Vom PERRY RHODAN-Fan zur Mitarbeiterin Eine Kolumne von Christina Hacker über ihre fannisch-professionelle Laufbahn

4. Februar 2022

Der PERRY RHODAN-Report, der im Band 3148 unserer Serie veröffentlicht wurde, enthielt auch einen Beitrag von Christina Hacker. Sie betreut die PERRY RHODAN-FanSzene und ist Chefredakteurin der Zeitschrift »SOL«. Ihren Artikel wollen wir auch an dieser Stelle präsentieren.

Kontakt zur PERRY RHODAN-Szene
Mein erster Kontakt mit der PERRY RHODAN-Szene fand 2014 statt. Damals ahnte ich nicht, was dieser Kontakt für mich bedeuten sollte und dass ich irgendwann ein kleines Rädchen in der großen Maschine PERRY RHODAN sein würde.

Ende der Zehnerjahre trauerte ich dem »Star Trek«-Fandom (ein gebräuchlicher Begriff für »Fanszene«, Anmerkung der Redaktion) nach, dem ich lange Zeit angehört hatte. Dass daneben eine weitere aktive Szene existierte, war mir zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst. Ich sollte es erfahren, als ich die PERRY RHODAN-Silberbände und PERRY RHODAN NEO für mich entdeckte.

Auf der Suche nach Gleichgesinnten kam ich unweigerlich in Kontakt mit anderen Fans. Sofort fühlte ich mich heimisch unter all den »Verrückten«, die in der PERRY RHODAN-FanZentrale (PRFZ), dem PERRY RHODAN-Online-Club und den anderen Vereinigungen ihrem Hobby PERRY RHODAN frönten.

Schnell wurde ich aktiv einbezogen, übernahm kleinere Tätigkeiten für die PRFZ, rezensierte regelmäßig Publikationen von PERRY RHODAN in meinem Blog und bekam schließlich das Angebot, den Newsletter der PRFZ zu übernehmen.

Das Feuer der Begeisterung packte mich. Allerdings musste ich neue Kontakte knüpfen und vor allem die Inhalte kennenlernen – der Kosmos von PERRY RHODAN ist um einiges umfangreicher als der von anderen Serien. Anfangs machte mir das zu schaffen, denn ich wollte nicht dauernd in irgendein Fettnäpfchen treten. In der Zwischenzeit weiß ich, dass es unmöglich ist, alles Wissen in kurzer Zeit aufzuholen.

Das geht auch allen Autoren so, die heutzutage in den Stab von PERRY RHODAN aufgenommen werden. Man muss realistisch sein: Trotz ausgiebiger Recherchen kann man nicht jede Einzelheit kennen. Dafür gibt es in der Redaktion Augen, die auf solche Details achten. Meine Erfahrung ist: Die Leser sind nachsichtig, wenn mal eine Information fehlt oder falsch interpretiert wurde. Die meisten zumindest.

Was die PERRY RHODAN-Serie besonders macht, ist die enge Verbindung zwischen Autoren, Redaktion und Lesern. Das beeindruckt mich nach wie vor. Viele Autoren kommen aus der Fan-Szene, und selbst der Redaktion in Rastatt kann man eine gewisse Nähe nicht absprechen.

Dennoch darf nicht vergessen werden: Wie bei allen Verlagspublikationen geht es auch bei unserer Serie um Gewinne. Das ist bei Pabel-Moewig und bei der Konzernmutter Bauer nicht anders als bei anderen Firmen. Hier muss Geld erwirtschaftet werden.

Die PERRY RHODAN-Redaktion hat die unliebsame Aufgabe, das zu tun und gleichzeitig den Fans genug Spielraum zu lassen. Man weiß, welche Bedeutung die Treue der Fans für die Serie hat. Ohne die vielen Aktiven würde es PERRY RHODAN in der heutigen Form sicher nicht mehr geben. So unterstützen die Mitarbeiter Fan-Projekte und pflegen eine Beziehung zum Leser, die man anderswo vergeblich sucht.

