Michael Marcus Thurner erinnert sich an MYTHOR Der PERRY RHODAN-Autor schildert eine Begegnung im Frühjahr 1980

2. Oktober 2015

Es war im April 1980. Ich stolperte in den Wiener Westbahnhof, vollgepackt mit Ski, Skistiefel, warmer Unterwäsche, mehreren Tafeln großer Milka-Schokolade und sonstiger Ausrüstung für eine Woche Winterspaß. Ein Zug würde meine Klassenkameraden und mich nach Sankt Anton am Arlberg bringen.

Ich lief reichlich unrund – und das hatte nicht ausschließlich mit dem Skikurs zu tun, sondern auch damit, dass ich am Tag zuvor dieses neue Heft mit dem grellbunten Titelbild in meiner Stamm-Trafik nicht bekommen hatte. Ein Heft mit der strahlenden Nummer 1.

Die erste Heftroman-Serie, die ich von Beginn an lesen wollte und auf die ich durch Werbung in der vierten Auflage von PERRY RHODAN aufmerksam geworden war. MYTHOR stand in einer im Halbkreis geschwungenen Schrift geschrieben, und darunter als Titel des Hefts »Der Sohn des Kometen«. Zwei Säbelzahntiger drohten, über einen jungen Krieger mit Schwert herzufallen. Im Hintergrund stand eine verzweifelte junge Frau mit bemerkenswert wenig Kleidung am Körper.

Ich hatte nicht mehr viel Zeit am Westbahnhof; ich ließ meine Ausrüstung bei einem Schulfreund zurück und hetzte davon, hin zu einer der gut sortierten Trafiken – und bekam gerade noch das letzte Exemplar von MYTHOR-Nummer 1. Eines, das offenkundig im Lieferpäckchen zuoberst gelegen war, denn es zeigte die Spuren der damals typischen Einschnürung. Außerdem hing ein Teil des Titelbildes in Fetzen weg (die großteils entblößte Frau war zu meiner Erleichterung ganz geblieben). Ich hatte meinen MYTHOR, hurra! Ich war von Beginn an mit dabei.

Ich verschlang den Roman noch im Zug, ich war begeistert. Nicht nur wegen der ausgezeichneten Schreibe des Autors Hugh Walker (dessen Namen mir bis dahin unbekannt gewesen war), sondern auch wegen der Aufmachung. Es gab eine liebevoll gefertigte Karte, die den Weg des jungen Helden nachzeichnete, es gab vier hervorragend gemachte Innenillustrationen. Und eine Leserkontaktseite, wie ich sie bereits von PERRY RHODAN her kannte.

Ich war angefixt, und ich kaufte nach der Rückkehr von der Skikurswoche regelmäßig die Hefte mit den Abenteuern des jungen Mythor. Eines eher naiven Kerls vom Lande, der sich einmal seinen Platz in einer sonderbaren Fantasy-Welt erobern musste und ständig von einem Abenteuer ins nächste getrieben wurde. Er bekam es auf seiner Reise mit grimmigen Heerführern und bösartigen Zauberern zu tun, mit edlen Maiden und geheimnisvollen Wesen.

Es dauerte eine Weile, bis sich ein roter Handlungsfaden zeigte und ich als Leser ahnte, wohin die Reise gehen würde. Ich entdeckte Lieblingsautoren (Ernst Vlcek alias Paul Wolf sowie Hubert Strassl alias Hugh Walker) und Lieblingszeichner (Peter Eilhardt). Ich hatte insbesondere mit den Figuren Nottr und Coerl O'Marn meine Freude.

Der »Gorgan«-Zyklus gefiel mir, der »Vanga«-Zyklus eher weniger. Beim »Schattenzonen«-Zyklus war ich wieder mit voller Begeisterung dabei, zum Schluss der Serie hin vermisste ich die großen Zusammenhänge. Es war ein Auf und Ab, doch nie kam ich von MYTHOR los.

Nur die zuletzt erschienene Nummer (192) konnte ich in Wien nirgendwo finden. Ich vermute, dass nur sehr wenige Hefte den Weg über die Grenze von Deutschland nach Österreich schafften. Erst viel später trieb ich das fehlende Heft auf – und dank der Mithilfe von Hermann Urbanek auch den niemals offiziell erschienenen Band 193 von Hubert Haensel.

Nun wird die Serie im E-Book-Format neu aufgelegt, alle 193 (!) Hefte. Vielleicht täuscht mich mein jugendliches, naives Ich, das mir über Raum und Zeit hinweg zuflüstert, dass große Teile von MYTHOR zeitlos gut geschrieben sind. Jedenfalls werd' ich nach langer Zeit wieder mal reinschauen und in Mythors Gefolge fantasievolle und spannende Abenteuer erleben.

Ach ja: Noch bevor ich auf den Gedanken kam, PERRY RHODAN-Autor werden zu wollen, hatte ich den Wunsch, mal ein MYTHOR-Manuskript zu schreiben. Naja, vielleicht wird's mal eine Fan-Story. Einfach aus Spaß an der Freud' ...
 

Michael Marcus Thurner

 

 


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