Die Redaktion empfiehlt: Geof Darrow / Dave Stewart: The Shaolin Cowboy Ein Mann und zwei Motorsägen

22. November 2016

Ich kann mit Splatter nichts anfangen: Weder schaue ich mir Splatter-Filme an, noch mag ich Literatur, in denen die Freude an Folter und Mord zelebriert wird. Der Comic »The Shaolin Cowboy« allerdings, in dem es praktisch keine Texte gibt, dafür umso mehr Splatter-Bilder, hat mich geradezu umgehauen.

Aus diesem Grund spreche ich eine klare Empfehlung aus: Selten habe ich eine solche Ansammlung von groben Bildern gesehen, dieser Comic geht wirklich ganz neue Wege. Allerdings sollte man ihn nur anschauen, wenn man einen kräftigen Magen hat und sich nicht so leicht erschüttern lässt. Und man sollte sich klarmachen, dass dieser Comic ganz offensichtlich nicht ernst gemeint ist.

Doch erst einmal der Reihe nach ... Zu »The Shaolin Cowboy« gibt es tatsächlich eine Vorgeschichte. Diese wird in der Einleitung zu diesem Comic erzählt – auf insgesamt zwei Seiten, die so kleingedruckt sind, dass ich mir überlegte, sie mithilfe einer Lupe zu lesen. Aber streng genommen ist sowieso alles, was in diesem Text steht, ein höherer Blödsinn, der nur dazu dient, den eigentlichen Zombie-Comic in eine halbwegs nachvollziehbare Geschichte einzubetten.

Die beginnt nämlich damit, dass der Shaolin-Cowboy – ein asiatisch aussehender Mann in Cowboy-Klamotten – es schafft, die Erdoberfläche zu erreichen, irgendwo in einem wüstenähnlichen Landstrich im Süden der USA. Dummerweise folgen ihm Unmengen von lebenden Toten, die natürlich nichts anderes im Sinn haben, als ihn sowie alle anderen Menschen zu töten und zu fressen. Dazu kommt noch ein Auto mit einer Handvoll durchgeknallter Leute, die irgendwie im Weg sind – vor allem aber läuft es auf einen vernichtenden Kampf hinaus, den der Cowboy gegen die Unmengen von Zombies zu führen hat.

Dabei sind ihm Anfangs zwei Motorsägen behilflich, später schafft er es nur mit seinen Händen und Füßen, die Gegner reihenweise zu vernichten. Von »töten« lässt sich bei den bereits toten Menschen ja nicht reden. Das klingt in dieser Beschreibung schon ziemlich eklig, ist es auch beim eigentlichen Comic.

Die Geschichte ist kurz und absurd, die Bilder sind drastisch und irgendwie echt genial. Ich habe noch nie so viele derbe Bilder in einer ununterbrochenen Reihenfolge gesehen: nackte Menschen in allen Phasen des Verfalls, hingemetzelt durch Motorsägen, Tritte und Handkantenschläge. Der Zeichner lässt es nicht an Details mangeln; die Leichen sind beeindruckend »individuell« gestaltet. Am Stück betrachten konnte ich das nicht, von »lesen« kann angesichts der nicht vorhandenen Story ohnehin keine Rede sein.

Ich muss ehrlich sagen: Bei diesem Comic von Geof Darrow kommen vor allem jene Leute auf ihre Kosten, die knallige Bilder und einen unglaublich schrägen Humor mögen. Fans von »The Walking Dead« und anderen Zombie-Fernsehserien sollten ebenfalls auf ihre Kosten kommen.

Wer sich auf den »Shaolin Cowboy« einlässt, bekommt auf jeden Fall ungewöhnliche Comic-Kunst geboten. Der Verlag hat von dem Band nur eine limitierte Auflage produziert, was auch den Preis erklärt. Das Hardcover-Album ist bei Cross Cult erschienen, umfasst 144 Seiten und kostet 25 Euro. Wer sich ein wenig auf den Inhalt vorbereiten möchte, hat die Gelegenheit dazu mit einem Trailer – den gibt es auf der Webseite des Verlages sowie bei Youtube.

Bestellen kann man den Band überall im Comic- und Buchhandel, die ISBN 978-3-86425-838-1 ist dabei behilflich. Selbstverständlich führen ihn auch Online-Versender wie Amazon.

Klaus N. Frick