Rundreise zu den Kolonien – Teil 3 Rüdiger Schäfer und Rainer Schorm berichten vom Besuch im Fomalhautsystem

26. April 2019

Die NEO-Exposéautoren Rüdiger Schäfer und Rainer Schorm werfen in der Artikelserie »Rundreise zu den Kolonien« einen Blick auf die neue Zeit, mit der sie ab Band 200 von PERRY RHODAN NEO die Leser faszinieren und unterhalten werden. Im dritten Teil geht es ins System der Sonne Fomalhaut.

 

Auf den ersten Blick erinnert ihn Fomalhaut immer an die Wega. Perry Rhodan steht in der Zentrale der MAGELLAN und beobachtet den Einflug ins System der Kolonie Siga auf dem Holodom. Fomalhaut ist ein Hauptreihenstern der Klasse A – wie auch Wega, die Heimatsonne der Ferronen, die lediglich ein wenig heißer brennt.

Der zweite Blick offenbart dann aber wesentliche Unterschiede. Eigentlich ist Fomalhaut Teil eines Trios. In nur einem knappen Lichtjahr Entfernung existiert mit Piscis Austrini – auch Fomalhaut B genannt – eine weitere Sonne. Die dritte Komponente, ein roter Zwerg mit der schmucklosen Bezeichnung LP876-10 – oder Fomalhaut C –, ist mit 3,2 Lichtjahren zwar ungewöhnlich weit weg, erfüllt aber noch alle Kriterien für ein gebundenes System.

Im Hintergrund der Zentrale entsteht Bewegung, als Thora und Anson Argyris die große Kuppel betreten. Rhodans Frau trägt ein langes weißes Kleid und sieht wie immer hinreißend aus. Der »Kaiser« von Olymp hat seinen massigen Körper in eine prächtige Phantasieuniform gezwängt und wirkt neben der schlicht, aber geschmackvoll gewandeten Arkonidin ein bisschen wie ein Paradiesvogel.

Fomalhaut ist von einer ringförmigen Staubscheibe umgeben. Sie durchmisst vierzig Milliarden Kilometer. Während sich die MAGELLAN dem innersten der vier Planeten des Systems nähert, huschen immer wieder geisterhafte Leuchterscheinungen über den Holodom. Es sind gigantische Mengen von Staubpartikeln, die im Libraschirm des Expeditionsraumers verglühen.

Das Wort Fomalhaut stammt aus dem Arabischen und bedeutet »Maul des Fisches«. Der Name erklärt sich aus dem Umstand, dass Fomalhaut A der hellste Stern des Sternbilds Südlicher Fisch ist. Die Siedler haben die Sonne dagegen Gladors Stern getauft. Die Kommandantin des ersten Kolonistenschiffes war eine resolute Rumänin namens Gherghina Glador. Sie hat sich in den Anfangsjahren um die Kolonie verdient gemacht und starb bei einem tragischen Angelunfall.

In Terrania, der Hauptstadt der Terranischen Union auf der Erde, neigt sich der 26. April des Jahres 2082 seinem Ende entgegen, als die MAGELLAN in den Orbit von Siga einschwebt. Sigatown, die größte Ansiedlung des Planeten, ist hell erleuchtet. Schon am Raumhafen wehen Hunderte von Fahnen mit dem schlichten Unionslogo. Obmann Selim Hulos und ein Dutzend Mitglieder seiner Administration empfangen die Gäste bereits auf dem Landefeld.

Hulos ist – ebenso wie seine Begleiter – kaum größer als 110 Zentimeter. Siga ist eine karge Welt, verfügt jedoch über eine Sauerstoffatmosphäre. Das hat ausgereicht, um sie für das Projekt »New Frontiers« zu qualifizieren. Es gibt nicht allzu viele zur Besiedlung geeignete Welten in unmittelbarer Nähe der Erde. Siga ist nur 25 Lichtjahre vom Solsystem entfernt. Und natürlich hat man die Kolonisten auch hier genetisch an die Umweltbedingungen angepasst.

Die Mediziner und Gen-Ingenieure haben sich dabei der DNS des Homo floresiensis bedient, eines kleinwüchsigen Urmenschen, den Forscher im Jahr 2003 auf der indonesischen Insel Flores entdeckt haben. Das und die wie bei den Imartern in die Epidermis eingelagerten Chloroplasten, befähigen die Siganesen dazu, mit der extremen Nährstoffknappheit auf ihrer Heimatwelt und dem durch die Staubscheibe bedingten Mangel an Sonnenlicht klarzukommen.

Rhodan muss sich ein wenig nach vorn beugen, um den Obmann per Handschlag begrüßen zu können. Argyris geht sogar in die Knie, was ein klein wenig herablassend wirkt, aber die Siganesen nicht zu stören scheint. Der Protektor bewundert Menschen wie Selim Hulos. Sie haben alles aufgegeben, um als Pioniere den steinigen Weg der Menschheit zu den Sternen freizuräumen und zu asphaltieren.

Am Abend findet ein Festbankett zu Ehren der Besucher statt. Angesichts der chronischen Nahrungsmittelknappheit auf Siga müssen sich die Siedler die reichhaltig aufgefahrenen Speisen buchstäblich vom Munde abgespart haben. Insbesondere die Platten und Schüsseln mit fettreichen Fischspezialitäten wie der in großen Farmen gezüchtete Siga-Aal, lassen die Tische beinahe zusammenbrechen.

Als Hulos Rhodans diesbezügliche Unsicherheit bemerkt, huscht ein Lächeln über sein grünes Gesicht.

»Greifen Sie zu, Sir«, fordert er ihn auf. »Als bekannt wurde, dass Sie und Ihre bezaubernde Gattin unsere kleine und unbedeutende Kolonie besuchen kommen, konnten wir uns vor Spenden und Freiwilligen kaum retten.«

Rhodan erwidert das Lächeln. »Arthur Conan Doyle, der Schöpfer von Sherlock Holmes, hat einmal gesagt, dass seiner Meinung nach die kleinsten Dinge bei weitem die wichtigsten sind«, sagt er dann. »Ich finde, er war ein kluger Mann.«

In den folgenden Tagen besichtigen Perry Rhodan, Thora und Anson Argyris diverse Obstplantagen und Fabriken für Nahrungskonzentrate. Es wird noch viele Jahre dauern, aber eines Tages wird auch Siga nicht mehr auf die regelmäßigen Lieferungen der Union angewiesen sein.

Bevor die MAGELLAN das Fomalhautsystem am 29. April verlässt, macht sie auf Wunsch der wissenschaftlichen Abteilung noch einen kurzen Abstecher nach LP876-10. In der Nähe des roten Zwergs hat man in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder seltsame Raum-Zeit-Verzerrungen angemessen. Man vermutet, dass Fomalhaut einst einer der ersten von den Memetern erprobten Sonnentransmitter gewesen ist und die Verzerrungen eine Folge der seitdem instabilen hyperphysikalischen Verhältnisse sind.

In einem abschließenden Bericht informiert Conrad Deringhouse den Protektor darüber, dass die Unruhen auf Plophos vorübergehend abgeflaut sind. Die allgemeine Lage ist jedoch nach wie vor angespannt.