»Fünf Fragen an …« Ein Kurzinterview mit Robert Corvus

8. November 2018

Dieses Interview erschien erstmals in der Ausgabe 526 des PERRY RHODAN-Report, der am 26. Oktober 2018 in PR-Band 2984 veröffentlicht wurde. Die Fragen stellte Madlen Bihr.

 

Madlen Bihr: Welches Buch hast du zuletzt gelesen?

Robert Corvus: Das war »Die Enkel der Raketenbauer« von Georg Zauner.

Es gibt ja einige interessante Literaturpreise, auch für unser Genre. Ich war neugierig, ob die gekürten Romane wirklich etwas Besonderes sind, etwas, das seine Entstehungszeit überdauert. Bei manchen Preisen fielen meine Stichproben ernüchternd aus. Nun habe ich mir vorgenommen, mir die Preisträger des Kurd-Laßwitz-Preises anzuschauen. »Die Enkel der Raketenbauer« hat 1981 als erster Preisträger den Anfang gemacht. Man merkt dem Werk seine Entstehungszeit an – es geht um ­Post­apokalypse, einen Rückfall ins Mittelalter. Aber ohne Bitterkeit, stattdessen mit einem Augenzwinkern. Summa summarum hat die Jury mit ihrem ersten Preisträger einen guten Griff getan.

Gemeinsam mit Katrin Ils drehe ich Videorezensionen zu den KLP-Gewinner-Romanen – die zu »Die Enkel der Raketenbauer« steht schon online.

 

Madlen Bihr: Du schreibst gemeinsam mit Bernhard Hennen die »Phileasson-Saga«. Magst du uns kurz erzählen, wie es zu diesem Autorenteam kam und um was es in der Saga geht?

Robert Corvus: Bernhard Hennen hat das mittlerweile erfolgreichste deutschsprachige Fantasy-Rollenspiel, »Das schwarze Auge«, Anfang der 1990er mit einer großen Abenteuerspiel-Kampagne mitgeprägt, der »Phileasson-Saga«. Dabei geht es um die Wettfahrt zweier Kapitäne, die den Kontinent Aventurien umrunden und sich dabei zwölf heldenhaften Aufgaben stellen. Dadurch wurden den Spielerinnen und Spielern damals viele Regionen vorgestellt, die zuvor nur weiße Flächen auf der Karte der Fantasy-Welt waren.

Ein Vierteljahrhundert später ist Bernhard Hennen einer der erfolgreichsten Fantasy-Autoren Deutschlands. Dennoch bleibt »Die Phileasson-Saga« so etwas wie ein Erstling, mit dem er besondere Emotio­nen und vielleicht auch ein bisschen Nostalgie verbindet. Deswegen konnte Werner Fuchs (damals mein Literaturagent) ihn leicht zu einer Romanadaption überreden. Da Bernhard aber durch seine Soloprojekte stark eingespannt ist, war das für ihn allein nicht zu stemmen.

Ich hatte damals unter meinem Pseudonym Bernard Craw bereits sieben Romane vor dem Hintergrund von »Das schwarze Auge« beigesteuert, was ein Grund dafür war, mich in die engere Wahl zu nehmen. Bis dahin kannten wir uns nur flüchtig von kurzen Begegnungen auf Conventions. Inzwischen arbeiten wir intensiv zusammen, auch über »Die Phileasson-Saga« hinaus, wenn wir etwa gemeinsam Schreibworkshops anbieten. Und wir sind Freunde geworden.

 

Madlen Bihr: Eine Lesung von dir und Bernhard Hennen endet meist mit etwas ganz Besonderem: dem »Thorwalerchor«. Wie seid ihr denn auf diese Idee gekommen?

Robert Corvus: Bei unserer zweiten Lesung haben wir mit verteilten Rollen gelesen. Eine dieser Rollen beinhaltete einige Gesangspassagen, und die fiel mir zu. Ich habe im Vortrag dann auch geschmettert, was das Zeug hielt. Das hat das Publikum sehr erheitert.

Da habe ich mir gedacht: »Na wartet! Ich muss mich ja nicht allein zum Clown machen!« Daraufhin habe ich ein bekanntes Lied zum »Schwester Shaya Song« umgetextet und Liederzettel für unsere dritte Lesung vorbereitet. Die Leute haben klasse mitgemacht, und seitdem ist der »Thorwalerchor« mit wechselnden Liedern ein fester Bestandteil unserer Lesungen. Es gibt sogar Sammler, die sämtliche Liedtexte besitzen, und Bootlegs im Internet.

 

Madlen Bihr: Wie bist du bei PERRY RHODAN gelandet?

Robert Corvus: Ganz klassisch zunächst als Leser. Als Teenager bin ich mit Band 507, »Zwischenspiel auf Tahun«, in die vierte Auflage eingestiegen. Meine Begeisterung für die Serie hielt immerhin etwa 400 Heftromane lang an (die ich verteilt über verschiedene Auflagen und per Flohmarktsammlung von Beginn an gelesen habe). Aus dieser Zeit kannte ich auch Klaus N. Frick, ich war nämlich FreuCon-Besucher.

Wir behielten uns über die Jahre immer im Blick. Er verfolgte meine Karriere als Schriftsteller, ich wusste natürlich, dass er bei PERRY RHODAN zu einem hohen Tier geworden war. Da lag es nahe, irgendwann eine Zusammenarbeit anzugehen. Das war bei mir zunächst PERRY RHODAN NEO mit einem kurzen Ausflug in die Stardust-Miniserie. Ich musste dann aber wegen des arbeitsintensiven Beginns der »Phileasson-Saga« dort aussteigen.

Als ich mich wieder etwas freigeschwommen hatte, haben wir dann die Erstauflage ausprobiert. Ich freue mich, dort immer wieder etwas beitragen zu dürfen.

 

Madlen Bihr: Welches ist deine Lieblingsfigur bei PERRY RHODAN?

Robert Corvus: Jedenfalls nicht Gucky …

In meiner intensiven Lesezeit war ich ein großer Fan von Alaska Saedelaere. Der Logiker mit der Maske … das ist schon eine ganz starke Figur!

Von den Figuren, die ich schreiben durfte, mag ich besonders die hübschen Damen mit hoher Durchschlagskraft. Die Gyanli-Offizierin Lutoo haben die Expokraten eigens für mich konzipiert, die war mir auf den Leib geschneidert. Ebenso gern habe ich mit Penelope Assid gearbeitet. Sie ist auf dem Titelbild von PERRY RHODAN 2912 abgebildet, das ich mir auf Leinwand gezogen in mein Arbeitszimmer gehängt habe.