Zwei Abstecher in die Galaxis Orpleyd – Teil zwei Interview mit Robert Corvus

30. November 2016

Mit zwei Romanen ist Robert Corvus am laufenden »Sternengruft«-Zyklus beteiligt. »Unter allem Grund« erschien am vergangenen Freitag mit der Bandnummer 2884, während »Der Leidbringer« mit der Bandnummer 2885 am 2. Dezember 2016 veröffentlicht wird. Es ist das zweite Doppelband-Gastspiel des Schriftstellers in der PERRY RHODAN-Serie. Grund genug, ihn zu interviewen – die Fragen stellte Klaus N. Frick.

Weil das Interview ein wenig umfangreicher geraten ist, veröffentlichen wir es in zwei Teilen: gestern der erste, heute der zweite Teil.

Klaus N. Frick: Warum sind es eigentlich jetzt zweimal Doppelbände geworden?

Cover Band 2884 von Dirk SchulzRobert Corvus: Ich habe großen Respekt vor der Planungsgenauigkeit, die ein Heftroman mit seiner strikten Längenvorgabe erfordert. Man bewegt sich da bei ziemlich genau 190.000 Anschlägen. Bei den Romanen, die ich üblicherweise bei Piper oder Heyne schreibe, geht nichts unter 600.000 Anschlägen, und es kann auch mal die eine-Million-Anschläge-Marke erreichen. Dadurch habe ich dort mehr Platz zum Atmen. Wenn ich zehn Seiten der Charakterisierung einer Figur widmen möchte, kann ich das tun, und der zusätzliche Umfang geht im Gesamtvolumen unter.

Wenn ich bei PERRY RHODAN einen Doppelband schreiben darf, kann ich ein bisschen mehr jonglieren als bei einem Einzelband. So war es mir möglich, einige Erläuterungen zu Klavtaud in »Unter allem Grund« zu bringen, obwohl sie im Exposé zu »Der Leidbringer« stehen. Das hat mir in Band 2885 etwas Platz für die Schilderung der Kultur von Tiu verschafft.

Zudem ist es für mich schlicht ökonomischer. Der überwiegende Teil der Zeit, wenn ich für PERRY RHODAN arbeite, ist Recherche. Wenn der Doppelband ein einheitliches Thema behandelt, brauche ich mich nur einmal mit den Wuutuloxo, den Gyanli, den Tiuphoren oder der ODYSSEUS vertraut zu machen und kann das Gelernte dann in zwei Romanen verwenden. Hätte ich beispielsweise 2885 nicht geschrieben, wäre der Rechercheaufwand kaum geringer gewesen als für den Doppelband.

Cover Band 2885 von Dirk SchulzDankbar bin ich den Exposéautoren dafür, dass ein bestimmtes Handlungselement (hier will ich noch nichts verraten, um der Lektüre nicht vorzugreifen) nur ganz am Rande vorkommt. Eine einzige Szene mit diesem Element im Fokus hätte meinen Aufwand verdoppeln können.

Klaus N. Frick: Was kann man denn außerhalb des PERRY RHODAN-Universums von dir als nächstes lesen? Ich hörte etwas von einem Science-Fiction-Roman ...

Robert Corvus: Das ist richtig, der Roman heißt »Feuer der Leere« und erscheint im März 2017 bei Piper. Ich freue mich sehr, dass ich in diesem Format eine Space Opera veröffentlichen darf, die wesentlich von Frank Herberts »Der Wüstenplanet« und »Kampfstern Galactica« beeinflusst ist. Die letzten – eine Million – Menschen fliehen auf einer Flotte von Großraumschiffen vor gnadenlosen Feinden, die sie ihrerseits ebenso unerbittlich bekämpfen. Wesentliche Herausforderung ist dabei die Versorgung mit Nahrungsmitteln.

Da Planeten als träge Ziele den Waffen interstellarer Zivilisationen hilflos ausgeliefert sind, gibt es keine Kolonien und dementsprechend auch keine Landwirtschaft, wie wir sie kennen. Deswegen ist man erfreut, als man einen Planeten findet, der überraschend erdähnliche Bedingungen bietet. Hier will man die Vorräte mithilfe einer genetisch optimierten Aussaat möglichst schnell auffüllen, bevor die Verfolger die Flotte einholen. Für die Bewohner des Planeten erweist sich diese Begegnung als ausgesprochen bedrohlich ...

Dieser Roman hat mich gefordert wie keiner zuvor. Es ist so wie bei Mephistos Faust – beim Weg hinein ist man frei, aber diese Wahl determiniert alles Folgende. Sprich: Ich kann die Gesetze meiner Welt nach Belieben gestalten, muss dann aber auch alle Konsequenzen durchdenken und mich ihnen stellen.

Ich habe mich entschlossen, auf künstliche Schwerkraft zu verzichten. Das hat den Vorteil, dass ich das »Weltraum-Feeling« immer präsent halten kann. Es bedeutet aber auch, dass ich sprachlich höllisch aufpassen muss. Auf meinen Raumschiffen gibt es kein Oben und Unten, deswegen auch keine Decken oder Böden. Die Räume sind vielflächig, die Wände magnetisch, und es gibt keine »Gänge«, denn man geht ja nicht, sondern schwebt durch Verbindungsröhren. Das hat natürlich nicht nur architektonische, sondern auch medizinische Implikationen.

Hinzu kommen Themen wie Transhumanismus, ein Hauch Cyberpunk, eine inverse Erstkontakt-Geschichte und einige andere SF-Topoi. Wenn ich schon einmal die Chance habe, eine solche Bühne zu bespielen, möchte ich sie auch nutzen.
An diesem Buch ist übrigens ein weiterer RHODAN-Veteran entscheidend beteiligt: Helmut Ehls, der PERRY RHODAN NEO bis Band 100 lektoriert hat, redigiert den Text.

Ansonsten verfolge ich meine Fantasy-Projekte weiter. Gemeinsam mit Bernhard Hennen betreibe ich die Romanadaption der »Phileasson-Saga« (Heyne), und für die Söldner in meiner »Schwertfeuer-Saga« (Piper) habe ich den dritten Vertrag unterschrieben.

Klaus N. Frick: Und gibt es mal wieder ein Gastspiel in »unserem« Universum?

Robert Corvus: Ich hoffe es, weil es Spaß macht, mit diesem Team zusammenzuarbeiten und es einfach atemberaubend ist, etwas zur größten SF-Serie der Welt beizutragen. Es muss natürlich sowohl in die Planungen des Autorenteams als auch zu meinen verfügbaren Zeitslots passen. Das sieht aber gut aus: Die Vorgespräche laufen bereits.

Klaus N. Frick: Danke für das Interview!

Robert Corvus: Ich bedanke mich für das Interesse und die Chance, immer mal wieder bei PERRY RHODAN reinzuschauen.