Logbuch der Redaktion: Das Paradies wird hundert

10. Oktober 2017

Über meine Begeisterung für die Fan-Szene und ihre Aktivitäten schreibe ich seit vielen Jahren. Der Grund liegt auf der Hand: Ich selbst komme aus dem Fandom – wie die Szene eigentlich genannt wird – und habe dort viele Erfahrungen gesammelt. Bis heute mag ich Fanzines und Cons, Stammtische und Lesergeschichten.

Deshalb freue ich mich besonders, wenn ein Club sein Jubiläum feiern kann oder wenn ein Fanzine einen »runden Geburtstag« hat. Das aktuelle Beispiel ist im August 2017 erschienen; ich meine das Club-Fanzine »Paradise«. Gelesen habe ich das Werk während einer langen Zugfahrt. Allerdings schaffte ich nicht alles – das Fanzine umfasst unglaubliche 176 Seiten.

Und weil ich das Fanzine las, schaute ich ein wenig in die Vergangenheit. Laut meiner Übersicht, die ich irgendwann vor vielen Jahren angefangen habe, meldete sich im Frühjahr 1993 ein junger Science-Fiction-Fan bei mir. Er hieß Thomas Straubhaar und kam aus Burgkirchen, er rief einen Club ins Leben und startete gleich mit drei Fanzines.

Den »Terranischen Club EdeN« – das »EdeN« steht für »Erben der Nacht« – stattete er mit einigen ungewöhnlichen Details aus: So sollten die Mitglieder untereinander vor allem über spezielle Namen kommunizieren. Man schrieb also nicht als »Klaus«, sondern beispielsweise als »Lemy Danger«; man nannte sich nach Figuren aus der PERRY RHODAN-Serie oder erfand gleich einen eigenen Begriff.

Das fand ich originell, das gab es in der Form noch nicht. Den neuen Club beobachtete ich also interessiert. Ich schrieb in den PERRY RHODAN-Clubnachrichten nicht nur einmal über die unterschiedlichen Projekte, und ich bekam mit, wie er seine Aktivitäten ausweitete.

Die Zeit war noch nicht reif für umfangreiche Online-Aktivitäten; die meisten Menschen hatten nicht einmal einen Internet-Anschluss. Also war das Veröffentlichen von Fanzines und anderen kleinauflagigen Heften durchaus üblich und die einzige Möglichkeit, ein Publikum zu erreichen.

Thomas Straubhaar war besonders rege, was seinen »Output« anging. Die erste Ausgabe von »Ritter der Nacht« kam im März 1993, die erste Ausgabe von »Paradream« folgte im April, und im Juli 1993 veröffentlichte er die erste Ausgabe von »Paradise«. In jener Zeit gab es eine wahre Welle an neuen und aktiven Clubs, aus denen Fanzines und weitere Aktivitäten hervorgingen.

Die meisten der neuen Clubs und Fanzines gingen rasch den Weg des Zeitlichen, der »TCE« und sein »Paradise« hielten durch. Bis himg_5044.jpgeute ... Der Clubgründer ist längst nicht mehr an Bord. Recht früh übernahmen andere Fans das Ruder des Clubschiffes und hielten es seitdem auf Kurs; es gibt verschiedene Kontinuitäten, die erhalten geblieben sind – und das finde ich richtig gut.

Der Club veröffentlichte zahlreiche Hintergrundbände zu PERRY RHODAN, seine Mitglieder wirkten an Veranstaltungen mit und waren sonstwie aktiv. Sie schrieben Fan-Romane, bereicherten so die Fan-Szene mit ihren Aktivitäten. Und das »Paradise« bündelt das alles bis heute.

Die aktuelle Ausgabe zeigt das: Sie enthält zahlreiche Glückwünsche zum Jubiläum, ebenso Kurzgeschichten und Grafiken, Buchbesprechungen und allerlei Berichte, ein Sammelsurium an Themen, die durch die Begeisterung für Science Fiction und Fantasy zusammengehalten werden. Autoren wie Hubert Haensel oder Uwe Anton trugen ebenso Texte zu der Ausgabe bei wie zahlreiche Aktivisten aus der Fan-Szene.

Ich bin echt beeindruckt: Wenn ein Club-Fanzine seine Ausgabe 100 erreicht, ist das Grund genug, ein Jubiläum zu feiern. Ich hebe also mein – leider völlig fiktives – Glas mit leckerem Vurguzz auf ein außergewöhnliches Jubiläum!