Christophe Bec / Michel Rouge: Gunfighter 1 Starker Start in einen neuen Western-Comic

23. April 2020

Ich finde »Name-Dropping« ja eigentlich unnötig, in diesem Fall aber muss ich damit anfangen: Bei »Gunfighter«, der neuen Western-Serie, arbeiten zwei Comic-Künstler zusammen, die ich beide schätze. Michel Rouge ist für die Bilder verantwortlich – ihn kenne ihn von seiner Arbeit bei »Comanche« und »Marshal Blueberry«, er ist tatsächlich ein Altmeister des Western-Comics. Und Christophe Bec ist einer der Texter, von denen ich in den vergangenen Jahren mehrere spannende Comic-Serien aus den unterschiedlichsten Genres gelesen habe.

Deshalb war ich sehr gespannt auf den ersten Band der Serie. »Gunfighter« ist vor einiger Zeit im Splitter-Verlag erschienen, und ich habe ihn mit großem Vergnügen gelesen. Die Geschichte spielt in Colorado, sie ist gewissermaßen ein Spät-Western: Probleme mit den Indianern gibt es offenbar nicht mehr, die Rancher unterhalten riesige Rinderherden auf großen Ländereien.

In dieser Phase werden Zäune gezogen; es geht um handfeste wirtschaftliche Interessen. Und diese wirtschaftlichen Konflikte werden teilweise mithilfe von Revolvermännern ausgetragen, den Auftragskillern dieser Zeit.

Die eigentlichen Helden der Geschichte sind zwei junge Rancher, die gemeinsam versuchen, ihre Rinderzucht erfolgreich zu betreiben. Ein sogenannter Rinderbaron – also ein Mann, dem eine große Ranch mit zahlreichen Rindern gehört – erweist sich als ihr Gegenspieler. Er möchte sein Imperium ausdehnen, will mehr Land übernehmen und so seine Macht auch langfristig sichern.

Die zwei jungen Rancher helfen einem Mann, den sie schwer verwundet auf ihren Ländereien finden, ohne etwas über ihn zu wissen. Wie sich herausstellt, handelt es sich bei ihm um einen Revolverkämpfer. Mit ihm an ihrer Seite sieht die Lage für die jungen Rancher auf einmal nicht mehr so kritisch aus. Aber wollen sie wirklich mit Waffengewalt gegen den Rinderbaron antreten?

Als routinierter Autor steuert Christophe Bec den Comic so, wie man es von ihm erwartet. Die Geschichte entwickelt sich schnell, wenngleich ein wenig vorhersehbar; ebenso schnell wird klar, wer zu den »Guten« und wer zu den »Bösewichten« gehört. Bec zeigt ein klassisches Western-Szenario, das ich mir auch gut in einem spannenden Film vorstellen könnte: Die Bedrohung für die Helden steigert sich, es gibt politische Verwicklungen. Interessant sind die Einblicke in das Leben auf einer Ranch: Rinder müssen gefangen, Wetterkapriolen ausgehalten werden.

Michel Rouge illustriert diese Geschichte im klassischen Stil frankobelgischer Abenteuer-Comics. Die Personen sind realistisch gezeichnet, ebenso die Tiere, die Landschaft oder die Häuser. Dialogszenen schafft der Künstler nach wie vor ebenso gut wie Action oder einfach schöne Landschaftsbilder. Man merkt, dass Rouge eine große Erfahrung hat, solche Western-Szenarien zu erzeugen, und offenbar hatte er einigen Spaß dabei.

Wer klassische Comics wie »Leutnant Blueberry« oder »Comanche« gern gelesen hat, wird an »Gunfighter« allein schon wegen der Bilder seine Freude haben. (Ich empfehle den Blick auf die Leseprobe, die auf der Internet-Seite des Verlages bereit steht.)

Klar: Das Western-Genre wird mit »Gunfighter« nicht neu erfunden; damit ist auch nicht zu rechnen. Der Autor und der Künstler liefern eine neue Variante zu längst bekannten Themen. Das machen sie aber so gut, dass vor allem die Leser zufrieden sein sollten, die Western-Comics schon immer mochten. So ging es zumindest mir – ich warte gespannt auf die weiteren Teile.

Der erste Band von »Gunfighter« liegt als schöner Hardcover-Band vor, der 56 Seiten umfasst und 16,00 Euro kostet. Zu kaufen ist er überall im Comicfach- und Buchhandel, ebenso bei Versendern wie dem PERRY RHODAN-OnlineShop. Manchmal ist die ISBN 978-3-96219-400-0 bei einer Bestellung durchaus sinnvoll.

Klaus N. Frick

Gunfighter 1
Bec, Christophe
Pabel Moewig Verlag KG
ISBN/EAN: 9783962194000
16,00 €
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