Michael Marcus Thurner interviewt Michelle Stern: Neu im PERRY RHODAN-Team – Teil zwei

15. Oktober 2013

Mit dem Roman »Am Gravo-Abgrund«, der als PERRY RHODAN-Band 2727 erscheint, steigt Michelle Stern ins PERRY RHODAN-Autorenteam ein. Damit ist sie der »jüngste Neuzugang« der größten Science-Fiction-Serie der Welt. Davor zeigte sie aber schon durch ihre Beiträge bei PERRY RHODAN NEO, wie gut sie darin ist, phantastische Romane zu verfassen.

Wie das mit ihrem Einstieg war und wie sie künftig an ihrer Schriftsteller-Karriere arbeiten möchte, wollte ihr Autorenkollege Michael Marcus Thurner von der Kollegin wissen. Sie gibt auch Auskunft über ihr Privatleben; unter dem bürgerlichen Namen Stefanie Jahnke wohnt sie in Rodgau. (Das Interview wurde im September 2013 geführt.)

Wegen seiner Länge veröffentlichen wir das Interview in zwei Teilen. Heute kommt der erste, morgen dann der zweite Teil.

Michael Marcus Thurner: Erst einmal: Herzlich willkommen bei der PERRY RHODAN Erstauflage! Wie geht’s dir denn so mit dieser neuen Herausforderung?

Michelle Stern: Noch geht es mir damit schwankend. Einerseits freue ich mich irrsinnig, andererseits möchte ich das Vertrauen der Redaktion rechtfertigen, indem ich tolle Romane für die Leser abliefere. Ich muss mir weniger Druck machen, sonst stehe ich mir selbst im Weg.

Michael Marcus Thurner: Ein paar Worte zu deinem bisherigen Werdensgang: Du hast zu Beginn deiner Karriere erotische Frauenliteratur geschrieben, hast Fantasy für die Serie ELFENZEIT verfasst, warst bei »Sternenfaust« und »Maddrax« aktiv und hast nun den Bogen zu PERRY RHODAN geschlagen. Das ist ein ziemlich buntes Potpourri. Fällt dir der Umstieg von einem zum nächsten Genre leicht, wie gehst du damit um?

Michelle Stern: Solche Umstiege fielen mir schon immer leicht. Zum Abitur habe ich einen Landespreis für fingierte Goethe-Briefe erhalten. Es macht mir Spaß, mich in ganz verschiedene Bereiche einzuarbeiten.

Michael Marcus Thurner: Du hast vor zwei, drei Jahren den Schritt von der Teilzeit- zur Vollzeit-Autorin gewagt. Eine schwere Entscheidung, wie ich weiß. War das eine bewusste Hopp- oder Topp-Entscheidung, oder hat es sich aufgrund der Auftragslage so ergeben?

Michelle Stern: Ende 2011 hat der Verein, bei dem ich nebenberuflich gearbeitet habe, Insolvenz angemeldet und brauchte meine Arbeitskraft nicht mehr. Ich habe das als Chance gesehen, ganztägig zu schreiben. Ich wusste, dass ich gut war und Aufträge bekommen würde. Wenn alles schief gegangen wäre, hätte ich wieder einen Nebenjob annehmen können. Zu meinem Glück kam dann der Einstieg bei PERRY RHODAN NEO.

Michael Marcus Thurner: Du bist seit einigen Jahren verheiratet; wie geht dein Mann mit Deinem doch ungewöhnlichen Beruf eines Autors um?

Michelle Stern: Er ist manchmal empört wegen meines genervten Blicks, wenn meine Arbeitszimmertür mal wieder geschlossen ist und er meint, mir trotzdem Kaffee oder Nahrung bringen zu müssen. Ansonsten ist er sehr aufgeschlossen und hätte nichts dagegen, wenn ich so viel verdienen würde, dass er zu Hause bleiben kann.

Michael Marcus Thurner: Ich frag mal ganz blauäugig: Bist du bereits fix im Autorenteam aufgenommen, oder handelt sich’s bei PERRY RHODAN 2727 sowie 2728 um deine Meisterprüfung?

