Eine gigantische Flotte Werkstattbericht Hubert Haensel

23. April 2015

»Raumschiffe! Unglaublich viele Raumschiffe! Mehr, als wir jemals zuvor gesehen haben!« Diesen Funkspruch erhält Perry Rhodan im heimischen Solsystem – nachzulesen ist das auf der letzten Seite des Silberbands 129 »Der steinerne Bote«. Und gestehen wir es uns ruhig ein: Nicht nur Perry Rhodan will wissen, ob der Absender übertreibt und was sich da, dreißig Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt, tatsächlich anbahnt.

»Unglaublich viele Raumschiffe ...« Die betreffenden Romanhefte der Erstauflage hatte ich zum ersten Mal Ende des Jahres 1982 gelesen, und bei der Bearbeitung des Silberbands spürte ich sofort wieder die Faszination von damals. Das ist kosmische Handlung, das ist »sense of wonder« vom Feinsten.

UnPERRY RHODAN-Silberband 130: »Der Frostrubin«d vor allem: Wie viel ist »unglaublich viele«? Zehntausend Raumschiffe? Stellen wir uns einfach vor, eine irdische Großmacht verfüge heutzutage über sage und schreibe zehntausend schnelle und schwer armierte Jets. Ja, diese Zahl wäre unglaublich – und würde wohl ganz nebenbei das Ende unserer Zivilisation besiegeln.

Für Perry Rhodan hingegen sind zehntausend Raumschiffe nichts Außergewöhnliches. Ich erinnere nur an den Riesenroboter OLD MAN. – Alle Leser, die jene Epoche des Solaren Imperiums in Erinnerung haben, werden nun leuchtende Augen bekommen. Und unsere später in den PERRY RHODAN-Kosmos eingestiegenen Freunde, die den Zyklus M 87, die Hefte 300 bis 399, bislang nicht kennen, seien ausdrücklich darauf hingewiesen. Jene hundert Romane lassen sich so nebenher verschlingen, sei es mit den Silberbänden 33 bis 44, als E-Book oder als Hörbuch. – OLD MAN hatte jedenfalls 15.080 Ultraschlachtschiffe der GALAXIS-Klasse an Bord, also terranische Kugelraumergiganten mit jeweils 2500 Metern Durchmesser. Eine gewaltige Streitmacht.

Bleibt die Frage, wo »unglaublich viele« beginnt. Perry Rhodan kennt große Flotten. Nicht zuletzt besteht das Gros der Kosmischen Hanse aus den Keilschiffen der ehemaligen Orbiterflotten, insgesamt knapp 80.000 Handelsschiffe unterschiedlicher Typen.

»Unglaublich viele Raumschiffe«, das sollten also schon fünfhunderttausend oder mehr sein, um diesen Superlativ zu rechtfertigen.

Ich verrate, welche Beschreibung im Silberband 130 »Der Frostrubin« stehen wird: »Weit in der Ferne, eher zu ahnen als zu sehen, lag ein Bereich undurchdringlicher Schwärze. Das war TRIICLE-9. Auf der anderen Seite dehnte sich das unüberschaubare Band der Endlosen Armada, zusammengesetzt aus Millionen von Orterreflexen, die zu einem feinen Nebel verschmolzen.«

Ja, Millionen von Raumschiffen, also nicht nur eine oder zwei Millionen, sondern mehr. Ein wahrhaft gigantischer Heerwurm, mit dem unsere Terraner konfrontiert werden. Bestehend aus einer Fülle von Teilflotten vieler Völker, zusammen ein gewaltiges Ganzes.

Schon 1982 fragte ich mich, wie sich diese gigantische Anzahl von Raumschiffen eigentlich veranschaulichen ließe. Nun habe ich es einfach nachgerechnet und dabei unser heimisches Sonnensystem als Maßstab genommen.

Was dabei herausgekommen ist? Unser Sonnensystem ist gigantischer, als es auf den ersten Blick scheint.

Der mittlere Abstand der Erde von der Sonne beträgt eine Astronomische Einheit = 1 AE = 149,6 Millionen Kilometer. Im Lauf eines Jahres beschreibt die Erde bei ihrem Sonnenumlauf einen Kreis mit dem Radius 1 AE. Diese Kreisfläche kann jeder anhand der bekannten Formel (Fläche ist gleich Pi mal Radius zum Quadrat) selbst berechnen. Nehmen wir an, dass in diesem Bereich eine Flotte postiert wird und jedes dieser Raumschiffe eine Fläche von 10.000 mal 10.000 Kilometern kontrolliert, dann ergibt sich die Zahl 702.737.024.

Mit anderen Worten: Mehr als siebenhundert Millionen Raumschiffe wären nötig, um den Innenbereich unseres Sonnensystems auszufüllen. Wobei zehntausend Kilometer Abstand von einem Schiff zum nächsten ein Klacks sind, denn allein auf einer Linie zwischen Erde und Mond wären dann 38 Raumschiffe postiert.

Diese Berechnung zeigt eigentlich zweierlei. Zum einen, wie gigantisch schon die Distanzen innerhalb eines Sonnensystems sind. Zum anderen, welch Staubkorn ein einzelnes kleines Raumschiff tatsächlich ist, ja sogar, wie winzig ein Planet im Vergleich zu den ihn umgebenden Leerräumen ist.

Und weil das Rechnen plötzlich Spaß macht, umgebe ich unser Sonnensystem mit einer von Raumschiffen gebildeten Kugelhülle. Natürlich gehe ich dabei vom Beispiel einer idealen Kugelschale aus und nehme als deren Radius die Neptunbahn. Pluto zählt real nicht mehr als Planet, in der PERRY RHODAN-Serie existiert er ohnehin nicht mehr. Der Radius der Kugelschale beträgt deshalb 30,06 Astronomische Einheiten. Ich erspare es uns, hier die Kugeloberfläche in Quadratkilometern wiederzugeben, das wäre immerhin eine Zwei mit zwanzig Nullen. Aber wie viele Raumschiffe müssen auf dieser Kugelschale postiert werden, wenn jede Einheit ein Quadrat mit einhunderttausend Kilometern Seitenlänge überwacht, also zwischen Erde und Mond gerade einmal drei bis vier Raumschiffe stehen?

Um eine solche Kugel rund um unser Sonnensystem zu bilden, wären – festhalten! – 25.399.828.190 Raumschiffe nötig. In Worten: fünfundzwanzig Milliarden Raumschiffe. Unvorstellbar! Ich denke, dass keine galaktische Volkswirtschaft jemals in der Lage wäre, eine solche Flotte zu produzieren. Die Besatzung ließe sich wohl leichter rekrutieren.

Damit zurück zu Silberband 130. Mit ihren Millionen von Raumschiffen ist und bleibt die Endlose Armada ein gigantischer Machtfaktor. Außerdem erscheint sie mir in diesem Ausmaß plötzlich durchaus realistisch.

Natürlich gäbe es die Möglichkeit, die Schlagkraft der Endlosen Armada zu berechnen. Aber wenn schon ein paar Raumschiffe genügen, um einen Planeten zu zerstören, muss ich nicht mehr wissen, wozu Millionen Schiffe in der Lage wären.

Wer nun gespannt darauf ist und lesen will, welche Vielfalt eine derart mächtige Flotte außerdem in sich birgt, der greife nach Silberband 130 »Der Frostrubin« und natürlich auch zu den daran anschließenden Büchern.

»Der Frostrubin« erscheint übrigens am 11. Mai 2015.

 

Hubert Haensel