Eine spezielle Beilage hatte der Roman »Lloyd und das Chaofaktum« von Michael Marcus Thurner, der die Bandnummer 3164 trug und im April erschien. Im PERRY RHODAN-Report erschien ein Interview, das Ben Calvin Hary mit Liza Grimm und Titus Müller geführt hatte – beide hatten Gastromane zur PERRY RHODAN-Serie beigesteuert.
Dieses Interview dokumentieren wir an dieser Stelle. Wegen seines Umfangs bringen wir ihn in zwei Teilen: heute Teil eins und morgen den zweiten Teil.
Respekt vor dem Gesamtepos
Die Arbeitsweisen von Autoren unterscheiden sich voneinander. Vermutlich gibt es keine zwei Schriftsteller, die alles auf dieselbe Weise tun, sei es bei der Recherche, bei der Planung einer Handlung oder beim eigentlichen Schreiben. Das eigene Vorgehen einem fremden »Workflow« zu unterwerfen, wie die Teamarbeit an einer wöchentlichen Romanserie ihn notwendig macht, ist darum eine besondere Herausforderung für die Angehörigen unseres Berufs.
Immer wieder aber haben in den vergangenen beiden Jahrzehnten etablierte Kollegen der Heftromanwelt eine Stippvisite abstatten dürfen. Zwei dieser »Auserwählten« waren Liza Grimm und Titus Müller. Wie haben sie die Mitarbeit an der größten Science-Fiction-Serie der Welt empfunden? Vor welchen Herausforderungen standen sie?
Im Interview standen beide Rede und Antwort.
Ben Calvin Hary: Ihr beiden seid den PERRY RHODAN-Lesern vermutlich in erster Linie als die Autoren zweier sogenannter Gastromane bekannt. Welchen Band habt ihr jeweils geschrieben, und – in zwei Sätzen zusammengefasst – worum ging es da?
Liza Grimm: Ich durfte Band 3012 verfassen, in dem die Vorgeschichte der Zwillinge Dva und Odin erzählt wird.
Titus Müller: Bei mir war es Band 2319. Terranische Kolonisten auf dem Planeten Vanderbeyten haben eine eigenartige Religion und Gesellschaft entwickelt. Da landen hässliche, grausame Wesen auf ihrem Planeten, die ihrerseits auf der Flucht sind vor der Terminalen Kolonne, und beide Völker müssen sich miteinander arrangieren.
Ben Calvin Hary: Nun seid ihr ja beide keine Unbekannten und wart es definitiv auch schon vor euren PERRY RHODAN-Romanen nicht. Für die Uninitiierten, woher kennt man euch jeweils?
Liza Grimm: Mich als Autorin für Fantasy-Romane, eventuell ist »Talus« dem ein oder anderen ein Begriff. Ansonsten bin ich vor allem im Social Media unterwegs, streame recht viel auf Twitch und twittere mehr, als mein Terminplan erlaubt.
Titus Müller: Ich schreibe historische Romane, momentan eine Reihe über eine Spionin des Bundesnachrichtendienstes in der DDR.
Ben Calvin Hary: Kanntet ihr die PERRY RHODAN-Serie vor euren Gastauftritten? Welchen Kontakt hattet ihr dazu?
Liza Grimm: Tatsächlich kannte ich PERRY RHODAN bereits vorher. Ich bin schon lange in der Phantastik-Szene unterwegs und habe auch als Lektorin in diesem Bereich bei einem Verlag gearbeitet, dementsprechend kannte ich die Reihe berufsbedingt. Trotzdem muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich bis zu einem ersten Gespräch mit Klaus Frick nie einen PERRY RHODAN-Roman gelesen habe.
Titus Müller: Ich hatte PERRY RHODAN zuvor in der Schulzeit kennengelernt und die Silberbände bei einem Klassenkameraden im Regal bewundert.
Ben Calvin Hary: Wie kam der Kontakt zur PERRY RHODAN-Redaktion zustande? Wurdet ihr angesprochen oder umgekehrt?
Liza Grimm: Umgekehrt ist ein gutes Stichwort! Tatsächlich lernte ich Klaus Frick kennen, da ich als Lektorin bei Droemer Knaur arbeitete und er dort Fantasy-Romane veröffentlichte. Als er herausfand, dass ich selbst schreibe, haben wir auf der Buchmesse einen Kaffee-Termin vereinbart, und irgendwie verließ ich dann mit einer Zusage und vielen Keksen den Stand.
Titus Müller: Auch bei mir war es Klaus Frick. Wir sind uns bei einem Seminar für Autoren in Nürnberg begegnet, beide waren wir als Referenten eingeladen. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden. Ich glaube, er suchte damals Nachwuchs für das Autorenteam der Serie, und er schlug mir vor, es mal mit einem Gastroman zu versuchen.
