Interview mit Robert Corvus »NEO ist wie eine Heimkehr zu den Sternen« – Teil eins

26. November 2013

Mit seinem Roman »Das Gift des Rings« gibt Robert Corvus seinen Einstieg bei PERRY RHODAN NEO. In einem Interview gibt er Auskünfte zu seinen Lesegewohnheiten und zu seinen Zielen bei PERRY RHODAN. Die Fragen stellte Klaus N. Frick.

Aufgrund der Länge des Interviews bringen wir es in zwei Teilen: heute den ersten, morgen den zweiten Teil.

Klaus N. Frick: Du hast mit 14 Jahren deinen ersten PERRY RHODAN-Roman gelesen. Was für ein Gefühl ist es, nach über einem Vierteljahrhundert jetzt bei PERRY RHODAN NEO gelandet zu sein?

Robert Corvus: Primär bin ich stolz. In den vergangenen 25 Jahren habe ich einige Erfahrungen in der Szene der Fantasy- und Science-Fiction-Schaffenden gesammelt. Mehrfach bin ich mit amerikanischen oder britischen Autoren über die Buchmärkte auf Cons geschlendert und habe ihnen gezeigt, was die deutschsprachige Science Fiction auf die Beine stellt. Das Phänomen PERRY RHODAN war immer dabei. Nicht nur, aber auf besondere Weise mit PERRY RHODAN NEO wird der Beweis angetreten, dass PERRY RHODAN nicht träge in einer glorreichen Vergangenheit schwelgt, sondern die Kraft hat, immer wieder frische Impulse zu setzen und sich selbst neu zu erfinden. Da bin ich gern dabei.

Klaus N. Frick: Was liest du selbst? Welche Romane inspirieren dich?

Robert Corvus: Das Lesen ist mein Lieblingshobby, ich werde selten von einem Buch enttäuscht. Entsprechend steht in meinen Regalen von allem etwas: von Rosamunde Pilcher über J. K. Rowling bis Clive Barker, von meiner »GEO-Epoche«-Sammlung über Eifelkrimis bis zu Karl May. Den Löwenanteil machen aber fantastische Stoffe aus. Wenn ich selbst an einem Fantasyroman arbeite, lese ich gern Science Fiction und umgekehrt.

Zu den großen Meistern zählen für mich Frank Herbert mit seinem »Dune«-Zyklus und David Brin mit den »Uplift«-Romanen, aber auch Michael Crichtons Wissenschaftsthriller und William Gibsons »Neuromancer« haben mich begeistert. Besonders erfreulich finde ich, dass wir in Deutschland Autoren haben, die Science Fiction auf Weltklasseniveau schreiben, wie Andreas Eschbach und Frank Schätzing (der sogar in Köln wohnt, was meinen Lokalpatriotismus befeuert).

Klaus N. Frick: Du hast als Bernard Craw für Serien wie »BattleTech« und »Das schwarze Auge« geschrieben. Wie schwer war es da für dich, mit den jeweiligen Universen klarzukommen?

Robert Corvus: Bislang habe ich immer für Serien geschrieben, deren Fan ich schon vorher war. Ich kannte einige »BattleTech«-Romane, und »Das schwarze Auge« habe ich in meiner Schulzeit so intensiv gespielt, dass sich meine Mutter fragte, wann ich wohl anfinge, mich für »normale Sachen« zu interessieren (ich fürchte, das fragt sie sich immer noch). Trotzdem musste ich mich im jeweiligen Kontext auf den neuesten Stand bringen, sprich: mich mit den aktuellen Romanen vertraut machen. Für jemanden, dessen Lieblingshobby das Lesen ist, ist das aber fast schon eine Belohnung.

Erleichtert wird das Hineinfinden dadurch, dass beide Universen Hintergrund für detailliert ausgearbeitete Spiele sind ‒ bei »BattleTech« eines Strategie-, bei »Das schwarze Auge« eines Rollenspiels. Spiele haben klare Regeln und definitive Festlegungen, die man in Quellenbüchern nachlesen kann. Das erleichtert die Recherche ungemein.

Klaus N. Frick: Seit Erscheinen des ersten Bandes der »Schattenherren«-Trilogie bist du als Robert Corvus auch als Autor eigenständiger Fantasy bekannt geworden. Wieso hat es so lange gedauert, bis du serienunabhängige Romane veröffentlicht hast?

Robert Corvus: Auch mein erster Roman, »Sanguis B. Vampire erobern Köln«, ist serienunabhängig. Danach habe ich einige Manuskripte und noch mehr Exposés verfasst und Absagen gesammelt, immer auch parallel zu meiner Arbeit für »BattleTech« und »Das schwarze Auge«. Ich habe beständig meine Erfahrung als Schriftsteller ausgebaut und an meiner Schreibe gedrechselt, gehämmert und gefeilt ‒ ein Regal in meinem Arbeitszimmer ist mit Schreibratgebern gefüllt. Diese Lernkurve ist sicher ein Teil der Erklärung, warum es jetzt klappt und in den Jahren vorher eben nicht. Das Entscheidende für die Veröffentlichung in einem Publikumsverlag ist aber meines Erachtens das Glück ‒ und dass man mit dem richtigen Stoff zur richtigen Zeit beim richtigen Lektorat anklopft. Das ist wie im Profifußball: Auch der beste Stürmer muss oft aufs Tor schießen, damit irgendwann der Ball im Netz landet.

Soweit der heutige Teil des Interviews mit Robert Corvus. Der zweite Teil kommt morgen.