Der Redakteur erinnert sich: PERRY RHODAN NEO auf dem WeltCon

17. Dezember 2018

Es war der zweite Tag des WeltCons, Samstag, 1. Oktober 2011, ich war – gefühlt – seit 24 Stunden ununterbrochen auf den Beinen, und am frühen Nachmittag kam ein Programmpunkt auf mich zu, bei dem ich nicht wusste, wie er die Besucher erreichen würde. Zusammen mit meiner Kollegin Elke Rohwer sollte ich auf die Hauptbühne des Mozartsaales stehen und mehr über das Geheimprojekt erzählen, in das ich einige Jahre Arbeit gesteckt hatte.

Bevor ich allerdings auf die Bühne gehen konnte, mussten wir in den Katakomben des Kongresszentrums »Rosengarten« in Mannheim die letzten Vorbereitungen treffen. Es gab Vorbesprechungen, unter anderem mit Mike Hillenbrand, unserem Moderator. Und es mussten einige Abläufe festgelegt werden.

Marc A. Herren und Heidrun Imo instruierten die Helfer. Diese sollten sich aufstellen, damit nach dem Geschehen auf der Bühne bald der Sonderband von PERRY RHODAN NEO verteilt werden konnte. Dabei durfte es kein Durcheinander gehen, unser Zeitplan war sehr knapp. »Jeder Helfer übernimmt eine Reihe«, ordnete Marc an.

Elke Rohwer unterbrach ihre Arbeit im hinteren Bereich des Kongresszentrums. Dort hatte sie mit einigen Helfer zusammen dafür gesorgt, dass Ehrengäste, Programmteilnehmer und Helfer immer etwas zu essen und zu trinken fanden. Ich stellte fest, dass sie ebenso nervös war wie ich. Noch einmal betrachteten wir das Manuskript, das ich erst am Wochenende zuvor erarbeitet hatte, buchstäblich auf dem letzten Drücker.

Dann stellten wir uns auf der Bühne auf, verborgen in einem Winkel hinter dem Vorhang. Mike Hillenbrand trat nach vorne, wie immer wirkte er wie die Ruhe in Person. »Auf die Bühne kommen nun zwei Mitglieder der PERRY RHODAN-Redaktion«, begann er. Er stellte mich als langjährigen Redakteur der Serie vor, dann Elke Rohwer, die seit Frühjahr 2011 als Redakteurin an Bord war.

Danach gab er einen Ausblick auf das, was wir erzählen wollten: »Und während Klaus N. Frick über die Vergangenheit und Gegenwart der PERRY RHODAN-Serie sprechen kann, ist Elke Rohwer diejenige, die den Ausblick auf eine ganz besondere Zukunft wagt – auf die von PERRY RHODAN NEO nämlich, der völlig neuen Serie, die das Perryversum in einem modernen Licht präsentiert.«

Darüber hinaus verwies er auf Marie Sann, die Comic-Künstlerin aus Berlin, die auf diesem WeltCon ihr Comic-Album »Frostfeuer« präsentierte. Für den WeltCon hatte sie den ersten Band von PERRY RHODAN NEO illustriert – ihre Bilder wurden hinter uns auf der Großleinwand gezeigt, während die Künstlerin live eine weitere Illustration zeichnete.

Nebeneinander traten Elke und ich ans Rednerpult. Der Saal war bis zum letzten Platz gefüllt – und es war vor allem komplett still. Die Con-Besucher warteten gespannt, Tausende von Augen richteten sich auf uns. Ich überwand mein Lampenfieber, nahm mein Manuskript fester zur Hand und legte los.

»PERRY RHODAN – das ist die Geschichte einer Menschheit, die bis in die ferne Zukunft reicht«, sagte ich. »Es ist eine Geschichte, die so erzählt wird und so erzählt wurde, dass sie zumindest theoretisch möglich ist.«

Ich ging auf die Anfänge der Serie zurück, erzählte »von vier kühnen Astronauten«, auch vom »Geschenk der Unsterblicheit, dem Traum vom Ewigen Leben.« Das Publikum blieb still. Auch wenn wenn ich eigentlich nichts Neues erzählte, fesselte es. Ich ging davon aus, dass sich die meisten der Anwesenden sehr gut mit der Serie auskannten.

Sie wussten, was ich meinte, wenn ich einen Satz wie diesen von mir gab: »Die klassische Geschichte von der Mondlandung, der Einigung der Erde und dem gemeinsamen Vorstoß der Menschen ins Universum – wir haben sie gelesen und gehört, wir haben sie gefühlt, wir haben sie miterlebt.«

Ich wusste, dass ich dazu neige, viel zu schnell zu sprechen und dabei auch noch zu nuscheln. Also konzentrierte ich mich sehr auf den Text, sagte die Worte so akzentuiert wie möglich. Hinter mir tauchten die Bilder auf der Leinwand auf, die Marie Sann gezeichnet hatte; ich konnte leider nicht sehen, wann was zu sehen war. Die zweieinhalbtausend Menschen vor mir schienen entweder auf mich oder die Leinwand zu starren.

»Die Geschichten sind kraftvoll, sie strahlen eine Energie aus, die über Jahrzehnte hinweg dazu beitrug, dass die Serie zum größten literarischen Ereignis des deutschen Sprachraumes wurde«, sagte ich. »PERRY RHODAN entwickelte sich aus einer recht unbedeutenden Heftromanserie über die Jahrzehnte hinweg zu einem Phänomen, das seinesgleichen sucht. Bis heute ...«

Ich drehte mich zur Seite, richtete meinen Blick auf Elke. Dann trat sie einen Schritt nach vorne, das Manuskript in der Hand. »PERRY RHODAN NEO ist eine klassische Science-Fiction-Überlegung«, sagte sie, und ich hatte das Gefühl, dass jeder im Saal den Atem anhielt …