Wolfenbüttel ist für PERRY RHODAN wichtig – Teil 3 Christina Hacker erzählt von den Seminaren an der Bundesakademie

30. August 2020

Im PERRY RHODAN-Report des PERRY RHODAN-Romans 3076 gab es einen PERRY RHODAN-Report, den Ben Calvin Hary zusammenstellte. In einem Beitrag berichtete Christina Hacker, die Chefredakteurin der »SOL«, von den Seminaren in Wolfenbüttel. Diesen Beitrag präsentieren wir auch an dieser Stelle. Wegen seiner Länge kommt der Artikel in drei Teilen: vorgestern der erste, gestern der zweite, heute der dritte und letzte Teil.

Auch die Bundesakademie verlegt regelmäßig Broschüren mit Seminartexten. In der sogenannten WAT (Wolfenbütteler Akademie-Texte)-Bibliothek erschienen zum Beispiel: »Nicht von dieser Welt? Aus der Sciencefiction-Werkstatt«, »Sie hatten 44 Stunden« – der Roman und die Dokumentation zum Schreibexperiment mit Andreas Eschbach – sowie »Danke, Jesus!« zur weltweit ersten Andreas-Eschbach-Tagung.

Die fand im September 2017 statt. Sie war ein Novum: eine Tagung in der das literarische Werk eines deutschen Schriftstellers analysiert und gewürdigt wurde und der dazu noch selbst anwesend war.

Olaf Kutzmutz, Initiator dieser Veranstaltung, erfüllte sich damit nach eigenen Worten einen Traum. Dass er damit nicht allein war, bewiesen die 55 Teilnehmer, die nach Wolfenbüttel gereist waren, um dem Ereignis beizuwohnen.

In sechs unterschiedlichen Vorträgen nahmen sechs Redner das Lebenswerk Eschbachs unter die Lupe. Höhepunkt war eine Lesung des Autors und das anschließende Gespräch zwischen Andreas Eschbach und Programmleiter Olaf Kutzmutz. In seiner unnachahmlich ruhigen Art plauderte der Autor über seine Jugend, seinen Weg zum professionellen Schriftsteller und über die Art, wie er schreibt.

Der Lärm von unten lockt. Klaus und ich kommen zum Ende, um zum angenehmen Teil des Abends übergehen zu können.

Denn im Mühlenfoyer steigen die »Partys« nach dem Seminar. Bei Wein und Bier wird diskutiert, über Literatur im Allgemeinen, Science Fiction und Fantasy im Besonderen. Und natürlich bleibt nicht aus, dass das Gespräch auf die PERRY RHODAN-Serie kommt.

Uwe und Klaus erzählen zu vorgeschrittener Stunde Anekdoten aus der Geschichte von PERRY RHODAN. Zu den Kurzgeschichten-Seminaren kommen oft Leser. Hier bietet sich ihnen die einmalige Gelegenheit, einen der Schriftsteller und den Chefredakteur näher kennenzulernen.

Uwe Anton weiß als langjähriger Science-Fiction-Autor und -Fan genug darüber zu berichten, was sich in Jahrzehnten in der »Szene« zugetragen hat. Weil ihm der Nachwuchs und die Fans am Herzen liegen, ist er nicht nur während des Seminars mit Begeisterung und Herzblut dabei.

Klaus N. Frick ist ein wandelndes Lexikon – nicht nur zum Thema Phantastik –, da er zu beinahe jedem Genre-Autor eine Geschichte zu erzählen weiß, jeden phantastischen Roman zu kennen scheint oder zumindest schon einmal davon gehört hat.

Die Gespräche nach dem Seminar sind ein unverzichtbarer Bestandteil. Ich meine nicht nur das so wichtige »Networking«, sondern vor allem die Teilhabe an den Erfahrungen von Teilnehmern und Dozenten. Ihre Lebensgeschichten erweitern den Horizont auf eine wunderbare Weise. Ob Religion, Geschichte oder aktuelle Tagespolitik, man plaudert sprichwörtlich über Gott und die Welt oder lernt die spannenden Berufe der Teilnehmer kennen.

Mein Motto in Wolfenbüttel lautet immer: »Schlafen kann man im Rest des Jahres noch genug.« Und so geht es meist bis weit in die Nacht hinein. Ich erinnere mich an Gesprächsrunden, in denen wir bis drei Uhr morgens im Mühlenfoyer ausharrten.

Ich bringe meinen Tablet-Computer ins Zimmer und steige die Treppen zum Foyer hinunter. Die Stimmen werden lauter. Es wird gelacht. Ich nehme mir vor, die unverwechselbare Nach-Seminar-Phase bis zur letzten Minute zu genießen, weil ich weiß, die Tage gehen viel zu schnell vorbei.

Die Seminare an der Bundesakademie in Wolfenbüttel sind großartig – bis auf die Tatsache, dass man danach oft in ein tiefes Loch fällt. Jeder, der einen Con besucht hat, weiß was ich meine: den Con-Blues, die bedrückende Stimmung, die sich nach der Veranstaltung wie ein Schatten über die eigenen Gedanken wirft.

Bei den Schreibseminaren ist das noch ein bisschen intensiver, weil man während der Veranstaltung drei Tage lang unter Strom steht, wenig schläft und ständig fokussiert ist. Im Anschluss brauche ich Tage, bis ich mich aus dem Loch wieder ausgebuddelt habe.

Doch die Gemeinschaft der anderen, der rege Gedankenaustausch und die Kritik an der eigenen Arbeit sind positive Inspirationen. Man muss alles erst sacken lassen, das braucht Zeit. Inzwischen weiß ich: Spätestens zwei Wochen später überwiegen die guten Erinnerungen, und man brennt darauf, sich wieder anmelden zu dürfen.