Wenn man als etwas in der Fan-Szene veröffentlicht, bleibt es von der Redaktion meist nicht lange unbeachtet. Klaus N. Frick scheint seine Augen überall zu haben, und so wurde er auf meine Arbeit für den Newsletter und später für die »SOL« aufmerksam.

Bei Cons oder Buchmessen traf man persönlich aufeinander und lernte sich kennen. Natürlich freut man sich als aktiver Fan über diese Art der Aufmerksamkeit. Dass irgendwann mehr daraus werden sollte, hatte ich nie gedacht. Selbstverständlich wünscht man sich insgeheim, seinen Beitrag leisten zu dürfen, und sei er noch so klein. Doch die Realität scheint immer ein Paralleluniversum entfernt.

Umso überraschter war ich, als Frick 2018 auf mich zukam und mich fragte, ob ich die Clubnachrichten von Hermann Ritter übernehmen wolle. Ich sagte »ja«, und so wurde ich vom Fan zur Mitarbeiterin in der Redaktion.
Plötzlich steht man auf der anderen Seite, sieht die Dinge in einem anderen Licht und begreift, dass die Produktion eines Heftromans und des Drumherums komplizierter ist, als man gedacht hat.

Jeden Monat schreibe ich vier Seiten für die Rubrik FanSzene in der PERRY RHODAN-Erstauflage. Jedes Mal stelle ich mir die gleichen Fragen. Worüber schreibe ich? Über welche Fanzines berichte ich? Die Entscheidung ist oftmals schwierig.

Was ich als interessant empfinde, mag für jemand anderen langweilig sein. Was ich kritisiere, findet woanders möglicherweise Gefallen. Berichte ich über das eine Fanzine öfter, fühlen sich die Herausgeber anderer Publikationen vielleicht schlecht behandelt. Sind meine Aussagen zu politisch, bekomme ich Ärger mit der Redaktion. Es ist ein stetiger Spagat.

In der Regel versuche ich, objektiv zu sein und mich möglichst nicht aufzuregen, wenn es im Verlags-Forum mal wieder rund geht oder wenn ich etwas Unschönes über PERRY RHODAN lese. Die Szene besteht aus Individuen, und die haben alle eine freie Meinung. Oft genug hilft mir die Lektüre eines Fanzines oder das Gespräch mit einem Fan, über meinen eigenen Tellerrand zu blicken und andere Standpunkte besser zu verstehen.

Wichtig ist, den Fans die Ansichten des Verlags und der PERRY RHODAN-Redaktion verständlich zu machen. Wer die Hintergründe nicht kennt, mag manches nicht verstehen. Die Mitarbeiter sind auch nur Menschen, denen hin und wieder ein Fehler unterlaufen kann. Niemand ist perfekt.

Seit drei Jahren stehe ich nun auf beiden Seiten und versuche die fannischen Tätigkeiten mit den professionellen in Einklang zu bringen. Durch das Schreiben für die Rubrik »FanSzene« habe ich viel gelernt, was ich für die Redaktionsarbeit bei der »SOL« nutzen kann. Klaus N. Frick bringt mir stilistische Feinheiten des journalistischen Schreibens nahe. Allein die Erfahrung, mit Profis zu arbeiten, macht meine Zusammenarbeit mit der PERRY RHODAN-Redaktion so fruchtbar.

Ich möchte keine der beiden Seiten mehr missen. Ich verfasse genauso gern das Editorial für die »SOL«, wie ich das Vorwort für die FanSzene schreibe. Ich lese gern Fanzines und unterhalte mich mit Fans. Ich mag aber auch die redaktionelle Tätigkeit. Daher hoffe ich, dass ich diesen Spagat zwischen der Mitarbeit in der Redaktion und meinen Fan-Aktivitäten noch lange hinbekomme.

Perry Rhodan 3148: Maskerade
Susan Schwartz
PERRY RHODAN DIGITAL
ISBN/EAN: 9783845361482
1,99 €
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