»Im Hörspiel gibt es nur Dialoge« Interview mit Andrea Bottlinger

29. Januar 2015

Ab März 2015 startet die neue PERRY RHODAN-Hörspielserie, die unter dem Staffeltitel »Plejaden« veröffentlicht wird. Produziert werden die Hörspiele vom Zaubermond Verlag, die Manuskripte dafür verfasste die Schriftstellerin Andrea Bottlinger.

Der PERRY RHODAN-Autor Michael Marcus Thurner führte mit ihr ein Interview, in dem sie ein wenig über die Hintergründe ihrer Arbeit plaudert.

Michael Marcus Thurner: Andrea, PERRY RHODAN-Leser kennen dich in erster Linie als Autorin des Romans Nummer 65 der Serie PERRY RHODAN NEO. Erzähl mal ein bissl über dich selbst und was dich sonst noch umtreibt. Schreibst du hauptberuflich, für welche Projekte arbeitest du?

Andrea Bottlinger: Ich schreibe tatsächlich seit letztem Jahr hauptberuflich. Vorher hat es sich mit dem Lektorieren immer noch die Waage gehalten, aber nun nimmt das Schreiben eindeutig überhand.

DemPlejaden 01:  Die 144 Kammern einen oder anderen bin ich vielleicht als Exposéautorin der Reihe »Dorian Hunter« bekannt. Für DH mache ich auch die Hörspielskripte. Ansonsten schreibe ich eigene Sachen wie zum Beispiel meinen Urban-Fantasy-Roman »Aeternum« oder lustige Geek-Sachbücher zusammen mit dem Kollegen Humberg, und derzeit sitze ich an einem Projekt für Klett-Cotta.

Michael Marcus Thurner: Du hast bereits einige Hörbuch-Erfahrungen mit »Dorian Hunter« gemacht. Wie unterscheiden sich denn die Arbeiten an einem Schreibmanuskript und an einem Hörspiel?

Andrea Bottlinger: Sie unterscheidet sich vor allem darin, dass ich im Hörspiel nur Dialog habe. Sowohl bei »Dorian Hunter« als auch bei PERRY RHODAN arbeiten wir ohne Erzähler. Das heißt, alle wichtigen Informationen müssen über den Dialog vermittelt werden, und das auf eine Art und Weise, die nicht schrecklich gestellt klingt. Allein schon deswegen geht man an jede Szene anderes heran, als man es in einem Roman tun würde.

Michael Marcus Thurner: Ich habe ein Interview nachgelesen, das Klaus N. Frick im März 2014 mit dir führte. Da ist bereits die Rede von einem geheimen Geheimprojekt. War damals schon die Arbeit an der Plejaden-Hörspielreihe für PERRY RHODAN gemeint?

Andrea Bottlinger: Sehr aufmerksam kombiniert! Da war die Hörspielreihe gemeint. Ich habe das ganze erste Halbjahr 2014 an den »Plejaden«-Hörspielen geschrieben.

Michael Marcus Thurner: Da du ja mit Christian Montillon als Exposéautor zusammenarbeitest, liegen die nächsten Fragen nahe: Wie muss man sich eure Zusammenarbeit denn vorstellen? Liefert er dir ein Skript, das du in Dialogtexte für ein Hörspiel umsetzt? Wie eng ist denn euer Teamwork?

Andrea Bottlinger: Im Prinzip funktioniert die Zusammenarbeit genauso, wie sie bei einem PERRY RHODAN-Roman funktionieren würde. Christian liefert ein Exposé, aus dem ich dann ein Hörspielskript mache. Und natürlich kann ich im Verlauf des Schreibprozesses jederzeit Fragen stellen und Vorschläge für Änderungen machen, wenn ich welche habe.

Michael Marcus Thurner: Wie ist es denn, mit den Figuren Perry Rhodan und Gucky zu arbeiten? Ordnest du ihnen bestimmte charakterliche Wiedererkennungswerte zu, kommst du mit ihnen zurecht?

Andrea Bottlinger: Perry Rhodan hatte ich ja auch in meinem NEO-Roman, den kannte ich also schon von der Autorenseite. Gucky war für mich neu, und mit ihm habe ich mich wirklich lange beschäftigt, um den Charakter richtig zu verstehen. Oberflächlich betrachtet scheint er ja oft einfach nur für den einen oder anderen Witz verantwortlich zu sein, aber ich habe schnell gemerkt, dass da doch deutlich mehr dahinter steckt.

Michael Marcus Thurner: Wieviel kannst du bei einem derartigen Projekt von dir selbst mit einbringen? Gibt es Figuren, die du als »typisch Bottlinger« ansiehst?

Andrea Bottlinger: Ich weiß nicht, ob es so was wie »typisch Bottlinger« überhaupt gibt. Es ist halt wie bei einem Heftroman. Es gibt das Exposé, und alles, was da drin steht, muss passieren. Dazwischen kann ich mir eigene Dinge ausdenken, und das ist mal mehr und mal weniger, je nachdem, was die Geschichte meiner Meinung nach braucht.

Michael Marcus Thurner: Wie erfolgte denn die Auswahl der Sprecher? Hattest du selbst bestimmte Sprecher oder Stimmen im Kopf? Konntest du da mitbestimmen, oder übernahm Zaubermond-Chef Dennis Ehrhardt diese Arbeit?

Andrea Bottlinger: Tatsächlich hat mich Dennis gefragt, wie ich mir bestimmte Charaktere vorstelle. Ich habe dann eine Liste aller Charaktere gemacht und ein paar Eigenschaften aufgeschrieben wie: »Tiefe Stimme, sollte langsam und bedächtig sprechen.« Oder: »Hat es immer ein bisschen eilig, spricht ohne Punkt und Komma.«

Dennis hat darauf basierend die passenden Sprecher ausgesucht.

Michael Marcus Thurner: Ist die Arbeit an der zehnteiligen »Plejaden«-Serie für PERRY RHODAN in irgendeiner Form anders als die an »Dorian Hunter«-Hörspielen?

Andrea Bottlinger: Einer der größten Unterschiede ist, dass Christian Montillon die »Plejaden«-Exposés extra fürs Hörspiel geschrieben hat. Bei »Dorian Hunter« dagegen habe ich altes Romanmaterial, das ich neu interpretieren muss, damit daraus ein gutes Hörspiel wird. Das ist tatsächlich eine etwas andere Arbeitsweise.

Michael Marcus Thurner: Hast du dir persönliche Ziele gesteckt, was die PERRY RHODAN-Hörspiele betrifft? Gibt es bestimmte Qualitätsmerkmale, die du erfüllt oder übertroffen haben möchtest?

Andrea Bottlinger: Ich möchte sie einfach so gut wie möglich machen. Das ist mein Ziel.

Michael Marcus Thurner: Wird es abgesehen von der Zusammenarbeit bei den Hörspielen weitere PERRY RHODAN-Projekte von dir geben, Andrea?

Andrea Bottlinger: Ich habe ehrlich keine Ahnung. 2015 ist bei mir auf jeden Fall schon komplett verplant. Ich werde sehen, was 2016 bringt.