Die Redaktion empfiehlt: Drei Fantasy-Werke, die man kennen sollte

Weil der Sommer mit seinen langen Tagen und lauen Nächten dazu einlädt, endlich mal ein dickes Buch zu lesen, für das man sonst keine Zeit hat, empfehle ich heute drei Fantasy-Romane. Es handelt sich jeweils um Werke, die man meiner Ansicht nach kennen sollte.

Der deutschsprachige Fantasy-Klassiker: Stein und Flöte

1983 veröffentlichte der Schriftsteller Hans Bemmann einen dickleibigen Roman, der Elemente des klassischen Märchens mit Fantasy verknüpfte. Schon damals wurde er gefeiert – ich las ihn zuerst nicht, weil er mir zu umfangreich erschien. Bei einer längeren Reise hatte ich dann die Taschenbuchausgabe im Gepäck, die ich mit wachsender Begeisterung durchschnmökerte. Seither las ich das Buch kein zweites Mal – die Zeit, die Zeit ... –, möchte es aber für die Sommerwochen denjenigen empfehlen, die in einen Phantastik-Klassiker eintauchen möchten.

Hauptfigur ist ein junger Mann namens Lauscher, der in einer Welt wohnt, in der märchenhafte Elemente ganz normal sind. Er bekommt einen Stein und eine Flöte als Geschenk, und mit diesen Gaben zieht er durch die Welt, trifft auf Fremde, lernt Freunde kennen, wird in Konflikte verwickelt, scheitert an vielem, was er unternimmt, und wächst doch an seinen Aufgaben. »Stein und Flöte« verweigert sich den Konventionen der üblichen Fantasy: Es gibt weder Orks noch Elfen und dergleichen, es ziehen keine großen Heere durch das Land. Stattdessen erzählt der Autor auf zurückhaltende und dennoch spannende Weise von Menschen und Magie ... toll!

Den Roman gibt's derzeit in einer schönen Taschenbuchausgabe bei Piper – eine echte Empfehlung für herrliche Sommerlesetage!

Der britische Fantasy-Klassiker: Die Borribles

Als ich die drei Einzelbände der »Borribles«-Trilogie zum ersten Mal las, war ich hin und weg: Die drei Romane spielen im London der 80er-Jahre, aber in einem London, das sich parallel zu unserer Welt entwickelt hat. Im Untergrund der Stadt ist nämlich eine Subkultur mit eigenen Sitten und Gebräuchen entstanden. Gemeint sind die Borribles – ursprünglich Kinder, die sich anders entwickelt haben, denen spitze Ohren gewachsen sind, die irgendwann einmal gespürt haben, dass sie nicht »normal« sind.

Diese Kinder schließen sich den Banden der Borribles an, die ein unbeschwertes Leben führen un d sich einer gesetzlosen Kultur verschrieben haben. Ihre Feinde sind die Polizei und die Ämter, die sie am liebsten in »normale« Menschen verwandeln würden. Daneben aber gibt es die echten Feinde, die Rumbels, mit denen sie Krieg führen müssen.

Michael de Larrabeiti ist Jahrgang 1934; der in London lebende Autor schrieb Krimis und Erzählungen, wurde aber vor allem durch seine »Borribles«-Trilogie berühmt. Alle drei Bücher sind spannend und abwechslungsreich. Auch wenn die Hauptfiguren eigentlich Kinder sind, ist es keine »echte« Kinder- oder Jugendliteratur. Bei Klett-Cotta gibt es alle drei Bände in einer schönen Gesamtausgabe, die ich unbedingt empfehlen möchte.

Der amerikanische Fantasy-Klassiker: Kreuzzug des Bösen

Mit Kane schuf der amerikanische Autor Karl Edward Wagner eine Heldenfigur, die für die klassische »Schwert und Magie«-Fantasy ebenso stilprägend ist wie Conan, die Schöpfung von Robert E. Howard. Im Golkonda-Verlag werden die Geschichten und Romane um den unsterblichen Kämpfer Kane seit einiger Zeit in einer schönen Paperback-Ausgabe veröffentlicht. Ich empfehle ausdrücklich den zweiten Band der Reihe, der den Titel »Kreuzzug des Bösen« trägt.

Zum Inhalt: Der Prophet eines uralten Gottes beginnt seinen Kreuzzug gegen den Rest der Welt. Seine Heere plündern und vernichten, sie lassen buchstäblich nichts auf ihrem Marsch zurück. Auch Kane schließt sich dem Schwarzen Kreuzzug an. Doch er hat seine eigenen Pläne und glaubt weder an die Götter noch an die Prophezeiungen ...

Der Roman ist spannend und mitreißend, bietet jedoch keine einzige positive Figur. Aber er zeigt, dass auch »Sword & Sorcery« ihre eigene Faszination entfalten kann.

Klaus N. Frick