Vom Leben eines Kindheitstraumes ... NEO-Werkstattnotizen von Rüdiger Schäfer und Michael H. Buchholz

3. August 2015

Wie ein »lockeres Gespräch ohne Moderator« – so lesen sich die Notizen, die Rüdiger Schäfer und Michael H. Buchholz während ihrer Arbeit an den Exposés zu PERRY RHODAN NEO verfasst haben. Sie geben gute Einblicke in die Arbeit der beiden Autoren.


RüdiRüdiger Schäferger Schäfer:
Als ich vor zwei Jahren meinen ersten Roman für PERRY RHODAN NEO schreiben durfte, empfand ich das als eine ganz besondere Auszeichnung. Nach zwei Heftromanen für die ATLAN-Miniserien und sieben Bänden für die ATLAN-Taschenbücher war ich beim großen Serienhelden persönlich angekommen, und die Aussicht, den Helden meiner Kindheit literarisch zu reinkarnieren, elektrisierte mich förmlich.

Derzeit sitze ich an meinem achten NEO-Roman (eigentlich sind es achteinhalb, da ich Band 89 mit Michael H. Buchholz gemeinsam schrieb), und es ist der erste, dessen Exposé ich mir selbst sozusagen maßschneidern konnte. Ein Wahnsinnsgefühl!

2013 auf dem Garching-Con wurde ich gefragt, wie es ist, bei PR mitschreiben zu dürfen. Ich antwortete, dass ich meinen Kindheitstraum lebe. Das gilt heute noch um einiges mehr als damals!


Michael H. Buchholz:
Michael H. BuchholzJa, das beschreibt das Gefühl exakt. Ich begann PERRY RHODAN mit 14 Jahren zu lesen, und witzigerweise war mein erster Roman die Nr. 379 von Kurt Mahr. Ich fiel sozusagen »aus dem Nichts« in eine Methanwelt hinein, es ging um Scorcher, die Lemurer und ihr Verhältnis zur Menschheit. Damals war mein Berufswunsch ernsthaft, SF-Schriftsteller zu werden, wenn irgend möglich für die PERRY RHODAN-Serie tätig zu werden. Es hat gedauert, aber nach einigen ATLAN-Romanen und diversen anderen schriftstellerischen Arbeiten bin ich bei Perry angekommen: bei NEO. Und ich kann meine Freude darüber kaum angemessen Ausdruck verleihen.

Als ich erfuhr, dass Klaus N. Frick ausgerechnet die Maahks ins Zentrum der ersten Staffel nach Band 100 stellen wollte, muss ich gegrinst haben wie das berühmte Honigkuchenpferd. Das war ja wie mein persönlicher PERRY RHODAN-Neustart. Dass mein Roman dann auch noch »Er kam aus dem Nichts« heißen sollte und ich darin die erste Begegnung in der neuen Staffel mit den Maahks schildern durfte, war wie die Sahne auf dem Kuchen.

Jetzt gemeinsam mit Rüdiger Schäfer, meinem besten und ältesten Freund, die Geschicke der NEO-Serie bestimmen zu können ist wirklich wie das Leben eines Kindheitstraums. Gut, dass wir als Kinder noch nicht wussten, wieviel Arbeit so ein Träume-Leben bedeutet ...


Rüdiger Schäfer:
Ich habe nie geglaubt, dass Konzept- und Exposéarbeit leicht ist. Dennoch war ich vom schieren Umfang der bisher bei PR NEO zu stemmenden Aufgaben einigermaßen überwältigt. Ohne die permanente und tatkräftige Unterstützung durch meinen guten Freund und Kollegen Michael H. Buchholz hätte ich schon früh die Segel streichen müssen. Nebenberuflich ist so etwas allein nicht zu machen.

Gerade zu Beginn einer neuen Staffel sind Unmengen an Dingen festzulegen – vor allem, wenn wie in unserem Fall auch noch ein Zeitsprung involviert ist. In elf Jahren kann unglaublich viel geschehen. Und genau das tut es für gewöhnlich auch.

In den ersten Wochen produzierten wir Datenblätter und Ideenpapiere praktisch am Fließband. Wir entwarfen Lebensläufe, erstellten Phantombilder, dachten uns Namen aus, entschieden über Leben und Tod (der wichtigsten Figuren aus den Bänden 1-100), überschwemmten uns gegenseitig mit E-Mails, setzten Termine, diskutierten gewichtige Handlungsfragen – und mussten nebenbei zumindest die Grundstruktur unserer Konzeption noch mit der Redaktion abstimmen! Im März und April gingen rund 95 Prozent meiner Freizeit für PERRY RHODAN drauf – und ich sehnte mich nach einem Zellaktivator (und einem achten Wochentag) …


Michael H. Buchholz:
NEO ist ein Moloch! Zwar ein gutmütiger, liebenswerter Vertreter seiner Art, aber einer, der auch nervenaufreibend und vor allem zeitfressend sein kann.

Aufgrund meiner Erkrankung musste ich meinen Brotberuf ja an den Nagel hängen, ein Umstand, der mir jetzt glücklicherweise genau die Mehrzeit einbringt, die NEO als Tribut einfordert. Ich wüsste gar nicht, wie es anders hätte gehen können. Und NEO hat mich gleich auch in die Mitte zweier Mühlsteine katapultiert: Die Woche über sind die anderen Autoren und der Verlag, vor allem Klaus N. Frick, sehr rührig, was Unmengen an Fragen und Abstimmungen mit sich bringt.

Dafür neigen am Wochenende sowohl Dieter Schmidt, unser mit Argusaugen versehener Lektor, und Rüdiger Schäfer dazu, die Zeit zu nutzen, mich mit Mails, Exposéentwürfen und Manuskripten zu bombardieren. Dabei habe ich die Datenblätter noch nicht erwähnt, die es unentwegt zu schreiben und anzupassen gilt.