Auf der Jagd nach Heftroman-Klassikern – Teil zwei Eine Kolumne von Hermann Ritter über seine Rettungsaktion in Rastatt

10. Januar 2021

Im PERRY RHODAN-Roman »Das Meisterstück« (Band 3096, geschrieben von Michelle Stern), war ein Artikel von Hermann Ritter enthalten – als Teil des aktuellen PERRY RHODAN-Reports. Der Autor schrieb mehrere Romane für PERRY RHODAN-Miniserien und PERRY RHODAN NEO, war jahrelang für die PERRY RHODAN-Clubnachrichten tätig und kennt sich sehr gut mit Science Fiction aus.

Seinen Artikel wollen wir auch an dieser Stelle zur Verfügung stellen. Wegen seines Umfangs kommt er in zwei Teilen: heute Teil eins, morgen Teil zwei.

 

Rettungsaktion mit begrenzter Zeit.

Aber an diesem Tag ging es darum, eine echte Rettungsaktion durchzuführen. Ich bin ungefährlich, wenn es um fremde Sammlungen geht. Ich habe Nachlässe von Fans aufgelöst, sammle seit fast vierzig Jahren und verdiene genug, um mir zu leisten, was ich besitzen will. So viel ist das gar nicht, wenn man es mit den Lagern in Rastatt vergleicht. Dass ich mir die Taschen vollmache, weil mir noch PERRY RHODAN 541 aus der zweiten Auflage fehlt, ist eher unwahrscheinlich. Von daher kann man mich unbewacht in solche Räumlichkeiten lassen.

Was musste getan werden? Ich hatte begrenzte Zeit, nur einen Transporter und nur meinen Körper zur Verfügung, auch wenn mir die Redaktionsmitarbeiter Klaus N. Frick und Klaus Bollhöfener später halfen, die Kisten in den Transporter zu heben. Das war ein wenig gespenstisch ob der leeren Gänge und der über die Ladefläche wehenden Büsche, da der Verlag bereits größtenteils nach Hamburg umgezogen war – aber das ist ein anderes Thema.

Was machte ich also? In einer Hauruck-Aktion füllte ich zwölf Bananenkisten mit Heften.

Dabei ging ich ganz pragmatisch vor. Ich hatte vorher mit der »Phantastischen Bibliothek« in Wetzlar geklärt, was dort gebraucht wurde, und für mich überlegt, was sie außerdem brauchen würden. Zum einen waren das Dinge, die dort unmöglich vorhanden sein konnten, etwa »Terra Fantasy«-Taschenbücher der Erstausgabe, in denen mit Kugelschreiber die Bearbeitungen für die Zweitauflage notiert sind. Zweitens Dinge, welche sicher in Wetzlar vorhanden sind, aber nicht in so gutem Zustand.

Dazu gehören die Ausgaben der Reihe UTOPIA-Zukunftsroman, die in Rastatt in Pappboxen gelagert waren, so dass sie fast »mint« schienen, also ohne Beschädigungen. Drittens Dinge, die ich als »Beifang« bezeichne: Alle Bände von »Plutonium Police«, ein paar Sammelobjekte wie Leihbücher oder schöne Bildbände, etwa »Mechanismo« von Harry Harrison und Jim Burns.

Hauruck-Aktion

Also: Verschlag eins aufmachen, Regale »abscannen«, wichtige Dinge rausräumen. Im Gang eine erste Vorkontrolle (wie gesagt: begrenzter Platz, begrenztes Gewicht, begrenzte Zeit), dann die Sachen in eine Bananenkiste packen. Wenn die voll ist, sie zur Mitte des Ganges und damit zum Beginn des Treppenhauses tragen. Das wiederholte sich ungefähr zwölf Mal, bis ich nassgeschwitzt, aber glücklich, die Heimkehr antreten konnte.

Daheim entfernte ich dann mit drei Rollen Haushaltspapier den Staub, lud alles um, entsorgte ein paar Dinge ins Altpapier (weil mir in Rastatt nicht aufgefallen war, dass sie unvollständig und/oder beschädigt waren), packte dann alles ordentlich um, versah es mit einem kurzen Anschreiben und schickte es nach Wetzlar.

Ich bin zufrieden – und die Redaktion auch. Jeder Heftroman, jedes Taschenbuch, das gerettet werden konnte, ist Teil der Erinnerung. Und wer sich jetzt freut, der möge sich überlegen, ob er nicht einmal unter www.phantastik.eu nachschauen und sich überlegen möchte, ob er etwas spenden will – denn die Bibliothek braucht nicht nur Bücher, sondern auch Geld.

Nachsatz: Was habe ich nicht gefunden? »Sexton Blake« oder die ersten Bände von »Seewölfe«, denn die stammen von Adam Hardy alias Kenneth Bulmer alias Alan Burt Akers. Aber ich hoffe auf einen Folgetermin …