Michelle Stern: Mal ganz blauäugig zurück: Wüsste ich selbst gern. Ich fühl mich wie eine Elfmeterschützin vor dem Anpfiff, von der alle schon zu wissen meinen, dass das Ding reingeht.

Michael Marcus Thurner: Du bist meines Wissens relativ spät mit PERRY RHODAN in Berührung gekommen. Wie gut kennst du die Serie, wie hast du dich in die Materie eingelesen?

Michelle Stern: Meine erste intensivere Berührung mit RHODAN kam über Uschi Zietsch (Susan Schwartz) zustande, weil ich ihre Romane gelesen habe. Dann fragte mich mal ein gewisser Herr Thurner, ein ganz netter »Maddrax«-Kollege, vor gefühlten zehn Jahren: »Wäre Perry nicht auch was für dich?« Woraufhin ich ein bisserl was gelesen habe und wusste, ja, es ist was für mich, aber im Moment schaffe ich das noch nicht. Was ich dann auch versucht habe, dem Herrn Thurner zu signalisieren.
Das lag daran, dass ich mich zu dieser Zeit eben erst in »Maddrax« eingearbeitet hatte und immer ein Serien-Fan war. Ich wollte mich »Maddrax« ganz und gar widmen.
Rhodan war und ist für viele Menschen, vor denen ich großen Respekt habe, eine Lebensaufgabe. Ich habe immer wieder vereinzelt Romane gelesen und mir einige der Silberbände im Hörbuch angehört, um mich langfristig einzuarbeiten. Seit dem WeltCon habe ich die Serie abonniert und bekomme jede Woche ein Heft.
Vom neuen Zyklus hatte ich, als das Angebot zum Doppelband kam, alles gelesen, was bis dahin in meinem Briefkasten lag.

Michael Marcus Thurner: Du hast bereits einige Manuskripte für PERRY RHODAN NEO abgeliefert, eine Serie, die sich nach und nach von der Erstauflage emanzipiert. Wie ist es denn für dich, nun »zweigleisig« zu arbeiten?

Michelle Stern: So viel Erfahrung habe ich da noch nicht. Bis auf die Frage, wie nun die Akustikfelder in der Erstauflage heißen, läuft es eigentlich ganz gut.

Michael Marcus Thurner: Ich kann mich gut dran erinnern, dass ich zu Beginn meiner Mitarbeit bei PERRY RHODAN von der Faktenlage ziemlich erschlagen wurde. Als ich erstmals mit den Exposés arbeiten musste – puh! Die Perrypedia ist zwar oft bei der Recherche hilfreich, aber es gibt halt auch Unmengen an wichtigem internen Datenmaterial. Wie siehst du das?

Michelle Stern: Die Faktenlage ist nach wie vor erschlagend, doch das Exposé von Christian Montillon hat schon einiges geliefert und mir viel Recherchearbeit in Form des Suchens in der Perrypedia sowie älteren Romanen erspart. Das Schreiben ging mir bezüglich der Hintergründe weit besser von der Hand als beim PERRY RHODAN-EXTRA Nummer 13.

Michael Marcus Thurner: Wie geht’s/ging es dir denn mit dem Format des Doppelbands? Das ist ja doch eine recht ungewöhnliche Länge für einen Autor. Ein Doppelband hat eigene Gesetze; einerseits ist die Handlung durchgängig, andererseits gibt es mit dem Ende des ersten Bandes einen Höhepunkt, den es zu zelebrieren gilt. Das kann schon ein recht komplizierter Balanceakt sein ...

Michelle Stern: Eben damit kämpfe ich. Der erste Band ist jetzt fertig, und es gibt trotz des Übergangs einen klaren inhaltlichen Schnitt. Ich mag es eigentlich lieber, wenn sämtliche Themen in einem Zweiteiler fließend übergehen. Das ist in meinem Doppelband nicht der Fall. Zwar habe ich einiges im ersten Band vorbereitet, dass erst im zweiten eine Rolle spielen wird, aber als hundertprozentig geschlossen sehe ich diesen Doppelband nicht.

(Anmerkung der Redaktion: Der zweite Teil des Interviews folgt morgen.)