Der Redakteur erinnert sich Der »Varganen«-Zyklus wird geplant

23. November 2023

Rainer Castor machte sich bei seiner Planung für die weiteren ATLAN-Bücher bereits Gedanken, wie man diese vermarkten könnte. Zwar spöttelte er gern über zu starke Marketing-Bemühungen und war der Ansicht, man müsste vor allem gute Romane schreiben – aber ihm war natürlich klar, dass man ohne Werbung und dergleichen nicht auskam.

In seinem Konzept vom Mai 2003 schlug er vor, die Buchausgaben 24 bis 30 als »Varganen«-Zyklus zu verkaufen. Die Bände 26 bis 28 könnte man sich darüber hinaus als einen Unterabschnitt vorstellen, den man »Mikrokosmos« oder auch »Mikrowelt« nennen müsste. Das erschien uns als zu kompliziert – wie sollte man das potenziellen Lesern klarmachen? –, weshalb wir das Thema sehr klein behandelten.

Für uns war es eindeutig: Wenn wir nicht den von Rainer angesprochenen Einzelband zum Thema Miracle veröffentlichen würden, sollte im Frühjahr das Buch 24 der Reihe erscheinen und den Titel »Der Henker der Varganen« tragen. Eher militaristisch würde Buch 25 klingen – »Schlacht um Trantagossa«. Diesen Band plante der Autor für den Herbst 2004.

In diese beiden Bücher wollte er jeweils fünf der klassischen Heftromane integrieren. Sie dürften, so schrieb er in seinem Konzept, »bei der Bearbeitung nicht mehr Probleme als die bisherigen Bände bereiten«. Danach würden allerdings die Schwierigkeiten beginnen, das war mir ebenso klar wie ihm selbst.

Die Romane mit der sogenannten Mikrowelt hatte ich als jugendlicher PERRY RHODAN-Fan gelesen, und ich fand sie damals zwar spannend, aber in sich nicht gerade schlüssig. Mir erschienen die Erklärungen, die von den Autoren geboten wurden – sofern es für die phantastischen Geschehnisse überhaupt eine Erklärung gab –, nicht glaubhaft genug. Wie würde Rainer Castor, der an sauber durchdachten Geschichten interessiert war, mit so einer Grundlage umgehen?

»HC 26 und 27 sind in der Konzeption mit jeweils sechs Heften vorgesehen«, schrieb er und verwies auf das »erhebliche Kürzungspotenzial« der jeweiligen Romane. Die zwei Bücher sollten »Im Bann des Mikrokosmos« und »Rückkehr in die Mikrowelt« heißen; die Titel sprachen für sich. »Herrscher im Mikrokosmos«, Buch 28 also, war wieder mit fünf Romanen geplant.

Auch für die Bände 29 –»Geheimprojekt der Varganen« – und 30 wollte er mehr Inhalt in ein Buch packen. Für das Buch 30 mit dem Arbeitstitel »Das Ende von Yarden« waren sogar sieben Hefte geplant. In seinen Hinweisen gibt es mehrfach Bemerkungen wie, etwas müsse »inhaltlich massiv nachbearbeitet werden«. Das klang alles andere als einfach.

Mich persönlich freute seine Vorausschau auf das Buch 31. »Im Dienst Orbanaschols« klang schon interessant – aber tatsächlich fand ich die Überlegung spannend, einen »Sonderband Lebo Axton« zu machen. Die Figur hatte mich begeistert, als ich selbst die ATLAN-Heftromane gelesen hatte, die ich mir in den frühen 80er-Jahren auf dem Flohmarkt nachgekauft hatte.

Rainer Castor versuchte die Zusammenhänge in seinem Arbeitspapier kurz zusammenzufassen: »Im Bereich der Romane mit wöchentlichem Wechsel (Nr. 136 bis 175) gab es z.T. eine enge Verzahnung zwischen Atlans Jugendabenteuern und denen der USO, aus denen wiederum durch den Einsatz der Traummaschine der USO-Spezialist Sinclair Marout Kennon als Lebo Axton mit Einzelabenteuern ab Nr. 176 eingebunden wurde.«

Wir hatten darüber diskutiert, welche Rolle diese doch sehr eingeständige Handlung in den Büchern haben sollte. Selbst wenn ich die einzelnen Hefte gern gelesen hatte, waren sie doch eher schwer in das Gesamtgefüge des Zyklus einzubinden. Rainer Castor sah das allerdings anders – und er hatte recht.

»Seine zentrale Rolle im Zusammenhang mit den Ereignissen im Arkonsystem selbst sowie bei Orbanaschols Tod am Ende der Jugendabenteuer lässt leider eine völlige Streichung dieser Einzelabenteuer nicht zu – ganz abgesehen davon, dass gerade diese Hefte von H. G. Francis seinerzeit großen Anklang fanden.«

Dagegen konnte und wollte ich nichts sagen. Und so blieb eine Handlungsebene in den ATLAN-Büchern, die ich selbst als jugendlicher Leser gemocht hatte – das gefiel mir.

Rainer ließ es in seiner Konzeption nicht an kritischen Anmerkungen fehlen. Ihm war bewusst, dass viele der klassischen ATLAN-Romane ihre Schwächen hatten. Die konnte man nicht wegdiskutieren und auch nicht einfach streichen. Allerdings waren die Geschichten aus der Vergangenheit des Arkon-Imperiums stets spannend, und das sollten sie auch in der Bearbeitung bleiben.

Wir schlossen uns seinen Plänen weitestgehend an. Sabine Kropp als verantwortliche Redakteurin arbeitete intensiv mit dem Autor zusammen, gleichzeitig wurden die Überlegungen zu den Varganen anderweitig genutzt. Parallel zur Arbeit an den ATLAN-Büchern wurde beispielsweise an einer neuen ATLAN-Miniserie gearbeitet. Diese trug den Titel ATLAN-Obsidian, und in ihr spielten die Varganen sowie ihre Geheimnisse ebenfalls eine Rolle.

Rainer Castors Konzeption stammte vom Mai 2003, und der erste Band des »Varganen«-Zyklus kam im Frühjahr 2004 in den Handel. Im Mai 2004 startete ATLAN-Obsidian im Heftroman-Format. Es gab also durchaus Synergien zwischen den Hardcover-Bänden und Heftromanen …

Klaus N. Frick

 

 

Atlan - Obsidian-Zyklus (Sammelband)
Kneifel, Hans/Thurner, Michael Marcus/Frenz, Bernd u a
PERRY RHODAN DIGITAL
ISBN/EAN: 9783845333526
9,99 €
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