Die Zeit und das Reisen –Teil zwei Eine Kolumne von Rainer Nagel zu paradoxen Themen bei PERRY RHODAN

30. April 2023

Der PERRY RHODAN-Band mit der Nummer 3216 erschien am 6. April 2023; »Eine neue Zeit« wurde von Kai Hirdt geschrieben. Der Roman enthielt den aktuellen PERRY RHODAN-Report, in dem sich ein interessanter Artikel von Rainer Nagel befand.

Diesen Beitrag des PERRY RHODAN-Experten wollen wir auch an dieser Stelle präsentieren. Wegen ihres Umfangs bringen wir die Kolumne in zwei Teilen – gestern kam der erste, heute bringen wir den zweiten Teil.

Zeitkorrekturen im Perryversum

Immerhin sind, wie die Zeitreise der JULES VERNE zeigt, »kleine« Änderungen der Vergangenheit möglich, solange sie keinen Einfluss auf das Endergebnis einer Entwicklung haben oder dafür sorgen, dass dieses eintritt. So führen der Diebstahl und die Rückführung von CHEOS-TAI dazu, dass die Bildung der Negasphäre in Hangay verhindert wird.

Ohne die Zeitreise und den Diebstahl hätte es keine Verhinderung der Negasphäre gegeben; da die Negasphäre aber erst verhindert wird, nachdem die Zeitreise vollendet ist (es also keinen Unterschied macht, ob CHEOS-TAI vorher schon in der Gegenwart war oder nicht), passt das schon.

Der aufmerksame Leser hat sicherlich bemerkt, dass Julian Tifflor in seiner anfangs zitierten Aussage auf klare Gegenbeispiele nicht eingeht. Am prominentesten wäre die PAD-Seuche im Zyklus »Das Kosmische Schachspiel« zu nennen, die letztlich durch eine Zeitkorrektur wieder rückgängig gemacht wird. Man mag dazu argumentieren, dass hier ES und ANTI-ES ihre nichtexistenten Hände im Spiel hatten, die Regeln der Kausalität also nicht zwingend für Superintelligenzen gelten.

Und ein Vertreter der Egweg-Theorie würde den PAD-Vorfall mit der Begründung aus dem Weg wischen, dass eine solche Zeitkorrektur zwar theoretisch möglich sei, aber unweigerlich zur Bildung eines Paralleluniversums führen würde. So gesehen, findet die Handlung der PR-Serie also spätestens seit Heft 621 in einem solchen statt. Und man könnte sich mit dem Mann treffen, der seinen Großvater tatsächlich umgebracht hat.

Als 1346 NGZ Perry Rhodan mittels des Kontextwandlers der JULES VERNE eine Expedition in das Jahr 20 Millionen v. Chr. startet, muss er nach eigener Aussage besonders darauf achten, die Vergangenheit nicht zu verändern, da die JULES VERNE sonst nicht mehr in #ihre# Gegenwart hätte zurückkehren können – man würde zwar zurückkehren, aber in einer Parallelrealität landen (so geschildert in PR 2400).

In PERRY RHODAN-Taschenbuch 134 wird eine solche »neue« Zukunft als »parachronal« bezeichnet: Julian Tifflor durchwandert nach dem titelgebenden »Parachron-Attentat« mehrere Paralleluniversen, bis er wieder in sein angestammtes zurückfindet. Autor Kurt Mahr vertritt hier die Idee der parallelen Zeitlinien, die sich aufgrund signifikanter Handlungen einzelner Personen von der »Hauptrealität« abspalten. Eine solche Abspaltung tritt nicht ein, wenn man in der Vergangenheit keinen Einfluss auf Geschehnisse nimmt, die die Zukunft beeinflussen können.

Fast ohne Ausnahme sind Zeitreisen in der PERRY RHODAN-Serie Expeditionen in die Vergangenheit. Reisen in die Zukunft (oder »Relativzukunft«, da man ja die Ereignisse in der Gegenwart ändern kann, um die Zukunft zu verhindern, worüber sich das Egweg-Konzept ein wenig ausschweigt) finden sich nahezu ausschließlich in »Ergänzungsprodukten« wie den Taschenbüchern (das prominenteste davon ist wohl der »Odyssee«-Zyklus). Sicherlich haben wir in der Serie an mehreren Stellen recht eindeutige Aussagen über die Zukunft erhalten (Stichwörter: letzter Mensch, Kreuzgalaxis, Dystopische Menschheit) – aber ob das wirklich alles so kommt, muss der weitere Verlauf der Serie zeigen. In der Regel gilt für diese »Vorgriffe« der Begriff »potenzielle Zukunft«.

Es bleibt also spannend. Spielt PERRY RHODAN-Atlantis 2 in einem Paralleluniversum? Oder gibt es eine andere Erklärung, die das Egweg-Prinzip umgeht, außer Kraft setzt oder neu definiert? Wir werden es sehen …