Interview mit Gerry Haynaly: Wann überschreitet Technik die Grenzen der Moral?

2. Januar 2013

Am Freitag, 4. Januar 2013, kommt »Die Ehre der Naats« in den Handel – als Band 34 von PERRY RHODAN NEO. Dieser Roman stellt die Feuertaufe von Gerry Haynaly dar: Er ist der neue Autor bei PERRY RHODAN NEO, dürfte aber dem einen oder anderen Leser aus der Fan-Szene oder von seinen »Stellaris«-Kurzgeschichten her bekannt sein. Um mehr über den neuen Kollegen zu erfahren, führte Klaus N. Frick das folgende Kurzinterview.

Klaus N. Frick: »Die Ehre der Naats« ist dein Einstieg in das Neoversum. Wie findest du diese neue Interpretation von PERRY RHODAN?

Gerry Haynaly: Mir gefällt an NEO, dass die Serie ohne den Hintergrund von beinahe 2700 Romanen neue Geschichten erzählen kann. In den fünfzig Jahren, die es PERRY RHODAN nun gibt, hat sich in der Realität technologisch sehr viel getan, was den heutigen Autoren hilft, völlig neue Aspekte zu beleuchten. Computer und Kommunikation haben sich in dieser Zeit so drastisch verändert, dass ich dies als NEO-Autor berücksichtigen muss. Ich finde, ein Übersetzungscomputer im Gehirn ist nicht allzu weit hergeholt – man denke nur an die Fähigkeiten moderner Handys.
Gut, die Nanotechnologie ist noch nicht ganz so weit fortgeschritten, aber auch das ist nur eine Frage der Zeit. Wer weiß, was in fünfundzwanzig Jahren möglich ist...

Klaus N. Frick: Ich sehe schon deine Technikbegeisterung. Wird man diese auch in deinem Roman merken?

Gerry Haynaly: Klar (lacht). Dinge wie Antigrav oder überlichtschnelle Raumfahrt sind nun mal faszinierend. Und um den Running Gag diverser PERRY RHODAN-Cons zu zitieren: Ich hätte auch gerne ein Dimesexta-Triebwerk.
Trotzdem bleibt bei mir immer wieder die Frage im Hinterkopf, wann Technik die Grenzen der Moral überschreitet. Wir tauschen leichtfertig Bequemlichkeit gegen unbegrenzte Überwachung, man denke nur an soziale Netzwerke oder Handys.

Klaus N. Frick: Wie der Romantitel »Die Ehre der Naats« schon sagt, geht es in einem Handlungsstrang deines Romans um Außerirdische. Wie geht es dir dabei, dich in solche Wesen hineinzuversetzen?

Gerry Haynaly: Puh, schwierige Frage. Diese Wesen sind drei Meter große Kolosse, deren Moralvorstellungen »ein wenig« von unseren abweichen. Nachdem ich als Netzwerktechniker ein logisch strukturierter Mensch bin – wie meine Frau behauptet -, gelingt es mir zumindest, ihre Handlungsweisen nachvollziehbar darzustellen. Dabei ist es immer eine Gratwanderung zwischen zu unverständlich und zu menschlich.

Klaus N. Frick: Stichwort » Netzwerktechniker«: Das ist ja dein Hauptberuf. Wann findest du Zeit fürs Schreiben?

Gerry Haynaly: Ohne strenge Disziplin und Organisation geht da gar nichts. Tagsüber ist der Netzwerktechniker am Werk, und nächtens wird der Schriftsteller aktiv, wobei der Techniker dem Schriftsteller eine Excel-Tabelle gebastelt hat, damit beide immer wissen, ob sie den Abgabetermin einhalten können.
Je nach zu schreibender Szene verändert sich der Desktop-Hintergrund am Notebook. Allein das Aussuchen bringt einen gehörigen Schub an Inspiration.

Klaus N. Frick: Man merkt schon, dass du ein Science-Fiction-Junkie bist. Wie ist es dazu gekommen?

Gerry Haynaly: Wie bei so vielen begann das in der Schule mit dem heimlichen Lesen von Perrys unter der Bank. Inzwischen umfasst meine SF- und Perry-Sammlung mehrere Regalmeter (die Perrys natürlich alle in Erstauflage). Mit sechzehn gründete ich mit einigen Freunden den PRC Sirius, der sogar von Walter Ernsting und Walter A. Fuchs besucht wurde.
Das Schreiben hat übrigens damals begonnen. Der Club hatte ein eigenes Fanzine, bei dem ich Chefredakteur war ...

Klaus N. Frick: Wie ging es mit dem Schreiben weiter?

Gerry Haynaly: Der dritte Platz beim William-Voltz-Wettbewerb 2006 und die Veröffentlichung der Kurzgeschichte » Big Dreams«  in der Anthologie »Running the Line – The best stories of the Clarke-Bradbury International Science Fiction Competition« waren dann so etwas wie der Startschuss.
Es folgten »Stellaris«-Kurzgeschichten und »Sternenfaust«-Romane. Mit dem Roman »Opus Erawan«, der diesen Sommer in der Fan-Edition erschien und in dem Tatcher a Hainu sowie Dalaimoc Rorvic die Hauptrollen spielen, schloss sich dann der Kreis zu PERRY RHODAN wieder.

Klaus N. Frick: Vielen Dank für das Interview.

Gerry Haynaly: Ich bedanke mich ebenfalls und möchte den Lesern noch viel Vergnügen beim Lesen meines NEO-Romans »Die Ehre der Naats« wünschen.