Die Zeit und das Reisen –Teil eins Eine Kolumne von Rainer Nagel zu paradoxen Themen bei PERRY RHODAN

29. April 2023

Der PERRY RHODAN-Band mit der Nummer 3216 erschien am 6. April 2023; »Eine neue Zeit« wurde von Kai Hirdt geschrieben. Der Roman enthielt den aktuellen PERRY RHODAN-Report, in dem sich ein interessanter Artikel von Rainer Nagel befand.

Diesen Beitrag des PERRY RHODAN-Experten wollen wir auch an dieser Stelle präsentieren. Wegen ihres Umfangs bringen wir die Kolumne in zwei Teilen – heute kommt der erste, morgen folgt der zweite Teil.

Zeitreisen und ihre Paradoxa

Zeitreisen haben bei PERRY RHODAN eine lange Tradition, gleichsam seit dem Beginn der Serie. Dabei scheint die Serie grundsätzlich jenem Prinzip zu folgen, das mit »Egweg« bezeichnet wird: »Es geschieht, weil es geschah.« Dahinter verbirgt sich, lapidar gesagt, dass es Zeitparadoxa nicht geben kann, da »die Zeit« selbst dafür sorgt, dass es ungeachtet jedweder Einmischung keine Änderungen gibt.

Diese Idee wird zum Beispiel von Julian Tifflor thematisiert. In PR 2172 finden wir eine Erklärung von Perry Rhodan zu diesem Thema: »Verstehst du, worauf ich hinauswill? Der Ablauf der Zeit ändert sich nicht. Alles, was wir tun, führt nur dazu, dass alles genau so geschieht. Wäre es möglich, die Historie zu verändern, hätte das Reich Tradom nie existiert.«

Und Tifflor, damals noch kein Atopischer Richter, setzt hinzu: »Vereinfacht gesagt, es geschieht, weil es geschah.«

Im Prinzip bedeutet dies also, dass ein Zeitreisender, der in die Vergangenheit reist, seine Gegenwart nicht beeinflussen kann. Sämtliche Taten, die er in der Vergangenheit begeht oder begehen wird, sind bereits fester Bestandteil der Ereignisse, die zu seiner Gegenwart geführt haben.

Insofern ist nach dieser Theorie das beliebte und bekannte Beispiel vom Zeitreisenden, der seinen eigenen Großvater in der Vergangenheit tötet, schlicht und ergreifend nicht angemessen: Er hätte dann vermutlich einfach einen anderen Großvater.

Fast alle in der Serie beschriebenen Zeitreisen folgen diesem Prinzip, mehr oder weniger. Die erste Zeitreise findet bereits in PR 15 statt, als Perry Rhodan mit seinen Mutanten im Rahmen des Galaktischen Rätsels in die Vergangenheit Ferrols reist, um eine Schriftrolle in seinen Besitz zu bringen. Offenbar ist festgeschrieben, dass Kerlon diese Schriftrolle in diesem Moment verliert, da sie ja gewissermaßen für die Zukunft gebraucht wird.

Ein weiteres frühes Beispiel stammt aus der Zeit der Auseinandersetzung mit den Meistern der Insel (PR 264 bis PR 279). Der Versuch eines Zeitkommandos der Meister der Insel, das notgelandete Raumschiff der Arkoniden auf dem Erdmond zu vernichten, bevor Perry Rhodan es entdeckt, scheitert, weil er scheitern muss (PR 297) – sonst gäbe es ja kein Solares Imperium und somit auch keine Bedrohung der Meister der Insel, die eine Zeitreise notwendig machen würde.

Die Chronale Universität der Ur-Laren vertritt in PR 2834 ganz explizit die Ansicht, dass es nicht möglich sei, den Ablauf der Zeit zu verändern. Die Universität verwendet dabei die uns bereits bekannten (und anscheinend universell gültigen) Worte: »Es geschieht, weil es geschieht.« Abgekürzt wird das dann zu »Egweg«.

Das Egweg-Prinzip verhindert nicht nur das Entstehen von Zeitparadoxa, es bietet auch noch einen ganz hervorragenden Erklärungsansatz für Zeitschleifen. Der Klassiker ist natürlich die Lebensgeschichte von ES. Sie ist eine einzige große Zeitschleife, die letztlich dafür sorgt, dass ES umfassende und vollständige Kenntnis über alle Ereignisse hat, die zwischen seiner Entstehung 20 Millionen Jahre in der Vergangenheit und der Zeitreise der SOL in den Romanen ab PR 2000 geschehen – und danach nicht mehr.

Ein etwas weniger kosmisches, aber trotzdem für die Serienhistorie relevantes Beispiel einer Zeitschleife ist die Reise der JOURNEE im Zyklus »Das Reich Tradom«. Die JOURNEE strandet im Jahre 155.081 v. Chr. in der Galaxis Tradom. Aus den überlebenden Besatzungsmitgliedern werden die Inquisitoren der Vernunft. Deren Angriff auf die Milchstraße führt zu den Ereignissen, die die JOURNEE in die Vergangenheit verschlagen (PR 2186).

Der Zeittorpedo, der eine der Klammern des »Mythos«-Zyklus bildet, hält sich ebenfalls an dieses Prinzip: Er kann die RAS TSCHUBAI nicht vernichten, da es sonst keine Notwendigkeit gegeben hätte, ihn einzusetzen. Verwunderlich ist allenfalls, dass Opt-Atlan das nicht weiß (oder es ignoriert, als er darauf hingewiesen wird).

Perry Rhodan 3216: Eine neue Zeit
Kai Hirdt
PERRY RHODAN DIGITAL
ISBN/EAN: 9783845362168
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Perry Rhodan 3216: Eine neue Zeit
Kai Hirdt
Pabel Moewig Verlag KG
ISBN/EAN: 9999900008340