»Meine eigene Serie« – Teil drei Eine Kolumne von Ben Calvin Hary über die Exposéarbeit für PERRY RHODAN-Atlantis

25. September 2022

Im August 2022 kam der Roman »Die Advokatin Bukk« von Kai Hirdt in den Handel, der die Bandnummer 3184 trug. Als redaktionelle Beilage enthielt er einen PERRY RHODAN-Report, in dem ein Artikel von Ben Calvin Hary zu lesen war. Der Autor erzählte darin, wie er die Miniserie PERRY RHODAN-Atlantis konzipierte.

Diesen Beitrag dokumentieren wir an dieser Stelle. Wegen seines Umfangs bringen wir ihn in drei Teilen: vorgestern kam der erste Teil, gestern folgte Teil zwei, und heute haben wir den abschließenden Teil.

 

Wir setzen die Segel

Nun könnte ich seitenweise erzählen, wie sich die Story von PERRY RHODAN-Atlantis zusammenfügte, wie ein Gedanke zum anderen führte und ein kompliziert ineinander verwobenes Konstrukt entstand. Wie ich dieses Konstrukt von Exposé zu Exposé stückweise abrollte und den Vorhang in jedem konzipierten Roman ein Stück weiter anhob, um das Bild zu enthüllen – die Geschichte war von Anfang an da, seit Band eins, die haben wir nicht in jedem Heft irgendwie weitererfunden. Die Kunst besteht darin, dem Leser die richtigen Informationen bis zum richtigen Moment vorzuenthalten.

Ich könnte auch berichten, wie viel Arbeit in Recherche und Konzeption stecken, um das Ganze widerspruchsfrei in den vorhandenen Kanon zu integrieren. Wir kehren in eine Handlungsebene zurück, die Karl-Herbert Scheer vor immerhin sechzig Jahren eröffnet hat und über die seither viel geschrieben, umgedeutet und dazugedichtet wurde. Wir haben es nicht anders gemacht, dieses ignoriert und jenes neu interpretiert – es ging nicht anders.

Von Anfang an stand beispielsweise fest, dass das »Neue Atlantis« aus der ATLAN-Serie keine Rolle spielen würde – zu obskur und zu lange her, als dass mehr als eine Handvoll sehr leidenschaftlicher Fans (darunter wohl Admiral Frick) noch etwas damit anfangen können. So eine Miniserie soll ja auch Neuleser ansprechen.

Über das meiste davon habe ich aber schon an anderer Stelle gesprochen. Vieles ist beispielsweise auf unserem YouTube-Kanal dokumentiert, wo ich es mir nicht habe nehmen lassen, mir in Form eines »Werkstatt-Vlogs« in die Karten schauen zu lassen. Wer uns Autoren also intensiver auf die Finger gucken möchte, sollte dort mal reinschauen. Den Link gibt’s am Ende dieses Artikels. Aber die ersten rund fünf Monate wurschtelte ich praktisch im Geheimen an dieser Miniserie, mit Klaus N. Frick als einzigem Vertrauten.

Erst Ende September war es so weit, dass ich das Geheimnis zumindest intern lüften und mir meine Crew zusammensuchen durfte. Als technischen Berater zog ich mir Peter Dachgruber heran, der schon für frühere Miniserien sowie für PERRY RHODAN NEO gute Dienste geleistet hatte. Die Autoren knobelte ich mit Klaus aus; ich hatte Wunschkandidaten, Klaus gab Tipps, welcher Kollege für welchen angedachten Roman in Frage käme. Und schließlich durfte ich selbst Flaschenpost-Mails verfassen.

Fast jeder, der von meinem neuen Job erfuhr, ließ mich ehrfürchtig, teils skeptisch wissen, was das doch für eine einschüchternde Aufgabe sei, die ich da übernommen hatte. Ich muss gestehen: Eingeschüchtert fühlte ich mich kein bisschen. Ich hatte meinen Plan gemacht und wusste genau, wo dieses Schiff hinfahren würde.

Aber wenn es einen Teil gab, vor dem ich Respekt hatte, war es dieser: Nun würde ich ein Team aus Autoren leiten, von denen einige viel erfahrener und begabter waren als ich kleiner Leichtmatrose! Sascha Vennemann etwa hatte über fünfzig Romane veröffentlicht, ich gerade mal knapp dreißig. Wer war ich, so jemandem zu sagen, dass Prall- und Schutzsschirm verschiedene Dinge sind? Aber natürlich gehörte auch das zu meinen Pflichten. Wie wir uns organisiert haben – auch das erfährt man auf YouTube.

Und nun ist das Abenteuer vorbei. Alles, was bleibt, ist, mich in meiner alten Nachbarschaft (dem »Report«) einzufinden und mit meinem dortigen Nachfolger Olaf Seemannslieder über die vergangenen Schlachten zu singen.

Das heißt, nicht ganz.

Ihr müsst wissen … vor ein paar Monaten schon, im Mai 2022, habe ich wieder eine E-Flaschenpost erhalten. Darin waren eine Landkarte mit einem groben Kurs und ein Hilferuf von Admiral Frick: Irgendwo da draußen, auf einer versunkenen Atlantikinsel, liegt eine Geschichte vergraben. Ein tapferer Seefahrer soll sie bergen – 2023, wenn die Wasser still und unberechenbar sind. Ob ich bereit sei, wieder in See zu stechen?

Was ich an unserem Admiral schätze? Er stellt die richtigen Fragen.

Auf zu neuen Ufern!

Ben Calvin Hary

Atlantis 1: Im Land der Sternengötter
Ben Calvin Hary
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ISBN/EAN: 9783845351612
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Ben Calvin Hary
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