PERRY RHODAN-Fans: Interview mit Tamara Schinner »Ich mag den Mausbiber«

10. Februar 2014

Wer sind die Leser von PERRY RHODAN? Das ist eine von vielen Fragen, die sich uns Autoren bei den alljährlich stattfindenden Konferenzen stellen. Es gibt zwar eine Menge Fans, die bei Cons auftauchen oder sich aktiv im Fandom einbringen. Von den anderen, den »stillen Lesern«, weiß man allerdings nicht viel.

Das war Grund genug für den PERRY RHODAN-Autor Michael Marcus Thurner, eine neue Interview-Serie zu starten und einmal im Monat Leute ins Rampenlicht zu bitten, die die Buntheit und die Vielfalt des Leserkreises veranschaulichen sollen. Einige von ihnen haben außergewöhnliche Geschichten zu erzählen. Aber lest selbst ...

In der ersten Folge stellt der Autor eine junge Frau vor: Tamara Schinner aus der Oberpfalz.

Michael PERRY RHODAN-Fan Tamara Schinner (Bild: Tamara Schinner)Marcus Thurner: Tamara, du bist mein erster Interview-Gast der Serie PERRY RHODAN-Fans. Die einleitende Standardfrage muss natürlich lauten: Wie bist du zu PERRY RHODAN gekommen?

Tamara Schinner: Durch meinen Vater, der die Silberbände im Regal stehen hatte, seit ich denken kann. Meine beiden Onkel sind ebenfalls PERRY RHODAN-Fans, und so lag es irgendwann als Sci-Fi-Fan auf der Hand, dass ich ebenfalls zu lesen anfing. Wir hatten auch immer so einen Katalog, wo man zu Science-Fiction-Serien und Ähnlichem Fanartikel bestellen konnte. Deswegen hatte ich schon als Kind ein PERRY RHODAN-Raumschiff und einen Plüschgucky.

Michael Marcus Thurner: So, nachdem wir das erledigt haben: Erzähl bitte ein wenig über dich. Wo kommst du her, was machst du beruflich?

Tamara Schinner: Ich bin 22 Jahre alt und komme aus der Oberpfalz, gleich an der Grenze zu Oberfranken, wo ich auch zur Schule gehe. Ich besuche die Fachoberschule und mache im Sommer mein Fachabitur. Studieren möchte ich später wahrscheinlich Soziale Arbeit. Vielleicht mache ich auch noch ein Jahr Schule und studiere Biologie, das ist nicht ganz sicher. Nebenbei schreibe ich sehr gerne und versuche mich auch am Zeichnen. Bei Letzterem bin ich aber nicht sonderlich begabt, denke ich. Ebenfalls liebe ich das Lesen und bin sehr ehrgeizig in der Schule.
Mich fasziniert Sci-Fi, wie »Star Trek«, »Stargate Universe«, »Doctor Who«, »Akte X« und natürlich PERRY RHODAN.

Michael Marcus Thurner: Seit wann liest du PERRY RHODAN? Gibt es Zyklen, die dir gut und welche, die dir weniger gut gefallen haben?

Tamara Schinner: Angefangen zu lesen habe ich mit ungefähr 15 Jahren. Vom ersten Band an, die Silberbände meines Vaters.
Dann gab es eine lange Pause, in der ich das Interesse an PERRY RHODAN aber nie verlor, und mein letzter Roman war »Kristall-Labyrinth« (Band 2689) von Christian Montillon.
Ich habe leider noch nicht genug gelesen, um einen Lieblingszyklus bestimmen zu können, aber Gucky sollte schon dabei sein!

Michael Marcus Thurner: Was sind denn sonst so deine literarischen Vorlieben? Bist du hauptsächlich in der SF zu Hause?

Tamara Schinner: Wie oben schon gesagt, bin ich ein großer Science-Fiction-Fan. Ich habe viele »Star Trek«-Bücher und auch ein paar von »Star Wars« im Regal stehen. Meistens sehe ich mir Sci-Fi jedoch am Fernsehen, Laptop oder auf DVD an.
Gerne lese ich Erfahrungsberichte, Werke über außergewöhnliche Phänomene, historische Romane und alles, was mich so interessiert.

Michael Marcus Thurner: Du passt nun ganz und gar nicht in die Schublade, in die PERRY RHODAN-Leser gerne gesteckt werden. Man sagt, sie seien überwiegend männlich und ebenso überwiegend in einem gesetzten Alter. Bist du dir dessen bewusst? Wirst du denn komisch angesehen, wenn du jemandem erzählst, was du so liest?

