Rundreise zu den Kolonien – Teil 4 Rüdiger Schäfer und Rainer Schorm berichten vom Besuch im Algolsystem

2. Mai 2019

Die NEO-Exposéautoren Rüdiger Schäfer und Rainer Schorm werfen in der Artikelserie »Rundreise zu den Kolonien« einen Blick auf die neue Zeit, mit der sie ab Band 200 von PERRY RHODAN NEO die Leser faszinieren und unterhalten werden. Im vierten Teil geht es ins System der Sonne Algol.

 

Die beiden Hauptsonnen des Algolsystems – ein blauer Stern der Spektralklasse B8 sowie sein rötlich-gelber Partner aus der K2-Familie – umkreisen einander in einem Abstand von nur 0,062 Astronomischen Einheiten. Das sind gerade einmal gut neun Millionen Kilometer – für kosmische Verhältnisse eine geradezu lächerliche Entfernung.

Die MAGELLAN fliegt publikumswirksam zwischen den flammenden Sonnen hindurch, die gerade mal rund hundet Lichtjahre von der Erde entfernt sind, und hält dann direkt auf Rumal zu. Auch diese Welt stellt aus mehreren Gründen einen maßgeblichen Einflussfaktor im Handelsgeflecht zwischen der Erde und deren Kolonien dar.

Noch während die Gewalten von Algol A – der Stern ist etwa hundertmal leuchtstärker als Sol – über die Projektionsfläche des Holodoms toben, meldet sich Krumar Rabkob und begrüßt seine Gäste. Dem Obmann, der gleichzeitig den Titel des Schaltmeisters trägt, sieht man seine indische Abstammung noch immer deutlich an. Zwar wurde auch das Genom der auf Rumal lebenden Siedler künstlich angepasst; auf ihre optische Erscheinung hatte das jedoch kaum Auswirkungen.

Rumal ist eine Wüstenwelt. Die MAGELLAN geht auf dem provisorisch wirkenden Raumhafen der größten Ansiedlung Rumalor nieder. Hier leben über eine halbe Million Kolonisten – gut 75 Prozent der Gesamtbevölkerung.

Perry Rhodan, Thora und Anson Argyris tragen leichte Atemmasken, als sie am 2. Mai 2082 über das Landefeld gehen. Sie besteigen den offenen Gleiter, der sie auf einer Route durch die Stadt und zum Sitz des Kolonialrats bringt, die von zahlreichen Schaulustigen gesäumt wird. Es ist empfindlich kühl. Die Luft enthält deutlich weniger Sauerstoff als auf der Erde, was die Masken aber problemlos kompensieren.

Die meisten Rumaler spenden höflichen Applaus, während der Konvoi an ihnen vorüberzieht. Viele schwenken kleine Fähnchen mit dem Logo der Terranischen Union. Rumal ist eine kleine, aber überaus aktive Kolonie, was vor allem an den reichhaltigen Bodenschätzen des Planeten liegt, die mit modernsten Methoden abgebaut und weiterverarbeitet werden.

In den Roboterfabriken, die außerhalb Rumalors liegen, wird das geförderte Rumalium zu Rumalin veredelt, einem kostbaren Schwingquarz, der auch bei hohen Frequenzen stabil bleibt. Nur die Geminga-Kristalle, die man erstmals im Jahr 2060 entdeckt hat, sind von noch höherer Qualität.

Neben Krumar Rabkob ist auch die Wassermeisterin Vega bint Ahmed Mansour anwesend. Man tauscht die üblichen Höflichkeiten aus. Der Obmann berichtet von den Problemen, die man mit den sogenannten Nanotubes hat, welche die Whistler Corporation vertreibt. Das Unternehmen, das in den letzten dreißig Jahren zu einem der größten Industriekonglomerate der Erde geworden ist, hält das Patent an den Kohlenstoffröhren, die durch Nanoteilchen erzeugt werden.

Mit diesen werden die oft nur mikroskopisch kleinen Schwingquarze aus den Tiefen des Planetenbodens, aber auch aus dem Inneren von Monden und Asteroiden an die Oberfläche transportiert. Dabei greift man auf den sogenannten Grid zurück, ein Steuersystem, dessen Elemente die Mondintelligenz NATHAN ursprünglich für die Emotionauten entwickelt hat.

Auf Rumal herrscht eine stark wurzelorientierte Pflanzenwelt vor. Viele Experten vermuten, dass der Planet in ferner Vergangenheit deutlich fruchtbarer gewesen ist, dann jedoch von einer kosmischen Katastrophe heimgesucht wurde. Eine Reihe von überlebenden Insektenarten zog sich daraufhin tief in den Wüstensand zurück – ebenso wie ein Großteil der lokalen Flora. Die Tiere und Pflanzen setzen den verwendeten Nanotubes erheblich zu, und Whistler hat es bisher nicht geschafft, eine zufriedenstellende technische Lösung zu entwickeln, um dieser Plage Herr zu werden.

Beim anschließenden Bankett dürfen die Fria-Nüsse nicht fehlen. Rhodan kennt die großen Früchte, die ein wenig an eine überdimensionierte Mandel erinnern, bereits von früheren Besuchen. Ihr höllischer Gestank ist legendär; ihr Geschmack scheußlich – aber sie enthalten alle Vitamine und Nährstoffe, die ein Mensch zum Überleben braucht. Zahllose Köche und Ernährungswissenschaftler haben sich bislang daran versucht, das weiche Fruchtfleisch der Nüsse in genießbare Speisen zu verwandeln – mit mehr oder weniger bescheidenem Erfolg.

In den kommenden Tagen besichtigen der Protektor und Anson Argyris Förderanlagen, Rumalin-Fabriken und Wasserreservoirs. Eine Expedition in die Wüstenregion rund um Rumalor führt sie bis zum Tafelberg Arklis, der höchsten Erhebung des Planeten.

Als die MAGELLAN schließlich am 6. Mai Kurs auf Epsal nimmt, ist auch der »Kaiser« von Olymp zufrieden. Er hat unter anderem einen Vertrag über mehrere Millionen Tonnen Fria-Nüsse abgeschlossen, die in den kommenden zwei Jahren ins Castorsystem geliefert werden sollen.

Beim Abflug überbringt Kommandant Conrad Deringhouse schlechte Nachrichten von Plophos. Die zuletzt registrierte Beruhigung im Capellasystem scheint nur die berühmte Ruhe vor dem Sturm gewesen zu sein.

In der Hauptstadt der Kolonie soll es zu größeren Auseinandersetzungen gekommen sein. Noch sieht die Kolonialverwaltung davon ab, offiziell die Union und damit die Terranische Flotte zu Hilfe zu rufen. Deshalb entscheidet sich der Protektor erneut dafür, die Rundreise wie geplant fortzusetzen.