Wie man einen Riss zeichnet – Teil 2 Ein Interview mit dem Zeichner Lars Bublitz

26. Januar 2020

Im PERRY RHODAN-Report 538 erschien ein Interview mit Lars Bublitz: Der Mann ist Risszeichner, kreiert Comics und verkauft nebenher Kaffeetassen. Die Fragen stellte Ben Calvin Hary. Dieses Interview dokumentieren wir gern auch an dieser Stelle – wegen seines Umfangs in zwei Teilen. (Gestern wurde Teil eins veröffentlicht, heute ist es der abschließende Teil zwei.)

 

Ben Calvin Hary: Du sprichst von positivem Feedback. Die PERRY RHODAN-Fans stehen teilweise im Ruf, auch untereinander recht kritisch zu sein. Gab es denn negative Rückmeldungen?

Lars Bublitz: Es gab zu Anfang auch Reaktionen wie: »Jetzt lese ich schon seit 30 Jahren PERRY RHODAN, und nun das … « Aber so etwas hatte ich schon seit Jahren nicht mehr. Die Leser haben gesehen, dass ich mich eben nicht über die Serie oder über Perry und Atlan lustig mache.

Vielmehr verleihe ich den Charakteren kleine, manchmal auch seltsame Marotten. Ich nehme die Serie und deren Fans ernst. Ich vermeide auch allzu drastische Darstellungen von Sex und Gewalt, um ein möglichst großes Publikum anzusprechen.

Am liebsten sind mir Episoden, in denen die unsterblichen Freunde miteinander konkurrieren. Ich nenne das für mich immer die »Perry/Atlan-Battles«. Da geht es um Fragen wie: »Wer hat die schönste Space-Jet?« Oder: »Welcher Unsterbliche schafft es, die meisten Zigaretten zu rauchen?« Wer um den Zellaktivatorchip weiß, der ahnt schon, wohin so ein Raucherwettstreit führen kann. Ich darf hier verraten, dass natürlich Atlan, der alte Haudegen, gewonnen hat.

 

Ben Calvin Hary: Wie wurde die PERRY RHODAN-Redaktion auf dein Treiben im Internet aufmerksam? Wie war es für dich, für den PERRY RHODAN-Report auch »offizielle« Comicstrips beisteuern zu dürfen?

Lars Bublitz :Zuerst war es Klaus N. Frick, der auf Facebook darauf aufmerksam wurde und damit natürlich auch die Redaktion. Da ich ja schon seit Jahrzehnten Risszeichnungen zur Serie beisteuere, war das Erscheinen eines meiner Cartoons im Heft jetzt kein absolutes Novum für mich. Aber stolz gemacht hat es mich schon. Denn bei den Risszeichnungen arbeite ich meist nach Exposé. Die »Daily Perrys« allerdings sind allein auf meinem Mist gewachsen.

 

Ben Calvin Hary: Woher nimmst du deine Ideen und Inspirationen?

Lars Bublitz: Ich beobachte aufmerksam meine Umgebung und versuche, für uns alltägliche Dinge in die Welt Perry Rhodans zu transferieren: Wie sieht die Müllabfuhr in der Zukunft aus? Wie viele Tonnen stehen dann vor dem Haus? Ist dabei eventuell auch eine für ausgediente Antigravgeräte? Und braucht die dann eine extra Befestigung am Boden, damit sie nicht davonschwebt?

Dazu kommen aktuelle Nachrichten, Kinofilme oder Bücher. All das versuche ich mit absurden Situationen zu vermischen und schaue dann, was dabei herauskommt. Ich filtere danach die Ideen heraus, die unsere unsterblichen Helden eher auf eine liebevolle Weise karikieren. So ähnlich muss man sich das vorstellen.

 

Ben Calvin Hary: Wie sieht dein Arbeitsprozess aus? In welchen Schritten entstehen deine Cartoons?

Lars Bublitz: Zuerst kritzele ich eine Idee nur hin. Für einen Außenstehenden ist da noch kaum etwas zu erkennen. Ich nenne das immer »grafisches Steno«. Damit halte ich eigentlich nur die Idee fest, um sie nicht wieder zu vergessen. Früher hatte ich ein wasserfestes Notizbüchlein, das ich selbst mit unter die Dusche nahm, um keinen Geistesblitz zu verpassen.

Später wähle ich aus den Ideen eine aus und mache einen erst groben, später detaillierten Entwurf. Da lege ich dann im Grafikprogramm Photoshop eine Ebene drüber und zeichne noch einmal alle Linien nach. Dann wird das Ganze koloriert und mit Texten versehen. Fertig ist der Cartoon. Alle diese Schritte mache ich inzwischen vollständig auf dem iPad. Das kann ich überallhin mitnehmen.

 

Ben Calvin Hary: Deine PERRY RHODAN-Cartoons sind nicht die einzigen, die du zeichnest. Was gibt es von dir noch zu sehen?

Lars Bublitz: Seit einer Weile mache ich auch Zeichnungen für die Webseite kindererziehung.com. Hier kann ich viele Erlebnisse aus meiner längeren Elternzeit verarbeiten. Ich kann allerdings nicht dafür garantieren, dass das alles auch genauso in der Realität stattgefunden hat.

Für die SF-Serie »Nebular« Thomas Rabenstein habe ich auch einige Zeichnungen beigesteuert. Allerdings nicht in dem für »Daily Perry« typischen Stil. Als »the_daily_perry« auf Instagram probiere ich immer mal wieder auch andere Ideen aus. Und für das Magazin »phantastisch« mache ich ebenfalls kleine Comics, diese unter dem Titel »Eine phantastische Familie«.

Wenn es mich juckt, bestelle ich auch hin und wieder ein Schwung der legendären »Hello Perry«-Tassen, um die zu verkaufen. Da bleiben nie viele übrig, aber es freut mich immer, wenn die Leute so positiv darauf abfahren. Inzwischen hat es eine »Hello Perry«-Tasse bis nach Russland geschafft.

 

Ben Calvin Hary: Vielen Dank für das Gespräch.