»Meister der Sonne« – eine neue NEO-Staffel (Teil eins) Ein Zwiegespräch zwischen Rüdiger Schäfer und Michael H. Buchholz

6. Oktober 2016

Anmerkung der Redaktion: Zwei Autoren sind für die Exposés von PERRY RHODAN NEO verantwortlich – Rüdiger Schäfer und Michael H. Buchholz haben mit Band 101 diese Arbeit übernommen und prägen seitdem die »zweite Epoche« der Serie. Mit Band 131 steigen die beiden Autoren in eine neue Handlungsstaffel ein, die den Namen »Meister der Sonne« trägt.

In einem per Mail geführten Zwiegespräch erinnern sie sich an die Vorarbeiten ... wegen seiner Länge bringen wir das Gespräch in zwei Teilen. Heute ist Teil eins dran, morgen folgt Teil zwei.


Rüdiger SchäferRüdiger Schäfer: Wenn der Austria Con über die Bühne geht, ist der erste Roman der neuen NEO-Staffel schon wieder eine Woche alt. Mit »Meister der Sonne« steht inzwischen der vierte Handlungsabschnitt unter unserer Regie in den Startlöchern, der die Bände 131 bis 140 füllen wird.

Als wir vor fast zwei Jahren mit unserer Arbeit angefangen haben, hatte ich ein großes Ziel: NEO 150. Ich finde es großartig, dass wir dieses Ziel nun tatsächlich erreichen werden, und damit unseren übergreifenden Handlungsbogen, den wir mit »Die Liduuri« überschrieben haben, tatsächlich abschließen können.

Hand aufs Herz: Hast du Anfang 2015 daran geglaubt, dass wir Ende 2016 noch immer NEO machen?

Michael H. Buchholz: Gehofft zunächst. Aber mit jedem Band, den die Leser begeistert angenommen haben, wuchs diese Hoffnung sich zu einem immer stärkeren Glauben aus. Mitte 2015, also nach einem halben Jahr intensiver NEO-Arbeit, wusste ich, wir können es schaffen. Und wie es aussieht ... dennoch ist es kaum zu fassen.

Rüdiger Schäfer: Nach zwei Staffeln geht es mit den »Meistern« (der Anklang an die berüchtigten »Meister der Insel« ist durchaus gewollt) endlich wieder ins Sonnensystem und auf die Erde zurück. Ich glaube, dass die Leser ziemlich heiß darauf sind, zu erfahren, was in den vergangenen Monaten auf der Heimatwelt der Menschen passiert ist. Außerdem machen wir einen kleinen Zeitsprung von rund zwei Jahren in den Juni 2051. Da hat sich natürlich einiges getan …

Michael H. BuchholzMichael H. Buchholz: Ja, da sagst du was. Ich liebe diese kleinen Zeitsprünge, weil sie Veränderungen zeigen, die nicht so riesig sind, aber dennoch wirksam in dem Sinn, dass sich die »NEO-Landschaft« vor unseren Augen weiterentwickelt. Das Wachstum von Terrania ist hier ein gutes Beispiel. Die Stadt wird zunehmend solider, bekommt jetzt wirklich ein Hauptstadtflair. Unsere Helden werden allmählich älter. Die Technik schreitet nachvollziehbar voran und bringt auch zuweilen Neues hervor, wie z. B. die Weiterentwicklung der heute schon konzipierten Hyperloop-Technologie, die ich als Ultraloop mit Band 126 in die Serie geholt habe.

Rüdiger Schäfer: Ein klassisches Invasionsszenario hat dabei mich schon immer gereizt, und auch wenn es viele Serien gibt, die mit diesem Thema spielen, wollte ich das bei NEO unbedingt einmal machen. Wenn ich mich richtig erinnere, stand das bei unseren frühen Diskussionen um den grundsätzlichen Kurs der Handlung auch sehr schnell fest.

Die Sitarakh selbst entstanden dann erst viel später. Ich erinnere mich diesbezüglich noch an die Gespräche mit Klaus N. Frick, der wohl lieber ein aus der Erstauflage bekanntes Volk gehabt hätte, während wir zur Abwechslung mal etwas komplett neues machen wollten. Klaus ließ sich dann aber überzeugen.

Michael H. Buchholz: Dankenswerterweise. Das NEOversum muss sich meiner Ansicht nach von dem alterhergebrachten Heftuniversum (Perryversum) zwingend unterscheiden. Würde alles nur rund 70 Jahre später, aber ansonsten genauso stattfinden wie gehabt, dann hätte NEO meiner Meinung nach überhaupt keine Daseinsberechtigung. Gerade die alternative Geschichte, wie wir sie erzählen, lässt das seinerzeitige Staunen der frühen PR-Zeit wieder aufkommen, und das im Gewand neuer, frischer, bisher unerzählter Geschichten. Würden wir nur nacherzählen, würden wir nichts als Langeweile im Zweiwochentakt produzieren.

Rüdiger Schäfer: In diesen Tagen entstehen die Exposès der Bände 139 und 140. Wie üblich sind wir also mit einer Staffel längst komplett durch, noch bevor die Leser den ersten Roman in den Händen halten. Am meisten gespannt bin ich übrigens auf die Reaktionen bezüglich des Schicksals von Crest. Der Vorschlag, diese zutiefst positiv besetzte Figur zu einem rachsüchtigen und skrupellosen Imperator zu machen, der plötzlich keine Freunde und Verwandten mehr kennt, ist ja komplett auf meinem Mist gewachsen.

Ich weiß nicht warum, aber ich sah den alten Derengar schon während der Konzeption der ersten Staffel (NEO 101-110) als abgemagertes Skelett im schwarzen Dress auf dem Kristallthron sitzen. Leser mit gutem Gedächtnis werden sich noch an eine entsprechende Traumszene Crests in NEO 110 erinnern. Die habe ich Kai Hirdt damals explizit ins Expo geschrieben.

Für meine eigene Beschreibung des neuen Imperators in NEO 130 habe ich dann fast die exakt gleichen Formulierungen gewählt, die Kai vorgegeben hatte. Kleinigkeiten, sicher, aber wem sie auffallen, der mag erahnen, wie intensiv und vorausschauend wir uns Gedanken machen – Gedanken machen müssen, denn anders ist ein so komplexes Gebilde wie NEO nicht zu steuern.

Auf jeden Fall ist das weitere Schicksal von Crest ein heftiger Bruch mit den PR-Traditionen. Und die große Konfrontation dürfen die Leser dann mit Band 140 erwarten. Logisch, dass ich den Roman selbst schreiben werde …