Die »Zeitraffer« und andere Projekte Ein Interview mit dem PERRY RHODAN-Experten Michael Thiesen

7. Juli 2018

Seit vielen Jahren arbeitet Michael Thiesen der PERRY RHODAN-Redaktion zu. Darüber hinaus ist er mit seinen »Zeitraffer«-Bänden in der Fan-Szene bekannt geworden. Aus diesem Grund führte Michelle Stern ein Interview mit ihm, das auf der Leserseite des PERRY RHODAN-Romans 2972 veröffentlicht wurde. Die Fragen und Antworten erfolgten per Mail. Und weil es sicher auch andere Leser interessiert, dokumentieren wir es an dieser Stelle.

 

Michelle Stern: Lieber Michael, du wolltest dich 1990 mit dem Programm »Word«  vertraut machen. Was ist dabei herausgekommen?

Michael Thiesen: Eigentlich zweierlei. Zum einen kann ich mittlerweile, nach fast dreißig Jahren, mit »Word« einigermaßen gut umgehen. Zum anderen habe ich in dieser Zeit dreiunddreißig Ausgaben des PERRY-RHODAN- und ATLAN-»Zeitraffers« fabriziert, teilweise in mehrfachen Überarbeitungen.

Darin werden jeweils die Inhalte der PERRY RHODAN- oder ATLAN-Hefte eines bestimmten Abschnitts zusammengefasst und mit Querverweisen auf andere damit zusammenhängende Teile der Serie versehen. Je nachdem wie komplex die Handlung des jeweiligen Romans ist, können das manchmal fünfzig oder mehr solcher Verweise sein. Die »Zeitraffer«-Bände haben auch einen Anhang, der unter anderem in Sternenkarten zu den Handlungsschauplätzen besteht.

Wegen der Herausgabe dieser »Zeitraffer« ist das Gerücht aufgekommen, ich hätte Ahnung von PERRY RHODAN, so dass mich die Redaktion als »Berater« angeheuert hat.

 

Michelle Stern: Wie sieht deine Arbeit als unentbehrlicher Ratgeber für die Serie aus?

Michael Thiesen: Abgesehen von der Beantwortung unversehens auftauchender Fragen zu irgendwelchen Details der Serie bemühe ich mich vor allem darum zu verhindern, dass sich allzu viele Fehler in die Romane einschleichen – was mir leider nicht immer gelingt.

Konkret heißt es, dass ich die noch unlektorierten Romanmanuskripte durcharbeite und für den eigentlichen Lektor, Alexander Huiskes, eine Liste von Dingen zusammenstelle, die möglichst geändert werden sollten. Kleinere und größere Fehler gibt es immer wieder.

Das reicht von falsch geschriebenen Namen über die unkorrekte Anzahl von Fingern an einer Jülziishhand und das Raumschiff, das plötzlich größer und kleiner ist als drei Romane zuvor, bis hin zum Protagonisten, der eine Information hinausposaunt, die er eigentlich noch gar nicht haben kann.

Daneben unterstütze ich seit einiger Zeit auch Wim Vandemann, Christian Montillon und Verena Themsen bei der Erstellung der Exposés. Auch hier geht es zwar weitgehend um die Vermeidung von Fehlern und um die Ergänzung von Details, aber die Arbeit ist kreativer als bei den Romanen.

Es macht Spaß, ab und zu Details der Handlung zu modifizieren, eine eigene Idee einzubringen oder einem neuen Sonnensystem seinen Platz in der Milchstraße zuzuweisen. Christian und Verena, mit denen ich besonders eng zusammenarbeite, scheinen mein Tun zu schätzen, denn meine Einwände und Vorschläge werden meistens berücksichtigt.

Nach Rainer Castors plötzlichem Tod musste ich eine Zeitlang, sozusagen kommissarisch, das komplette Datenmanagement für die Exposés übernehmen, eine Heidenarbeit. Da die beiden »Expokraten« immer wieder gerne auf alte Inhalte der Serie zurückgreifen, war allein die Recherche nach dem bereits in der Serie Festgelegten recht umfangreich. Gottseidank macht das jetzt Verena Themsen und leistet damit eine Arbeit, die man gar nicht genug wertschätzen kann.

 

Michelle Stern: 1996 und 2001 kamen unter dem Titel »Abenteuer Universum« zwei CD-Roms heraus. Kann man die alten CDs nach wie vor kaufen oder ist etwas Neues geplant?

Michael Thiesen: Soviel ich weiß, sind diese alten CD-ROMS im regulären Handel nicht mehr erhältlich. Vielleicht im Internet in den Kleinanzeigen oder bei Secondhand-Anbietern wie »medimops«.

Ich glaube nicht, dass etwas Ähnliches noch einmal auf den Markt kommen wird. Die Zeit für solche Datenträger ist eigentlich abgelaufen. Somit kann man den Zeitraffer derzeit nur in Printform beim Science-Fiction-Club Universum bekommen (www.sfcu.de). Möglicherweise wird es mal eine E-Book-Ausgabe geben, aber da ist nichts spruchreif oder gar in Arbeit.