Werkstattbericht Hubert Haensel Das Sternweh bei »Stalker«

24. April 2020

»Schnaps ist Schnaps und Dienst ist Dienst«, so höre ich Reginald Bull geradezu sagen. Und ist es nicht so, dass er auf der Erde und im Solsystem meist die Zügel in der Hand hielt und sich um alles kümmerte, während Perry Rhodan sich den Wind des Universums um die Nase wehen ließ?

Über all die Jahrhunderte hinweg war Reginald Bull stets zu Stelle, wenn er gebraucht wurde, und immer mit vollem Einsatz im Dienst. Von gelegentlichen Ausrutschern in Raumfahrerkneipen einmal abgesehen, über die wir aber nur gerüchteweise erfuhren.

Mancher Urlaub mag da schon drin gewesen sein, denn es gab immer wieder ruhigere Zeiten. Trotzdem: Ein Aktivatorträger ist eigentlich nie nur Privatmann, und die Anspannung, unter der jeder von ihnen permanent steht, darf nicht unterschätzt werden.

Das wurde innerhalb der PERRY RHODAN-Serie oft genug erzählt. Wenn jetzt Silberband 150 mit dem Titel »Stalker« erscheint, ergibt sich ein weiterer Gedankengang.

Denn: Sehnen wir Menschen des frühen 21. Jahrhunderts uns nicht schon nach einigen Monaten angestrengter Arbeit danach, bald wieder Urlaub zu machen, auszuspannen vom alltäglichen Trott und ... Nein, nicht nur ausruhen und den ganzen Tag in der Sonne liegen – das wollen die wenigsten.

Wir suchen nach Erlebnissen, die sich von allem Gewohnten unterscheiden, nach Nervenkitzel und zweifellos nach einer Bestätigung, zu welchen Leistungen wir tatsächlich noch fähig sind, wenn wir nur die Gelegenheit dafür erhalten. Wir wollen fremde Länder erkunden, andere Kulturen kennenlernen, einfach Neues entdecken.

So ungefähr dürfte es Reginald Bull ergangen sein, der über die Jahrzehnte und Jahrhunderte hinweg immer mehr zum Verwalter der Erde wurde. Wen also wundert es, dass Bully die Gelegenheit beim Schopf packt und seinem Forscherdrang von einst nachgibt?

Er will sich wieder den Wind um die Nase wehen lassen und spüren, dass er noch lebt und er selbst ist – vielleicht so wie einst, als Perry und er auf dem Mond das gestrandete Raumschiff der Arkoniden fanden, mit dem die Zukunft der Menschheit begann.

Ist so etwas wiederholbar? Als vernünftiger Mensch sollte man geneigt sein, diese Frage mit einem klaren »Nein« zu beantworten.

Aber was ist schon Vernunft gegen eine unstillbare Sehnsucht? Gegen das Sternweh, das sehr viele Menschen befallen hat, Außerirdische ebenso. Zudem ist da Stalker, der Gesandte der fremden Superintelligenz ESTARTU. Stalker schwärmt in den höchsten Tönen von den Wundern seiner fernen Galaxien.

Der Reiz liegt in der Distanz. Bis Erendyra sind es knapp 40 Millionen Lichtjahre, aber trotzdem können die Terraner noch von kosmischer Nachbarschaft reden.

Würden uns Leser von heute die Wunder von ESTARTU nicht ebenfalls locken? Die unstillbare Sehnsucht nach der Ferne müssen schon unsere Vorfahren in grauer Vergangenheit gespürt haben, wenn sie nachts zum funkelnden Sternenhimmel aufsahen.

Ähnliche Empfindungen haben wohl alle großen Forscher und Entdecker angetrieben – erst auf unserer guten alten Erde; im letzten Jahrhundert Richtung Mond; inzwischen immer weiter ins Sonnensystem hinaus. Eines Tages werden die uns am nächsten stehenden Sonnen im Orionarm das Ziel sein. Und danach ...?

Dass keineswegs alles Gold ist, was glänzt, muss ich bestimmt nicht betonen. Wir kennen das aus Reiseangeboten, in denen das Schöne in den Vordergrund gestellt und alles weniger Attraktive verborgen wird.

Ähnlich geschäftstüchtig scheint Stalker vorgegangen zu sein. Die Wunder von ESTARTU, so atemberaubend sie auch sein mögen, bergen Geheimnisse. Vielleicht sogar tödliche Geheimnisse ...

Perry Rhodan 150: Stalker (Silberband)
Rhodan, Perry
PERRY RHODAN DIGITAL
ISBN/EAN: 9783845331492
9,99 €
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