»Ein Gruß an das Kreativteam« Eine Kolumne von Dirk Hess über die ATLAN-Comics

29. Oktober 2022

Dirk Hess (geboren 1945) war von 1971 bis 1975 Hauptautor der PERRY-Comics. In einem Beitrag für den PERRY RHODAN-Report 561, der in PERRY RHODAN-Band 3188 (»Die letzten Tage von Pordypor« von Michelle Stern) veröffentlicht worden ist, blickt er auf diese Zeit zurück, vor allem auf seine Arbeit an den ATLAN-Geschichten.

Diesen Beitrag dokumentieren wir sehr gern auch an dieser Stelle.

Ein Autor blickt zurück

Sechzig Jahre Atlan nach unserer Zeitrechnung. Im PERRY RHODAN-Universum jedoch weit mehr als 10.000 Jahre voller Abenteuer mit immer neuen Entwicklungen. Atlans Schicksal, von einem Dutzend phantasiebegabter Autorinnen und Autoren umgesetzt, bringt uns all die wohl nie zu entschlüsselnden universellen Rätsel in unterhaltsamer, anregender Form nun seit sechzig Jahren näher.

Für uns ATLAN-Leser ist dank dieses Kreativteams die Relativität des uns umgebenden Kosmos nichts Beängstigendes mehr, sondern eine Realität des ewigen Werdens und Vergehens mit erneutem Werden und für uns unvorstellbaren Möglichkeiten.

Atlan erlebte als »kosmischer Robinson« in 10.000 Jahren auf der Erde in seiner Unterwasserkuppel dank eines Zellaktivators mit sporadischen Tiefschlaferweckungen die Entwicklung der Menschheit. Dann kommt im Jahr 2040 nach längerer Tiefschlafabwesenheit der Beginn der Freundschaft mit Rhodan. All dies zum ersten Mal 1962 im PERRY RHODAN-Heft 50 und dann ab 1969 in einer eigenen Reihe phantasievoll und spannend geschildert in mehreren tausend Heftromanen, Taschenbüchern und auch Comics.

Im Wechselspiel von zunächst nach Karl-Herbert Scheers Muster entwickelten Agentenabenteuern folgten die von William Voltz so vielseitig und empathisch erdachten Jugenderlebnisse des Kristallprinzen auf seiner Heimat Arkon bis hin zu seinem Erscheinen auf der Erde. Und dann gefolgt vom Epos des Generationsraumschiffes SOL, der Bedeutung der Materiequellen und den Superintelligenzen ES und Anti-ES, der Namenlosen Zone und …

… bis ATLAN mit Roman 850 als eigenständige Reihe abgeschlossen wurde. Peter Griese versuchte später gekonnt mit seinem Planetenroman »Der lange Weg der SOL« die von H. G. Ewers eingebrachten Handlungsanklänge aufzulösen.

Sechzig Romanjahre mit Atlan, dem nicht wegzudenkenden Wegbegleiter Rhodans, haben dieses Science-Fiction-Epos unglaublich bereichert – vor allem durch die Kreativität von William Voltz, genannt »Willi«.

Als ich ihn an jenem 12. August 1967 zum ersten Mal in den Räumen der Physikalischen Fakultät der Universität Frankfurt im Rahmen des ersten offiziellen PERRY RHODAN-Cons traf, ahnte ich noch nicht, wie sehr diese Begegnung auch mein Leben verändern sollte.

Willi schrieb trotz seines unglaublichen Arbeitspensums niemals routiniert. Immer ließ er kleine Erlebnisse aus seinem Alltagsleben in die Geschichten einfließen. Ich glaube, es ist nicht übertrieben, wenn ich behaupte, er verfasste seine Geschichten mit Herzblut.

Technik und ihre Funktion waren dabei nicht das dominierende Element, eher ihre Auswirkungen auf das Schicksal seiner Charaktere. Und so waren es nie gigantische Raumschiffe, kosmische Schlachten und ausgefuchste Technologien, sondern die von ihm zu phantastischem Leben erweckten Wesen und deren Schicksal, das uns verzauberte.

Willi Voltz hat uns bewiesen, dass die PERRY RHODAN-Serie mit Atlan nicht nur ein Marketingprodukt, sondern auch eine Weltanschauung ist, ein Medium, das mithilft, unser Bewusstsein für mehr als nur die »Schulweisheiten« zu öffnen. Mir riet er immer wieder: »Verzettele dich nicht. Setze eine von deinen vielen Ideen konsequent um, und du hast Erfolg.«

Meine Atlan-Episoden für die PERRY-Comic-Serie sind vor diesem Hintergrund nur eine ganz kleine Ergänzung im ATLAN-Kosmos. Sie waren jedoch eine Chance, meine Begeisterung für Perry Rhodan und Atlan in gezeichnete Bilder umzusetzen.

Nach Einstellung der PERRY-Comics mit Band 129 hatte ich noch sieben weitere ATLAN-Episoden als Comic-Script verfasst: Atlan nach Aufbruch aus der Tiefseekuppel als Unterstützer eines kleinen Südsee-Inselvolkes, dem er nicht nur gegen menschliche Feinde beisteht, sondern auch gegen gefährliche körperlose Aliens auf der Suche nach Wirtskörpern. Diese Konfrontation setzt sich bis in die Anden fort, wo Atlan ein Transmittertor entdeckt, durch das mutierte Insekten einfallen und das Inkareich bedrohen. Durch dieses Dimensionstor dringt Atlan in die Lebenssphäre eines dämonischen Wesens vor.

Mit Hilfe von Artefakten eines untergegangenen Volkes kann Atlan die Erde vor einem ähnlichen Schicksal bewahren. Seine Begleiterin Galeta von der Südseeinsel wurde jedoch durch den »Untoten« infiziert. Sie nimmt sich das Leben. Atlan will sie vergessen, doch er ist sich bewusst: »Kann ein Unsterblicher überhaupt etwas vergessen?«

Nun … ich als inzwischen im Seniorenalter angelangter Sterblicher kann nur eins feststellen: Den nach terranischer »Romanzeitrechnung« 17 Jahre jüngeren Atlan kann ich ebenso nicht vergessen. Weiterhin viel Erfolg für alle, die diese phantastischen Geschichten weiterentwickeln und somit am Leben erhalten!

Perry Rhodan 3188: Die letzten Tage von Pordypor
Michelle Stern
PERRY RHODAN DIGITAL
ISBN/EAN: 9783845361888
1,99 €
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