Die neue Leidenschaft des Marc A. Herren – Teil eins Der ehemalige PERRY RHODAN-Teamautor erzählt vom Schreiben und von der Zauberei

21. März 2023

Er war einige Jahre ein festes Mitglied des PERRY RHODAN-Autorenteams, bevor er sich auf seine Familie konzentrierte: Marc A. Herren lebt in der Nähe von Bern, schrieb zuletzt einen starken PERRY RHODAN-Gastroman und ist nach wie vor mit unserer Serie verbunden.

Olaf Brill interviewte ihn für den PERRY RHODAN-Report 564, der unlängst veröffentlicht wurde – als Bestandteil des Romans »Das neue Volk«, verfasst von Michael Marcus Thurner und erschienen mit der Bandnummer 3208. Dieses Gespräch soll auch an dieser Stelle dokumentiert werden. Wegen seines Umfangs bringen wir es in zwei Teilen: heute der erste, morgen der zweite Teil.

Ein Autor geht ins Gefängnis

Olaf Brill: Marc, du hattest schon eine abwechslungsreiche Karriere – oder mehrere davon: Filmemacher mit einer Ausbildung in den USA, Banker, Tauchlehrer auf Gran Canaria, dann Teamautor für PERRY RHODAN. Du hast etwa dreißig Heftromane für die Hauptserie beigetragen und nochmal etwa fünfzehn für weitere Heft- und Taschenbuchserien um PERRY RHODAN und ATLAN.

2016, nach der Miniserie PERRY RHODAN-Arkon, für die du auch die Exposés geschrieben hast, hast du deinen Abschied vom Autorenteam erklärt und bist erstmal ins Gefängnis gegangen …

Marc A. Herren: Böse Zungen behaupten ja, dass ich bereits als Banker hätte hinter Gitter wandern müssen und nicht erst als Schriftsteller …

Aber Spaß beiseite: Als ich »Arkon« dirigierte, war gerade mein zweites Kind unterwegs, und mir wurde bewusst, dass ich als Autor emotional, finanziell und zeitlich viel zu wenig für meine Familie da sein kann. Und so suchte ich einen Job, bei dem ich sowohl Menschenkontakt als auch Strukturen habe und auch das Schreiben wichtig ist.

So fand ich meine gegenwärtige Anstellung in einer Justizvollzugsanstalt und betreue seither Gefangene. Dass meine Liebe zu unserer Serie auch nach meinem Abschied als Stammautor dennoch ungebrochen war, kann man vielleicht am Namen erkennen, den dieses zweite Kind erhielt: Alaska.

 

Olaf Brill: Und jetzt bist du Zauberer geworden! Das finde ich total faszinierend. Früher bei den »Yps«-Gimmicks fand ich immer zwei Serien am besten: die Detektivserie und die Zaubererserie. Ich nehme an, du warst ebenfalls schon seit frühester Kindheit von der Zauberei fasziniert. Wie ist es dazu gekommen, dass du diese Faszination nun aufgegriffen hast?

Marc A. Herren: Bei mir waren es in erster Linie die Detektiv-Gimmicks, die ich liebte. Zu den Zauber-Gimmicks und auch zum Zauberkasten, den ich mit etwa sechs Jahren erhielt, fand ich seltsamerweise keinen guten Zugang. Niemand war da, der mich als vorführender Zauberkünstler unterstützt hätte, und so führte ich die Zaubertricks mehr schlecht denn recht vor und verlor bald das Interesse daran.

Es war ein purer Zufall, dass ich viele Jahre später zur richtigen Zauberkunst fand: Für die Party zum 40. Geburtstag meiner Frau benötigte ich noch einen Unterhalter. Da mein Budget aufgebraucht war, entschloss ich, selbst was darzubieten. Ich suchte im Internet nach Zauberkunststücken, probierte die ersten Sachen aus … und konnte schlicht nicht mehr aufhören damit. Ich habe gemerkt, dass ich so weiterhin kreativ sein und Geschichten erzählen kann. Mit dem Zaubern kann ich mich auch inmitten von Kindergeschrei befassen, was beim Schreiben für mich absolut unmöglich ist.

 

Olaf Brill: Es gibt ja ganz verschiedene Arten von Zauberkünstlern: solche, die Auftritte auf Kindergeburtstagen oder Firmenfesten machen. Die im Zirkus. Superstars auf der großen Showbühne, Straßenzauberer, Close-up-Zauberer. Was für eine Art Zauberer bist du?

Marc A. Herren: Derzeit kann man mich nicht so richtig schubladisieren. Ich wurde schon für Kindergeburtstage, Familien- und Firmenfeste engagiert. Dort zeigte ich jeweils eine Mischung aus Close-Up- und Salonmagie. Auf der Fantasy Basel 2022 durfte ich zum ersten Mal auf der Bühne meine Leidenschaften Science Fiction und Magie verbinden: Ich habe SF-Prinzipien mithilfe von Zauberkunststücken dargestellt. Generell stelle ich mich stets als »Schriftsteller und Zauberkünstler« vor und nehme bei den Kunststücken häufig Bezug auf das Geschichtenerzählen.

Um deine Frage endlich zu beantworten: Als Zauberkünstler bin ich ein Erzähler magischer Geschichten. Mein Ziel ist es, als Science-Fiction-Magier ein Alleinstellungsmerkmal zu haben.

 

Olaf Brill: Kannst du mal ein Beispiel dafür nennen, was es heißt, Science Fiction und Magie in einem Zaubertrick miteinander zu verbinden?

Marc A. Herren: Ich habe beispielsweise herausgefunden, dass in 1771 Jahren immer noch PERRY RHODAN gelesen wird. Wie, fragst du dich? Weil in 1771 Jahren eine Technologie existiert, die es unseren zukünftigen Lesern erlaubt, Informationen zurück in der Zeit zu senden. Diese zukünftigen Leser haben also einen meiner Romane gelesen und mit mir Kontakt aufgenommen. Sie verraten mir selbstverständlich keine Dinge, die mein Leben in eine andere Richtung lenken könnten, wie beispielsweise das Wetter, die Lottozahlen oder Aktienkurse. Aber sie helfen mir gerne bei Zauberkunststücken.

Heute Morgen habe ich beispielsweise eine Nachricht erhalten, dass du den Kreuzbuben gezogen hast. Dreh die Karte um: Ist es der Kreuzbube? Danke; auf meine zukünftigen Leser ist halt Verlass!