Interview mit Robert Corvus "NEO ist wie eine Heimkehr zu den Sternen" - Teil zwei

27. November 2013

Mit seinem Roman »Das Gift des Rings« gibt Robert Corvus seinen Einstieg bei PERRY RHODAN NEO. In einem Interview gibt er Auskünfte zu seinen Lesegewohnheiten und zu seinen Zielen bei PERRY RHODAN. Die Fragen stellte Klaus N. Frick.

Aufgrund der Länge des Interviews bringen wir es in zwei Teilen: Gestern kam der erste, heute ist der zweite Teil an der Reihe.

Klaus N. Frick: Und jetzt PERRY RHODAN NEO – wie verlief die Zusammenarbeit mit dem Exposéautor Frank Borsch und den Kollegen?

Robert Corvus: Die Abläufe in einem Verlagshaus wie VPM waren für mich neu. Bislang hatte ich stets selbst die Exposés für meine Romane verfasst, zum Teil komplettiert mit einem Weltentwurf, diese bei einem Lektorat eingereicht und auf eine Zusage gehofft. Da man in den Verlagen nicht gerade händeringend auf die nächste unverlangte Einsendung wartet, war manchmal mein Manuskript fertig, bevor die Antwort eintraf.

Bei PERRY RHODAN erscheint seit über einem halben Jahrhundert jede Woche ein Heftroman ‒ pünktlich, ohne Aussetzer. Selbstverständlich sind da Erfahrungswerte gewachsen, die in optimierten Abläufen ihren Niederschlag finden. Dieses feingetaktete Ineinandergreifen von Exposéautor, Redakteur, Lektor und Marketing mit exakt definierten Aufgabenbereichen war für mich ebenso eine Horizonterweiterung wie die inhaltliche Arbeit an einem Roman, dessen Handlung eng mit den anderen Episoden von PERRY RHODAN NEO verzahnt ist. Für mich ist unvorstellbar, wie das zu Zeiten geklappt hat, in denen man die Texte nicht per eMail austauschen konnte und es keine gemeinsame Datenablage in einer Cloud gab. Diese Dinge haben sich als dermaßen hilfreich erwiesen, dass ich sie mit dem Etikett »unverzichtbar« versehen würde, wenn ich nicht wüsste, dass es früher anders gegangen sein muss.

Die für die Serie Verantwortlichen haben mich herzlich aufgenommen. Ich bekam eine aktuelle Staffel PERRY RHODAN NEO, um mich einzulesen, und zu dem Exposé für »Das Gift des Rings« gab es vier lange Telefonate mit Frank Borsch, mit dem ich wunderbar das Spiel »Trete ein Handlungselement in die Tonne und ersetze es durch ein besseres« spielen konnte. Auf Nachfragen per eMail bekam ich am gleichen Tag Antwort, was ungewöhnlich ist, wenn man die Arbeitslast im Team bedenkt. Das gilt nicht nur für den Exposéautor, sondern für alle, die irgendwie an »Das Gift des Rings« beteiligt sind. Sprich: Sollte ich es vergeigt haben, mangelt es mir an einer Ausrede ‒ bei so viel Hilfestellung wäre das dann allein meine Schuld.

Zu den anderen Autorinnen und Autoren wünsche ich mir mehr Kontakt, als ich bislang aufbauen konnte. Bei der Autorenkonferenz zu PERRY RHODAN NEO war ich noch nicht auf dem Radar, sodass ich nicht teilnehmen konnte, und einen guten Vorwand zur Kontaktaufnahme hatte ich bisher nur bei Rüdiger Schäfer, der mir prompt mit einer Zeichnung zum Wappen des Arkonidischen Imperiums unter die Arme gegriffen hat. Einige Kolleginnen und Kollegen kenne ich bereits flüchtig aus der Szene, andere durfte ich auf dem Galaktischen Forum 2013 kennenlernen. Aber da soll meine Vernetzung noch besser werden ‒ keine Frage.

Klaus N. Frick: Bist du gut in das Neoversum hineingekommen, oder hattest du im Kopf noch zu viele Erinnerungen an das klassische Perryversum?

Robert Corvus: Nachdem ich in meiner Jugend einige Hundert PERRY RHODAN-Heftromane, ein paar Dutzend Planetenromane und den ein oder anderen Silberband gelesen hatte, war ich »satt« und die Erstauflage war damals zu pazifistisch für einen jungen Burschen, der gern möglichst viele Raumschiffe in möglichst großen Explosionen auseinanderfliegen sah. Deswegen ist das klassische Perryversum bei mir »sedimentiert« ‒ ich habe die Erinnerung daran, aber der aktuelle Bezug ist der eines Beobachters von außen. Den ein oder anderen Programmpunkt auf einem Con höre ich mir an, und natürlich gibt es informative Gespräche auf dem Kölner PERRY RHODAN-Stammtisch.

Als dann die Überlegungen zu meinem Einstieg bei PERRY RHODAN NEO Substanz gewannen und ich in der Folge an meinem Seriendebüt arbeitete, las ich etwa dreißig Taschenhefte. Dabei war das Lesegefühl, das ich mit 14 beim Einstieg in PERRY RHODAN hatte, sofort wieder präsent. Und das, obwohl ich mich im vergangenen Vierteljahrhundert natürlich ebenso verändert habe wie meine Lesegewohnheiten. Wenn das Feeling gleich ist, bedeutet das, dass auch PERRY RHODAN NEO die Entwicklungen aufgenommen und PERRY RHODAN ins Jahr 2013 geholt hat.

Was mir besonders auffällt, ist das positive Zukunftsbild, das sowohl im Perryversum als auch im NEOversum gezeichnet wird. Für gewöhnlich beginne ich keinen meiner Romane unter zwölf Toten, aber bei PERRY RHODAN NEO werden viele Konflikte durch Verständigung und Kooperation gelöst. Auch das erinnert an die klassische Serie. Für mich gilt deshalb: NEO ist wie eine Heimkehr zu den Sternen.

Klaus N. Frick: Wie soll es eigentlich nach dem ersten Roman weitergehen?

Robert Corvus: Zunächst einmal möchte ich mein Seriendebüt gebührend feiern. Am 11. Dezember werde ich eine Lesung aus »Das Gift des Rings« machen (im Hiveworld in Köln, Mauritiussteinweg 96, Beginn 20 Uhr, Eintritt frei). Da hoffe ich, einige PERRY RHODAN NEO-Fans kennenzulernen. Auf meiner Homepage www.robertcorvus.net soll mit Erscheinen des Taschenhefts eine kleine Überraschung für die Fans online gehen, und auch im NEO-Teil des PERRY RHODAN-Forums möchte ich den Kontakt suchen.

Am Rande der Frankfurter Buchmesse habe ich mit Frank Borsch besprochen, wie meine weitere Mitarbeit bei PERRY RHODAN NEO aussehen wird. Das ist schon sehr konkret: Das nächste Exposé wurde bereits abgestimmt, der Abgabetermin für das Manuskript liegt eine Woche nach dem Erscheinen von »Das Gift des Rings«. Ich hoffe, PERRY RHODAN NEO zu einem festen Bestandteil meiner schriftstellerischen Tätigkeit machen zu können. Derzeit stehen dafür alle Ampeln auf Grün.

Klaus N. Frick: Danke für die freundlichen Antworten!

Robert Corvus: Ich danke für das nette Interview und bin gespannt auf meine Reise durch das NEOversum ‒ und vor allem auf die Fans!