Die Redaktion empfiehlt: »Afterparty« von Daryl Gregory Abgefahrene Science Fiction aus der nahen Zukunft

11. April 2018

Drogen, Religion und die nahe Zukunft – das ist ein Cocktail, aus dem seit den 60er-Jahren immer wieder aufregende Science-Fiction-Romane entstanden sind. »Afterparty« bildet da keine Ausnahme; doch der Roman des amerikanischen Schriftstellers Daryl Gregory geht einen Schritt weiter: Er vermengt Elemente des Thrillers mit denen der Science Fiction, das aber so formuliert, dass man den Roman locker als politischen Kommentar zu aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen lesen kann.

Die Handlung spielt in einer nahen Zukunft, die nicht genau definiert worden ist. Zwar ist sie in Toronto angesiedelt, sie könnte aber auch in jeder anderen Metropole der westlichen Welt verortet werden. Aus der Sicht mehrerer Menschen zeigt Gregory eine Welt, die offenbar aus den Fugen geraten ist. Dass man an buchstäblich jeder Ecke Drogen kaufen kann, ist dafür nicht der Grund, sondern eher das Ergebnis.

Als stärkste Droge von allen erweist sich offenbar Numen. Weil die Neurochemikerin Lyda Rose zu viel davon zu sich genommen hat, entwickelt ihr Unterbewusstsein einen Engel, den sie als Dr. Gloria bezeichnet. Dieser Engel begleitet sie künftig, was dazu führt, dass man sie in eine psychiatrische Anstalt steckt. Doch als sie erkennt, dass sich Numen in der Welt außerhalb der Anstalt mit rasanter Geschwindigkeit verbreitet, weiß sie, dass sie handeln muss. Sie verlässt die Psychiatrie, sucht sich eine Verbündete und sucht nach einem Weg, die Sucht nach Numen zu stoppen.

Die Reise der Chemikerin durch die USA und durch Kanada wird zu einem schrägen Roadtrip in eine Welt der nahen Zukunft. Aus Lydas Sicht erfahren die Leser mehr über eine Gesellschaft, in der Drogen alltäglich sind und sich viele Menschen hinter ihren Bildschirmen verbarrikadiert haben. Jemand setzt sich aber auf ihre Spuren, eine hektische Verfolgungsjagd beginnt ...

Tatsächlich ist es nicht einfach, die Handlung dieses Romans zusammenzufassen. Die Geschichte wird auf mehreren Ebenen erzählt, es geht auch in der Zeit zurück. Dass gelegentlich Gott – oder eben ein Gott – auftaucht und mit den Menschen spricht, ist für die Figuren des Romans kaum verständlich, sicher auch nicht für alle Leser ...

Mit »Afterparty« ist Daryl Gregory ein Roman gelungen, den ich sehr spannend fand. Ständig passiert etwas: Für die Freunde rasanter Action gibt es Verfolgsjagden und Kämpfe, für die Freunde schräger Situationskomik gibt es sehr komische Dialoge, und wer sich für Science Fiction interessiert, die aktuelle Themen in die nahe Zukunft verlagert, ist hier sowieso gut beraten. Übrigens ist der Roman sicher ein Thema für Menschen, die sich sonst nicht so sehr für Science Fiction interessieren – er funktioniert wunderbar als abgefahrener Krimi.

Übersetzt wurde »Afterparty« übrigens von Frank Böhmert. Der Autor hat bekanntlich mehrere PERRY RHODAN-Romane geschrieben, die sich durch ihre originelle Sicht auf das größte Science-Fiction-Universum der Welt auszeichneten. Bei »Afterparty« zeigt sich erneut die sprachliche Vielfalt des Schriftstellers und Übersetzers – den abgedrehten Stil des Amerikaners bringt Böhmert hervorragend auch in der deutschen Sprache zur Geltung. Starke Leistung für starke Science Fiction.

Der Roman erschien als Taschenbuch bei Fischer TOR. Er ist 400 Seiten stark und kostet 9,99 Euro. Mithilfe der ISBN 978-3-596-03453-6 kann man ihn in jeder Buchhandlung bestellen, ebenso bei Versendern wie dem PERRY RHODAN-OnlineShop. Neben dem Taschenbuch gibt es auch E-Book-Version, die ebenfalls 9,99 Euro kostet.

 

Klaus N. Frick

Leider stehen derzeit keine Daten zum Titel zur Verfügung. (9783104036038)

Afterparty
Gregory, Daryl
Fischer TOR
ISBN/EAN: 9783596034536