmal durch. Wichtig ist auch immer die korrekte Schreibung mit oder ohne Anführungszeichen und solcher Kleinkram.

Tja, und dann bleibt nur noch, alles mitsamt dem Bild an eine E-Mail zu hängen und an die Leserseitenfee in der Redaktion, Bettina Lang abzuschicken.

Und das mache ich dann ein Mal pro Woche, solange genug Post kommt. Eine Leserseite lebt nun mal von eingesendeten Nachrichten und Bildern. Damit sie wirklich weiterhin dableiben und die nächsten Jahre und Jahrzehnte gemacht werden kann, braucht es Leser und Leserinnen, die Freude daran haben, sich zur Serie zu melden und etwas zu den einzelnen Romanen und zur Handlung zu schreiben.

Ich persönlich bin da ganz entspannt. Solange genug Menschen mitmachen, gibt es eine Leserseite, wenn nicht, eben nicht. Es geht um ein Angebot für euch und nicht darum, etwas zu erzwingen. Wie es bei Hermann Hesse in »Stufen« heißt:

»Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf´ um Stufe heben, weiten.«

Ob mir die Arbeit Spaß macht? Ja, unbedingt! Auch mit den ganzen eher kleinlichen Dingen. Sie bringen mich immer wieder zu Recherchen, lass mich auf der »Perrypedia« verweilen und sind gelegentlich schlicht Geduldsübungen.

Oft genug freue ich mich über die Nachrichten und Rückmeldungen, auch wenn sie nicht immer nur loben oder jeder zufrieden ist. Durch die Arbeit an der Leserseite sind auch echte Freundschaften entstanden, die ich nicht missen möchte.

Klar gibt es manchmal Mails, die unangebracht sind, aber es überwiegt doch bei Weitem der Anteil von Leserinnen und Lesern, mit denen ich mich wirklich gern austausche und bei denen ich das Gefühl habe, eine sinnvolle Arbeit zu machen.

Im Grunde ist es schon sehr erstaunlich, dass nun schon seit 55 Jahren jemand wie ich dasitzt und jede Woche wieder Briefe oder eben heute Mails zusammenstellt, damit sich die Fans untereinander und mit dem Verlag austauschen können. Ich bin gespannt auf die nächsten Jahre und danke allen, die mithelfen, die Leserseite zu gestalten und zu etwas ganz Besonderem zu machen.

 

Michelle Stern

Perry Rhodan 3176: Das schwarze Verwehen
Michelle Stern
PERRY RHODAN DIGITAL
ISBN/EAN: 9783845361765
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Perry Rhodan 3176: Das schwarze Verwehen
Michelle Stern
Pabel Moewig Verlag KG
ISBN/EAN: 9999900007169