Die Woche der Krimi-Tipps (Teil 5) Robert B. Parker: Drei Kugeln für Hawk

22. April 2016

Krasser Krimi-Kracher

Eigentlich gibt es für Krimis gewisse Regeln, an die sich die Autoren zu halten haben. Eine davon ist, dass ein Privatdetektiv – wenn ein solcher die Hauptperson ist – immer mal wieder am »Rande des Gesetzes« ermittelt und sich deshalb auch mal mit der Polizei anlegt, dass er aber stets zu den »Guten« gehört und gegen das Verbrechen an sich kämpft.

Daran hat sich der Autor Robert B. Parker eigentlich immer gehalten. Die Romane seiner »Spenser«-Reihe zeigen einen Privatdetektiv, der meist für »kleine Leute« und gegen das organisierte Verbrechen antritt.

In dem Roman »Drei Kugeln für Hawk« bricht der Autor allerdings diese Regel. Hier geht sein Ermittler eine Reihe von unheilvollen Allianzen ein, die allen möglichen Regeln folgen, nur nicht denen des Gesetzes. Dass am Ende des Romans rund zwanzig Leichen auf den Straßen liegen, passt ins Bild – selten war ein »Spenser«-Krimi so amoralisch, selten aber auch so hart und spannend zugleich.

Was ich an der Reihe schon immer geschätzt habe, ist die Tatsache, dass sich die einzelnen Romane völlig unabhängig voneinander lesen lassen. Klar ist der Serienfan im Vorteil, der weiß, wie die einzelnen Hauptpersonen erstmals aufeinander gestoßen sind, welche Rolle welche Gangster in anderen Fällen gespielt haben und warum der Held sich eigentlich mit allen möglichen Leuten zwar nicht gerade gut versteht, mit ihnen aber gut kommunizieren kann. Aber man braucht diese Informationen nicht, um »Drei Kugeln für Hawk« für mitreißend zu halten.

Zur Handlung nur so viel: Parkers guter Freund Hawk hat sich als Leibwächter engagieren lassen und geriet ins Fadenkreuz von Gangstern. Der Mann und dessen Familie, die er beschützen sollte, wurden ermordet, während er schwerverletzt überlebte. Nur langsam kämpft sich Hawk ins Leben zurück, dabei schmiedet er Rachepläne.

Es ist aber klar: Allein kann er nicht gegen eine Gangstergruppe antreten. Er benötigt Freunde. Einer davon ist Parker, der damit die vorher genannte Grenze überschreitet. Die anderen »Freunde« sind Kriminelle – im Prinzip spielen Hawk und Parker verschiedene Gruppen von Mafiosi gegeneinander aus, sind also alles andere als gesetzestreu.

(Dass der Autor ganz nebenbei noch die eine oder andere Aussage über den alltäglichen Rassismus einstreut, gefällt mir gut. Noch besser gefällt mir, dass diese Aussagen ohne erhobenen Zeigefinger erhoben werden, sondern stets im typisch lakonischen Dialogstil eingestreut werden. Das macht sie klarer, nachvollziehbarer und vor allem »echter«.)

Ich kann nicht einmal sagen, ob »Drei Kugeln für Hawk« einer von den besonders guten Parker-Romanen ist oder ob man ihn als Durchschnitt einordnen kann. Ich fand ihn spannend, ich ließ mich von den trockenen Dialogen und der knackigen Action packen und war wieder einmal von der Art beeindruckt, wie der Autor seine Figuren von einer brenzligen Situation in die andere schickt. Sehr schön!

Erschienen ist der Roman als Taschenbuch im Pendragon-Verlag; er umfasst 224 Seiten und kostet 10,99 Euro. Die ISBN 978-3-86532-434-4 ist bei einer Bestellung im Buchhandel behilflich; man kann »Drei Kugeln für Hawk« auch bei Versendern wie Amazon bestellen. Den Roman gibt’s selbstverständlich auch als E-Book, unter anderem für den Kindle. In dieser Form kostet er 8,99 Euro.

Klaus N. Frick