Interview mit Oliver Plaschka: PERRY RHODAN wollte ich schon immer mal schreiben

10. Mai 2013

Mit dem Roman »Welt aus Seide« schrieb Oliver Plaschka seinen ersten Beitrag für PERRY RHODAN NEO; der Roman erscheint mit der Bandnummer 42 und stellt ein fremdartiges Volk von spinnenartigen Außerirdischen vor. Das folgende Interview mit Oliver Plaschka, der bislang vor allem mit seinen Fantasy-Romanen bekannt geworden ist, führte Klaus N. Frick.


Klaus N. Frick: Du hast mehrfach erzählt, dass du früher gern PERRY RHODAN gelesen hast. Wie waren denn deine Leseerfahrungen, wie ging das los?

Oliver Plaschka: Irgendwann hat mir als Kind jemand ein Taschenbuch geschenkt, dann kamen die Europa-Hörspiele (ich habe noch immer den Soundtrack und Perrys markige Stimme im Kopf), dann die Silberbände bis einschließlich 32. Als ich noch mit meinen Eltern in Urlaub fuhr, habe ich abends immer im Hotel gelesen, während sie in die Strandbar gingen ... Mit fünfzehn kam mir dann der »Herr der Ringe« dazwischen, und ich las eine Weile vor allem Fantasy.


Klaus N. Frick: ... und dann kam der PERRY RHODAN-WeltCon 2011, der in Mannheim stattfand, quasi vor deiner Haustür ...

Oliver Plaschka: ... und Feder&Schwert, bei denen damals gerade mein Steampunk-Roman »Der Kristallpalast« erschienen war und die ja auch in Mannheim sitzen, stellten den Kontakt zu euch her. Das war die bestbesuchte Lesung meines Lebens, zwischen Andreas Eschbach und Markus Heitz. Das war schon toll.


Klaus N. Frick: In den vergangenen Jahren hast du eine Reihe von phantastischen Romanen veröffentlicht, die nicht unbedingt den üblichen Fantasy-Klischees entsprechen. Ganz aktuell ist beispielsweise ja »Das Licht hinter den Wolken« bei Klett-Cotta erschienen. Kannst du etwas zum Inhalt dieses Romans sagen?

Oliver Plaschka: Die grundlegende Idee war ein Roadmovie in einer Fantasy-Welt: Ein junges Kriegerpärchen kommt an ein magisches Schwert und wird quer durch die Provinzen des Reichs gejagt. Daraus ist die »Ballade von Banneisen und Schneeklinge« geworden, einer der drei Handlungsstränge. Dazu kommen ein unsterblicher Magier, der seine Erinnerung verlor, und eine junge Adlige, die den Mord an ihrer Familie rächen will. Natürlich hängt alles irgendwie zusammen, und wie immer habe ich versucht, auch ein wenig mit den Konventionen des Genres zu spielen; es gibt zum Beispiel auch Telegraphen und Schusswaffen in dieser Welt.


Klaus N. Frick: Und wie ist dann der Gegensatz von einer eigenständig-phantastischen Welt zu einer Welt, die durch Exposés gesteuert werden muss?

Oliver Plaschka: Es war das erste Mal, dass ich nach Exposé schrieb. Vorher konnte ich mir das nicht richtig vorstellen, hinterher war mir klar, dass das für eine Serie wie PERRY RHODAN die beste und vielleicht einzig mögliche Arbeitsteilung ist.
Frank Borsch gab mir den Plot – und das ist genau das, woran ich normalerweise am längsten tüftle. Gerade bei der Ausgestaltung der Welt und der Charaktere aber ließ er mir sehr viel Freiheit – und das ist wiederum genau das, was ich am liebsten tue.


Klaus N. Frick: Mit den spinnenartigen Trebolanern bist du auf jeden Fall gut klargekommen. Blöde Frage: Magst du etwa Spinnen?

Oliver Plaschka: Nicht wirklich, auch wenn ich nicht so krass wie Ishy Matsu auf sie reagiere ... Aus genau dem Grund aber wollte ich aus den Trebolanern keine Monstren machen, das wäre zu billig gewesen.
Mein Anspruch war eher, Spinnen zu zeigen, die Menschen als schön empfinden können. Ein wenig spleenig sind sie auch. Und durch das Verwirrspiel um das Zepter Vidaarms, um das sich Franks Geschichte dreht, ist es alles auch ein schönes, großes Netz, in dem sich die Charaktere verheddern können.


Klaus N. Frick: Bei Büchern, die in Hardcover-Verlagen erscheinen, ist die Resonanz der Leser nicht immer sonderlich hoch; bei PERRY RHODAN gibt es ein Forum sowie zahlreiche weitere Leserkommentare. Was ist das für eine Erfahrung für dich?

Oliver Plaschka: Es ist wirklich ganz anders, allein das Tempo: Ein, zwei Wochen führt man auf einmal das Ranking auf Amazon an (was mir sonst auch eher selten passiert), Dutzende Leute diskutieren den Roman, dann braust es an einem vorbei, und nach dem Heft ist wieder vor dem Heft. Es ist fast wie ein gemeinschaftliches Happening, alle zwei Wochen (oder, im Falle der EA, sogar wöchentlich).


Klaus N. Frick: Wie sind deine Kontakte zu Fans allgemein? Gehst du gern auf Cons, also auch allgemeiner Art?

Oliver Plaschka: Cons sind wichtig, und ich tausche mich gerne mit Gleichgesinnten aus. Ich sehe es aber eher so, dass wir alle Fans ein und derselben Sache sind, sonst würde ich das auch nicht schreiben wollen.


Klaus N. Frick: Gibt's ein großes schriftstellerisches Ziel für dich, also etwas, das du unbedingt erreichen möchtest?

Oliver Plaschka: Es gib noch ein, zwei Romane, die ich verdammt gerne schreiben würde. Einer davon hätte auch eine größere Nähe zur Science Fiction als zur Fantasy ... und das ist leider aktuell sehr schwierig auf dem deutschen Markt.


Klaus N. Frick: Nach dem ersten Ausflug in die Welt von PERRY RHODAN NEO – gibt es bald neues von dir zu lesen?

Oliver Plaschka:
Nun, wenn ich das schon verraten darf: Frank hat mich für die nächste Staffel fest eingeplant. Und was meine eigenen Projekte angeht, ich will mich demnächst um die Kurzgeschichtensammlung kümmern, die ich seit zwei Jahren vor mir herschiebe ... Noch so ein ungeliebtes Kind des Literaturbetriebs, aber ich bin mit Kurzgeschichten aufgewachsen (vor allem Robert Sheckley, später King und Lovecraft), und ich wollte schon immer meine ganzen Geschichten in einem Band zusammentragen.


Klaus N. Frick: Ich bedanke mich für die Antworten.

Oliver Plaschka: Ich danke dir!