In Gedanken spazieren gehen– Teil eins Interview mit Peter und Dirk, geführt von Michael Marcus Thurner

23. April 2018

Der Anlass für dieses Interview, das Michael Marcus Thurner per Mail führte, war ein Eintrag im Galaktischen Forum – dem Internet-Diskussionsforum der PERRY RHODAN-Serie –, in dem sich Dirk in Peters Namen meldete und sich für die vielen Stunden der Unterhaltung bedankte.

Peter ist nach einem Schlaganfall vor sieben Jahren vom Hals abwärts gelähmt, auch sprechen kann er nicht mehr. Die Kommunikation mit seinen Betreuern erfolgt ausschließlich über Augenkontakt, über Blicke. Peter ist PERRY RHODAN-Fan. Er verfolgt die Serie über die Hörbücher, besonders den Silberbänden gilt sein Interesse. Dirk ist einer seiner Betreuer. Auch er ist seit mehreren Jahrzehnten PERRY RHODAN-Fan.

Wegen seines Umfangs bringen wir das Interview in zwei Teilen – heute kommt der erste Teil, morgen folgt der zweite.

Michael Marcus Thurner: Erst einmal danke, dass ihr euch beide für ein Interview zur Verfügung stellt. Euer Dankeschön im Forum, das spürt man, kam ja wirklich von Herzen. Gab es denn einen speziellen Grund dafür, dass ihr euch jetzt gemeldet habt, oder hat sich das spontan so ergeben?

Antwort: Es gab keinen bestimmten Anlass dafür. Es war ein spontaner Einfall von mir (Dirk). Ich bin halt auch PERRY RHODAN-Fan und schon recht lange »passiv« im Forum unterwegs. Ich habe Peter dann gefragt und er hat sehr spontan »Ja« gesagt. Wir hatten das Gefühl, es könnte für die an der Serie Beteiligten schön sein, mal zu hören, was ihre Arbeit bewirken kann.

Michael Marcus Thurner: Im Forumseintrag ist die Rede davon, dass du, Peter, jeden Tag zehn bis vierzehn Stunden lang die Hörbücher hörst. Sind es denn immer wieder die Silberbände, oder hörst du auch die Erstauflage?

Antwort: Peter hört hauptsächlich die Silberbände. Seit Band 2900 bringe ich ihm aber auch die Erstauflage mit, wenn ich mir ein Heft als Hörbuch gekauft habe. Im Augenblick steht er da zirka bei Heft 2930. Auf neu erscheinende Silberbände freut er sich allerdings besonders.

Michael Marcus Thurner: Welcher ist denn euer Lieblingszyklus, habt ihr einen Lieblingsautor? Wie lange lest ihr die Serie schon?

Antwort: Peter hat keinen Lieblingsautor und auch keinen Lieblingszyklus. Er liest PERRY RHODAN seit den siebziger Jahren. Er war schon immer Science-Fiction-Fan und ist per Zufall am Kiosk auf die Serie aufmerksam geworden. Ich kenne PERRY RHODAN seit den frühen achtziger Jahren durch die Hörspielkassetten. Mein Lieblingszyklus ist, glaub ich, immer noch der MdI-Zyklus. Aber auch das Reich Tradom fand ich gut.

Michael Marcus Thurner: Peter, du warst schon PERRY-Fan lange vor deinem Schlaganfall. Inwiefern hat sich denn das »Lesen« seit deinem Unfall verändert? Ist es intensiver geworden? Bei Menschen mit Sinneseinschränkungen, Blinden etwa, verstärken sich die anderen Wahrnehmungen wie Gehör und Geruch. Ist es bei dir ähnlich? Ist die Vorstellungskraft, ist das Reich der Fantasie deiner Meinung nach größer geworden? Hast du in diesem Bereich etwas gewonnen?

Ich selbst hab sehr ausgeprägte innere Räume. Ich denke gerne: »Was wäre, wenn …« und kann stundenlang in einer neuen, selbst erfundenen Welt spazieren gehen. Spinnst du denn auch die PERRY RHODAN-Geschichten in Gedanken weiter? Schaffst du dir eigene Welten in deinem Kopf?

Antwort: Die Frage war schwer für Peter. Er hat mehrfach angefangen zu weinen, wollte aber auf keinen Fall aufhören oder eine Pause machen.

Peter hat nicht das Gefühl, dass sich durch den Schlaganfall etwas an seiner Wahrnehmung verändert hat. Er hat auch früher schon mit sehr viel Vorstellungskraft gelesen und sich seine eigenen Räume und Welten ersonnen. Genauso macht er das heute auch noch. Und ja, er spinnt ganz oft Geschichten in andere Richtungen weiter und erschafft sich so seine »Räume«. Wahrscheinlich ist es auch schwer, sowas selbst zu beurteilen. Menschen, die Peter von früher kennen, sagen zum Beispiel, dass Peter sehr viel geduldiger geworden ist seit dem Schlaganfall.