PERRY RHODAN-Fans: Interview mit Christoph Thurner Ein Deutscher in Neuseeland

18. März 2014

Wer sind die Leser von PERRY RHODAN? Das ist eine von vielen Fragen, die sich uns Autoren bei den alljährlich stattfindenden Konferenzen stellen. Es gibt zwar eine Menge Fans, die bei Cons auftauchen oder sich aktiv im Fandom einbringen. Von den anderen, den »stillen Lesern«, weiß man allerdings nicht viel.

Das war Grund genug für den PERRY RHODAN-Autor Michael Marcus Thurner, eine neue Interview-Serie zu starten und einmal im Monat Leute ins Rampenlicht zu bitten, die die Buntheit und die Vielfalt des Leserkreises veranschaulichen sollen. Einige von ihnen haben außergewöhnliche Geschichten zu erzählen. Aber lest selbst ...

In der zweiten Folge stellt der Autor einen Fan vor, der in Neuseeland wohnt.

MPERRY RHODAN-Fan Christoph Thurner (Bild: Christoph Thurner)ichael Marcus Thurner: Christoph, du bist Deutscher und lebst in Neuseeland, also auf der anderen Seite der Weltkugel. Erzähl bitte ein wenig über dich: Wann und warum bist du ausgewandert, in welcher Branche bist du tätig?

Christoph Thurner: Ich bin 2002 aus verschiedenen Gründen nach Neuseeland ausgewandert. Ich wollte schon immer mal im Ausland arbeiten. Mir gefiel weder die politische noch die soziale noch die wirtschaftliche Situation in Deutschland. Ich konnte es mir nicht wirklich vorstellen, in diesem Land eine Familie zu gründen. Dazu kam die Herausforderung, etwas Neues zu versuchen. Dann kam noch der Zufall ins Spiel: Die Ex meines besten Freundes erwähnte, dass ihr Cousin (irgendwo in Bayern) einen Fragebogen einer neuseeländischen Immigration Consultant hätte und ob ich – der Neuseeland ja so mochte – nicht interessiert wäre. Der Rest ist Geschichte.

Ich bin hier – wie auch in Deutschland – in der Versicherungsbranche tätig, vom Schadensachbearbeiter für Kleinschäden bis zum Underwriter für eine Agentur von Lloyd‘s of London.

Michael Marcus Thurner: Wie fühlst du dich heutzutage in deiner Wahlheimat?

Christoph Thurner: Zum Leben ist Neuseeland ideal, jede Menge Natur, auch in der Nähe großer Städte, ein sehr unterschiedlicher Bevölkerungsmix mit recht wenig Rassismus (anders als in Deutschland), dazu eine nicht zu schlechte Wirtschaft. Reich werden kann man hier aber nicht. Freunde von mir gehen wieder zurück nach Afrika, weil sie sich das Leben in Neuseeland mit einem Gehalt nicht leisten können.

Michael Marcus Thurner: Du bist ab und zu im offiziellen PERRY RHODAN-Forum aktiv und bist trotz Deines »Exils« nach wie vor Leser. Wie lange hält sich diese Leidenschaft denn bereits?

Christoph Thurner: Zu PERRY RHODAN bin ich als 14-jähriger gekommen. Eine Bekannte meiner Eltern, die wusste, dass ich gerne SF lese (mein Vater fütterte mich mit den Klassikern wie Hans Dominik, E.E. »Doc« Smith etc.) brachte mir »Ren Dhark«-Band 19 mit. Ich wollte mir dann die Fortsetzung am Kiosk an der Schule holen, doch die hatten den Roman nicht. Beim Suchen fiel mir dann der PERRY RHODAN Band 17 (4. Auflage) auf. And so the story goes ...

Michael Marcus Thurner: Wie bekommst du deine wöchentliche PERRY-Ration? Bist du mittlerweile auf E-Books umgestiegen, oder lässt du dir die Romanhefte nach wie vor zuschicken?

Christoph Thurner: Meine Hefte lasse ich mir seit zwölf Jahren vom Romantruhe-Buchversand liefern, ein Service, mit dem ich absolut zufrieden bin. Verlorene Sendungen wurden ohne großes Wenn und Aber nachgeschickt, teilweise sogar ohne zusätzliche Berechnung. Diesen Versand kann ich nur empfehlen. E-Books habe ich noch nicht probiert, ich habe lieber Papier in der Hand.

Michael Marcus Thurner: Bist du in Neuseeland in Kontakt mit anderen deutschsprachigen Auswanderern oder gar mit anderen Lesern, oder bist du der einzig bekannte PERRY-Konsument auf den Inseln?

Christoph Thurner: Ob es andere PR-Leser in Neuseeland gibt weiß ich nicht (frag mal bei Romantruhe oder anderen Versendern nach). Ich habe auch – bewusst – nicht viel Kontakt zu anderen Deutschen hier.

Michael Marcus Thurner: Was verbindest du mit PERRY RHODAN? Stellt die Serie für dich so etwas wie ein Stück Verbundenheit zur alten Heimat dar?

Christoph Thurner: Nein, ganz klar nicht. PR ist einfach etwas, das ich gerne lese wie Pratchett und Lem, das hat nichts mit Deutschland oder dem deutschen Sprachraum zu tun.

Michael Marcus Thurner: Gibt es ein besonderes Erlebnis, das du persönlich mit PERRY RHODAN verbindest?

Christoph Thurner: Das persönlich beeindruckendste PERRY RHODAN-Erlebnis war der WeltCon 1980 in Mannheim mit Willis »Terraner«-Rede. 1999 in Mainz kam dagegen nicht an, aber wohl auch, weil ich nicht mehr der leicht zu beeindruckende Teenager war (ohne irgendwelche negative Gedanken, Mainz war auch schön).

Michael Marcus Thurner: Wenn man so weit weg von Deutschland lebt, verschieben sich die Blickwinkel auch ein wenig. Manche Probleme, die man in der alten Heimat hatte, erscheinen einem in der neuen lächerlich – und umgekehrt. Nimmst du die Serie PERRY RHODAN heutzutage ebenfalls anders als früher wahr?

Christoph Thurner: Eigentlich nicht.  PR ist und bleibt für mich Eskapismus, die Chance, in eine andere Welt abzutauchen, mich gut unterhalten zu lassen und mir über das »Was-wäre-wenn« Gedanken zu machen.  

Michael Marcus Thurner: Du hast jetzt die Chance, Kritik zur Serie zu üben, auch Lob wird gerne entgegengenommen. Sprich: Wie gefällt dir PERRY RHODAN derzeit?

Christoph Thurner: Zur derzeitigen Entwicklung der Serie kann ich nur sagen, dass sie mir mehr Spaß bereitet als in vielen der vorangegangenen Zyklen.