Wenn einer eine Lesung tut ... von und mit Arndt Ellmer – und Bildern von Bernhard Biendl und Kerstin Kehl

27. Juli 2012

»Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen«, so lautet das Volksmund-Original. In diesem Fall war die Reise nicht so weit, knapp 20 Kilometer. Geladen hatte die Stadtbücherei der Trompeterstadt Bad Säckingen, verewigt in dem Gedicht von Viktor von Scheffel »Der Trompeter von Säckingen«.

Direkt am Rhein gelegen, trennt eine mittelalterliche Holzbrücke die Stadt vom schweizerischen Ort Stein. Vor 50 Jahren war die überdachte Bohlenkonstruktion noch offizieller Grenzübergang auch für PKW, wegen der Einspurigkeit mit Ampelverkehr. Höchstgeschwindigkeit 20 km/h. In der meist malerischen Altstadt gibt es einige sehr gute Restaurants, Gaststätten und Cafés.

Und natürlich ein paar Lieblingsplätze des LKS-Onkels. Aber das soll nicht Thema dieses Berichts sein.

Lesungen sind eine ganz eigenartige Angelegenheit. Prosa lese ich eigentlich nicht so gern vor. Viel lieber spreche ich über die Ideen und die Art und Weise, wie eine Geschichte entstanden ist. Die Texte können die Zuhörer ja selbst lesen. Schwierig wird es, wenn vorher nicht feststeht, was der Autor lesen wird.

So wie dieses Mal.

Und dann ist da ja auch noch der Volksmund, der einem in moderner Abwandlung keine Wahl lässt. »Wenn einer eine Lesung tut, dann muss er was erzählen«.

Ich entschloss mich, die längste Story Arndt Ellmer liestzuerst zu lesen. Die Erfahrungen von vielen tausend Autoren besagt, dass die Aufmerksamkeit der Zuhörer nach einer Stunde stark nachlässt. »Go for Gold« war die Story, die ich zum Besten gab, einer von mehreren eigenen Beiträgen zum PR-Taschenbuch 333, das der Schnapszahl gewidmet war und 22 Geschichten enthielt. Es geht um einen interstellaren Marathonlauf, bei dem die Medien in ihrem Sensationshunger bis zum Äußersten gehen. Die Geschichte ist zeitlos und heute ebenso aktuell wie 1990, als sie entstand.

»Die Klabauterkatze« trug ich in Auszügen vor, gewissermaßen als Kontrast zu der eher nüchternen, technisch orientierten SF-Story davor. Als titelgebende Einstiegsstory der gleichnamigen Anthologie macht »Die Klabauterkatze« die Zähne lang für die tollen Storys aus dem Lovecraft-Universum, die den Band füllen.

Zwischen den Lesungen sprach ich über das PERRY RHODAN-Universum, über Perry selbst, der als Casaro-Pappfigur anwesend war, über die Leser und die Verbreitung der Serie in alle Welt. Als kleine Zugabe las ich zwei kurze Passagen aus dem Manuskript des zu diesem Zeitpunkt aktuellen Romans 2655, nämlich das Wiedererwachen Tormanacs sowie den Beginn der Szene, als Anelag da Akkat den Badakk in seinem Körper verprügelt.

Dann waren eineinhalb Stunden schon um, die Zuhörer unruhig und nicht mehr so konzentriert. Nach einem Dutzend Fragen endete die Lesung.

»Hinterbänkler«Bernhard Biendl, der Vorsitzende des Förderkreises »Stadtbücherei Bad Säckingen« bedankte sich für den gelungenen Abend und erhielt die Zusage, eine Lesung dieser Art irgendwann zu wiederholen. Martina Huber, die Leiterin der Stadtbücherei, wies darauf hin, dass die geplante Vergrößerung des Bestandes an Science-Fiction-Literatur für die Stadtbücherei dem gestiegenen Interesse von Kindern und Jugendlichen an dem fantastischen Genre Rechnung trug.

Während die Zuhörer sich auf den Nachhauseweg machten, stand ich einer Journalistin des »Südkurier« Rede und Antwort.

Über den Ausklang zu Hause konnte der Eine oder Andere schon bei facebook nachlesen. Ich wollte mir noch meine Mails ansehen und bin darüber im Sessel eingeschlafen.