Interview mit Christian Bildner Der Geschäftsführer der E-Book-Plattform readersplanet spricht über die Anfänge und die Entwicklung des E-Book-Geschäfts

22. April 2014

Christian Bildner ist Gründer und Geschäftsführer der E-Book-Plattform readersplanet. Der Shop ist Teil der BILDNER Verlag GmbH mit Sitz in Passau. Katrin Lienhard stellte Christian Bildner einige Fragen zu den Anfängen des E-Book-Geschäfts, die er per Mail beantwortete.

Katrin Lienhard: readersplanet wurde im Jahr 2000 als erster deutscher E-Book-Verlag gegründet. Damals war der Siegeszug der E-Books noch nicht wirklich absehbar, die Gründung eines E-Book-Verlages war ein mutiger Schritt. Wie kam es dazu?

Christian Bildner: Ein befreundeter Verleger hatte mich damals angesprochen, ob ich nicht Lust hätte, mit ihm einen reinen E-Book-Verlag zu gründen. Er kam in mein Büro und zeigte mir einen hochmodernen »PDA«, den er sich eben gekauft hatte. Er war der Meinung, dass das die Zukunft des Lesens sei. Nachdem ich aufgrund meiner damaligen geschäftlichen Tätigkeit Erfahrung mit solchen Internet-Projekten hatte und mich das Thema reizte, sagte ich spontan zu. So entstand innerhalb weniger Wochen der erste deutsche »E-Book-Verlag«.


Katrin Lienhard: Können Sie sich noch an die ersten E-Books bei readersplanet erinnern?

Christian Bildner: Ja, sehr gut sogar. Das erste E-Book war der Titel »Der fremde Zwang« von Clark Darlton – einer der beiden PERRY RHODAN-Gründer. Wir hatten Walter Ernsting damals persönlich in seiner Wohnung in Salzburg besucht und ihm erklärt, was ein E-Book ist. Walter war schnell begeistert und übertrug uns die entsprechenden Rechte.


Katrin Lienhard: Seit Dezember 2012 gibt es nun die neue Version der Plattform www.readersplanet.de. Hier kann man mittlerweile über 400.000 E-Books erwerben. Wie wurden die E-Books ihres Verlages zuvor verkauft?

Christian Bildner: Die Plattform readersplanet.de gibt es ja schon seit 2000, allerdings lag damals eine ganz andere Technik zugrunde. Die damalige Technik speicherte sämtliche Inhalte im XML-Format und generierte automatisch daraus das vom Kunden gewünschte Dateiformat. Das war zu dieser Zeit schon absolut vorausschauend geplant, da man sich ja nicht sicher sein konnte, welches Format sich als »das E-Book-Format« durchsetzen wird.

Leider wurde diese Technik von den Verlagen nicht angenommen, da man damals nicht wollte, dass ein E-Book anders aussieht als die gedruckte Version. Also mussten wir im Prinzip die Druckbögen in ein E-Book umwandeln, um die Rechte für bestimmte Titel zu bekommen. Das war ein enormer technischer Rückschritt. Mittlerweile sind wir mit unserer aktuellen Plattform technisch gesehen wieder dort, wo wir damals schon waren, denn das ePub-Format ist nichts anderes als ein modifiziertes XML-Format.


Katrin Lienhard: Im Jahr 2000 steckte das E-Book-Geschäft noch komplett in den Kinderschuhen. Es gab keine einheitlichen Formate, auch die E-Book-Reader waren noch nicht massentauglich. Dies hat sich mittlerweile geändert. Wie hat sich Ihr Arbeitsalltag über die Jahre hinweg dadurch verändert?

Christian Bildner: In der Zeit, als wir von den ersten Verlagen die E-Book-Rechte bekamen, war sehr viel manuelle Arbeit erforderlich, um diese PDF-Dateien lesefreundlich aufzubereiten. Mittlerweile ist das zum Glück kein Thema mehr. Unsere Plattform zieht sich jede Nacht die Titelinformationen automatisch von mehr als 400.000 E-Books aus den angeschlossenen Datenbanken.

Da wir uns vor allem auf die optimale Aufbereitung von Serien wie PERRY RHODAN spezialisiert haben, ist es leider damit nicht getan. Wer den PERRY-Kosmos kennt, weiß, was es heißt, das übersichtlich darzustellen. Außerdem will der Abonnent pünktlich um 0:00 Uhr am Erstverkaufstag seinen Roman im Buchregal stehen haben.

Und das ist gar nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick aussieht, denn die Daten, die die Datenbanken zum Teil liefern, sind alles andere als einheitlich gepflegt. Wir haben mehrere Monate damit verbracht, die E-Books so übersichtlich aufzubereiten, wie sie jetzt sind.


Katrin Lienhard: Auf Ihrer Website steht, dass besonders Science-Fiction-Leser zu Ihren Stammkunden zählen. Dies liegt sicherlich auch an Ihrem umfangreichen Sortiment. Wie viele der über 400.000 E-Books sind Science-Fiction-Bücher?

Christian Bildner: Das kann ich leider so genau nicht feststellen. Wir haben uns mittlerweile von dieser Titel-Kategorisierung auf der Plattform komplett verabschiedet, da wir festgestellt haben, dass die Kunden nicht in Kategorien suchen, sondern – wie bei Google – einfach einen Begriff eintippen und sofort ein Ergebnis angezeigt bekommen wollen. Das hinzubekommen ist alles andere als einfach. Testen Sie das mal auf unserer Seite, es funktioniert jetzt richtig gut.


Katrin Lienhard: Wann haben Sie Ihren ersten E-Book-Reader gekauft?

Christian Bildner: Mein erster E-Book-Reader war 2002 ein Gemstar eReader. Diesen hatte ich damals als kostenlose Leihstellung erhalten, da wir den Hersteller mit Inhalten belieferten. Anschließend habe ich ziemlich lange auf verschiedenen Palm-OS-Geräten gelesen.


Katrin Lienhard: Was lesen Sie?

Christian Bildner: Zum Lesen habe ich leider nur im Urlaub Zeit. Das letzte Buch, was ich gelesen hatte war ein Roman mit dem Titel »Blackout«. Ich habe mir aber fest vorgenommen, bald wieder bei PERRY RHODAN einzusteigen.


Katrin Lienhard: Vielen Dank für die Antworten!