Die Welt der geheimnisvollen Luftpiraten ist irgendwo weit über unserer Erde. Die Luftpiraten hausen in ihren Luftlöchern, können mit ihren Flügelfüßen durch die Luft hutzeln – oder surfen –, sie können mit ihrem Auge sogar Blitze schleudern, und sie gelten im Allgemeinen als lautstark und streitsüchtig.
Von den Luftpiraten erzählt ein Kinderbuch des Schriftstellers Markus Orths, das 2020 erschienen ist. Orths hat schon zahlreiche Romane veröffentlicht, darunter auch Science Fiction; sein »Luftpiraten« war offensichtlich der erste Ausflug in den Bereich des Kinderbuches. Damit hat er ein phantastisches Abenteuer voller farbenprächtiger Ideen geschrieben.
Orths zeigt die Welt der Luftpiraten, die hoch in den Wolken über der Erde leben. Wir Menschen können sie nicht sehen, wir können nur die Auswirkungen ihrer Streitigkeiten – das sind etwa die Blitze oder ist der Donner – wahrnehmen. Luftpiraten streiten gern, sie gehen grob und unhöflich miteinander um. Gleichzeitig sind sie in der Lage, mit ihren Flügelfüßen durch die Luft zu spazieren, auf den Wolken miteinander zu kämpfen oder eines der wunderlichen Tiere der Lüfte zu reiten.
Es ist eine phantastische Welt, und sie steckt voller Details, die ein Kind zum Staunen bringen sollten und die einen Erwachsenen amüsieren. Es mangelt nicht an Wortschöpfungen und gelungenen Sprachbildern, das ist alles wunderbar gemacht. Und in diese Welt setzt der Autor ein großes Drama.
Eine der Hauptfiguren ist Adiaba, ein Lehrer. Sein Job ist, den Kindern in der Schule vor allem beizubringen, wie sie unhöflich und gewalttätig sein können. Dann bekommt er ein Kind – die Details lasse ich hier weg –, den netten und freundlichen Zwolle. Wie Zwolle aufwächst, wie er in die Schule kommt und was danach an Verwicklungen auf Zwolle und Adiaba zukommt, das alles erzählt der Roman in einer turbulenten, sehr phantasievollen Handlung.
Dabei bereisen Zwolle und seine Begleiter später sogar die mysteriöse Milchstraße, durchqueren das Weltall und erleben allerlei Abenteuer zwischen Zeit und Raum. (Wer nur beinharte Science Fiction mit beinharter Wissenschaft als Grundlage mag, wird bei alledem seine Probleme haben. Das ist aber eine phantastische Geschichte, und sie kümmert sich eben nicht um die wissenschaftlichen Regeln.)
Der Autor hat seine Freude am Fabulieren. Die Lektüre macht Spaß, das Vorlesen übrigens ebenfalls. Junge Leser und Leserinnen kommen bei den vielen ungewöhnlichen Ideen auf ihre Kosten, auch Erwachsene dürften sich amüsieren.
Nun kommt ein eher persönlicher Einschub: Ich gestehe, dass ich mit einigen Dingen in diesem Buch meine Probleme hatte: Der Autor neigt zu Halbsätzen, die manchmal nur aus drei Wörtern bestehen und dicht aufeinander folgen. Das kann man machen, mich nervt es jedoch irgendwann, und ich kann mir nicht vorstellen, dass das aus rein pädagogischen Gründen für Jungleser so gut ist. Das Lieblingswort des Autors ist übrigens »jetzt«, und man hätte es zu 90 Prozent ersatzlos streichen können – da war das Lektorat sehr zaghaft.
Aber das ist meine persönliche Sicht der Dinge, und sie hat nichts damit zu tun, dass das Buch randvoll mit originellen Ideen ist. Aus diesem Grund möchte ich es empfehlen: eine tolle Lektüre für Kinder und ein schönes Vorlesebuch für Erwachsene!
Der schöne Hardcover-Band ist 256 Seiten stark und mit vielen farbigen Illustrationen ausgestattet. Man kann ihn mithilfe der ISBN 978-3-76415155-3 überall im Buchhandel kaufen; er kostet 14,95 Euro. Das E-Book gibt es für 12,99 Euro.
Die ungekürzte Lesung ist als Box mit fünf CDs bei Random House Audio erschienen; gelesen wird es von dem bekannten »Tatort«-Schauspieler Axel Prahl, und als Preis werden 14,99 Euro empfohlen.
Hier geht es zur Leseprobe.
Klaus N. Frick
