Der »LKS-Onkel« erinnert sich Eine Kolumne von Arndt Ellmer über die Arbeit an der Leserseite

25. August 2022

Der PERRY RHODAN-Roman mit dem Titel »Das schwarze Verwehen« und der Bandnummer 3176 wurde im Juli veröffentlicht. Verfasst hatte ihn Michelle Stern. In der redaktionellen Beilage, dem PERRY RHODAN-Report, ging es um die Leserseiten – und enthalten war auch ein Beitrag von Arndt Ellmer. Diesen dokumentieren wir an dieser Stelle

 

Erinnerungen an lange Jahre

Es war alles genau so, wie es geschrieben steht. Manches liest sich besser zwischen den Zeilen als auf ihnen. Ein paar Dinge bleiben einem in der Erinnerung hängen.

Der »Cantaro«-Zyklus brachte eine neue Entwicklung in der Serie. Der Wall um die Milchstraße erforderte neues Denken. Die Zusammenarbeit der beiden Exposéautoren – einer in Österreich, einer in Florida – kostete viel Zeit. Ernst Vlcek, bei dem viele redaktionelle Fäden zusammenliefen, litt unter erkennbarer Überarbeitung. In der Redaktion suchte man nach einer Lösung mit langfristiger Perspektive.

Immerhin fiel ich bei dem Anruf unseres Redakteurs nicht gleich unter den Tisch. »50 Bände bis zum großen Jubiläum mit Band 1500. Nichts darf schiefgehen. Arndt, setz dich auf den Hosenboden und mach!«

Noch am selben Tag war der Platz für die neue Arbeitsschiene gefunden. Es war der Esstisch. Leserbriefe zurechtschneiden. Oder zurechtstutzen? Nein, so böse will doch keiner sein. Alles ging gesittet vor sich. Vor der späteren Datenautobahn musste erst mal die herkömmliche Autobahn herhalten, hauptsächlich die A5. Flugziel: Rastatt.

Die Besprechung mit Dr. Florian F. Marzin dauerte eineinhalb Stunden, gefühlt aber drei. Danach herrschten in den Redaktionsräumen wieder die Cantaro, und ich floh mit meiner kostbaren Fracht aus Briefen, Grafiken und Storys zwischen die rettenden Mauern meiner Würzburger Behausung.

Die Kommunikation funktionierte und wurde mit der Zeit durch Fax, Anrufbeantworter und später Internetanschluss ausgebaut. Da brauchte ich plötzlich eine E-Mail-Adresse. Die Software kam auf einer einzigen Diskette daher und ermöglichte mir, ins Netz zu gehen, online zu sein, die ersten Webseiten anzusteuern, hauptsächlich die von PERRY RHODAN.

Auf diese Mailadresse bin ich noch heute stolz. Sie wies den Lesern den Weg. Da geht es lang! Kürzer ging es nicht, und die Aussage war klar und eindeutig. Zu Ellmer geht es hier lang: »ellmermail« – so lautete sie.

Hier liest sich das alles ganz einfach. Und doch war es ein Sprung ins kalte Wasser. Zuvor hatte ich so etwas noch nie gemacht: permanent mit den Lesern auf Tuchfühlung zu sein, Tag und Nacht. Besonders clevere Fans fanden meine Telefonnummer heraus.

Nun ja. Wir hatten dann zwei Nummern …

Nicht alles lief immer wie geschmiert. Band 1500 nahte, dann der WeltCon 1991 in Karlsruhe. Dort kam es zu einem Zwischenfall mit Gucky, vielmehr eine Aussage des Exposéautors. Er sagte nichts Konkretes, nichts Unverbrüchliches, aber er verstand es so zu formulieren, dass ein Aufschrei durch Europa ging: Gucky solle sterben?

Für ein paar Monate stieg das Postaufkommen deutlich an. Ich legte Überstunden ein, um die Leser zu beruhigen und die Wogen zu glätten. Was telefonisch auf den Leitungen in der Redaktion los war, bekam ich am Rande mit. Ich wollte es gar nicht hören.
Das Ergebnis: Mit der Zeit wächst über alles Gras, und das Gute gewinnt immer. Makaber: Gucky lebt noch. Der Autor mit der provokanten Aussage ist inzwischen verstorben. Aus Altersgründen.

Und ja: Die Petition, die am WeltCon 1991 in Karlsruhe unterzeichnet wurde, liegt heute noch bei mir im Schrank. Gut 500 Unterschriften, dass Gucky nicht sterben darf. Mein Plan: Sollte ich mal in die Verlegenheit kommen, meine Bibliothek, das Arbeitszimmer und all die Inhalte an meine Nachkommen zu vererben, dann wird die Gucky-Petition einen Sonderstatus erhalten. Bestimmt wandert sie in eines der Museen in Hamburg oder Wedel.

Ein bisschen Wehmut erfüllt mich. Gucky bleibt, aber ich sehe ihm jetzt aus der Ferne zu, von den Gestaden der Elbe und der Nordsee. 25 Jahre Leserbetreuer und LKS-Onkel waren eine lange Zeit. Eine schöne Zeit. Und, bei ES, ich habe sie genossen.

Es gibt ein schönes Buch von Volkmar Straub, dass dieser damals zusammengestellt hatte, um elf Jahre LKS-Arbeit zu dokumentieren. Es hat heute schon historischen Wert. Vielleicht lässt sich daraus eine Festschrift zum nächsten großen Jubiläum machen.

Arndt Ellmer

Perry Rhodan 3176: Das schwarze Verwehen
Michelle Stern
PERRY RHODAN DIGITAL
ISBN/EAN: 9783845361765
1,99 €
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Perry Rhodan 3176: Das schwarze Verwehen
Michelle Stern
Pabel Moewig Verlag KG
ISBN/EAN: 9999900007169