Tamara Schinner: Ja, ich bin mir dessen bewusst und sogar etwas stolz darauf, dass ich in dieser Beziehung einer Minderheit angehöre. Natürlich werde/wurde ich von Gleichaltrigen manchmal komisch angesehen, aber das meistens, weil ich allgemein ein wohl etwas seltsamer Mensch bin. Ich habe eben viele Interessen, die nicht gewöhnlich sind, aber das ist gut so. Sci-Fi kann einem viel geben, ich fühle mich in dieser Welt zu Hause und denke auch, dass sie viel hochwertiger ist als manche anderen Bücher oder Serien.

Michael Marcus Thurner: Nun hab ich gesehen, dass im Buch zum 50. Geburtstag von Klaus N. Frick, Chefredakteur bei PERRY RHODAN, ein Beitrag von dir veröffentlicht wurde (der mir übrigens sehr gut gefallen hat!). Ich vermute, dass der Textinhalt gewisse autobiografische Züge aufweist, und daraus geht hervor, dass du gerne schreibst. Bedeutet diese Form der Beschäftigung für dich einen Ausgleich zum Schulleben, oder steckt da mehr dahinter?

Tamara Schinner: Danke! Ich liebe das Schreiben. Dadurch kann ich Fantasiewelten erschaffen und in ihnen leben, mich ausdrücken und Leute (vielleicht) zum Lachen oder Nachdenken bringen.
Ich bin dann sehr tief in meinen Geschichten versunken. Denke mir im Alltag Szenen dazu im Kopf aus, zeichne Bilder, kaufe Gegenstände, die mich daran erinnern, usw.
Ich schreibe Fantasy, Science Fiction, über Probleme, Gedichte und vieles mehr. Je nachdem, worauf ich gerade Lust habe. Eine Menge Geschichten von mir sind nicht fertig, und ich habe noch mehr Ideen für neue. Aber mittlerweile habe ich schon viel davon angesammelt. Ich werde auch weiterhin versuchen, sie zu veröffentlichen, und das natürlich nicht mit einem Messer in der Hand, wie ich es im Buch zu Klaus N. Fricks Geschichte geschrieben habe.

Michael Marcus Thurner: Wo soll denn die Reise hingehen? Hast du selbst den Wunsch, mal einen PERRY-Roman zu schreiben, oder hast du, schriftstellerisch gesehen, andere Ziele?

Tamara Schinner: Selbst einmal einen PERRY-Roman zu schreiben, der veröffentlicht wird, wäre ja ein Traum! Aber dazu fehlt mir noch viel. Ich würde schon gerne Schriftstellerin werden und Werke von mir im Buchladen finden. Ein genaues Genre strebe ich nicht an, ich schreibe das, wozu ich Lust habe. Ob Fantasy, Sci-Fi oder über Dinge aus der Realität.

Michael Marcus Thurner: Du wohnst unweit vom PERRY-Autor Hubert Haensel. Kennst du ihn persönlich, gibt es da Kontakte?

Tamara Schinner: Ich habe ihn leider noch nie persönlich getroffen, aber ich halte immer Ausschau nach ihm. Vielleicht habe ich ihn als Kind einmal gesehen. Er hat in der Bank im Nachbarort gearbeitet und mit meinen Eltern die Finanzierung unseres Hauses besprochen. Meine zwei Onkel kennen ihn persönlich und sind auch »per Du«.
Es wird Zeit, dass ich ihn endlich mal kennenlerne!

Michael Marcus Thurner: Gibt es irgendein Erlebnis, das du insbesondere mit PERRY RHODAN verbindest?

Tamara Schinner: Ja, das gibt es: Es war ungefähr 2005, und ich war etwa 15 Jahre alt. Zu der Zeit machte ich öfters mal die Nacht durch und lernte, schrieb an meinem Buch und hörte Musik. Demzufolge war ich am anderen Tag ziemlich müde, weil ich auch nicht vor 19 Uhr ins Bett gehen wollte, um meinen Schlaf-Wach-Rhythmus nicht ganz zu zerstören. Ich erinnere mich noch, wie ich im Sessel saß und einen der Silberbände las. Ich war so müde, dass mir andauernd die Augen zufielen und ich mich kaum konzentrieren konnte …
Ich vermisse diese Zeit sehr, deshalb war dies ein bedeutender PERRY RHODAN-Moment für mich. Ehrlich gesagt rieche ich auch manchmal an den Büchern, um mir diese Zeit zurück ins Gedächtnis zu rufen. Viele Bücher haben einen eigenen, guten Geruch. Ich hoffe, das klingt jetzt nicht verrückt!

Michael Marcus Thurner: Du hast nun die Gelegenheit, die Serie und ihre Macher öffentlich zu kritisieren. Was gefällt dir derzeit, was nicht?

Tamara Schinner: Huch, Kritik? Nein, da fällt mir nichts ein. Vor allem, da ich ja nicht so tief in der Materie verankert bin wie viele andere Fans. Aber ich habe gehört, dass Gucky eine Weile in Tiefschlaf versetzt wurde? Ich mag den kleinen Mausbiber doch!