Im Namen der Möhre – Teil 1 Eine 80er-Jahre-Kolumne von Falk-Ingo Klee

22. Dezember 2017

1990 bat mich der EDFC e.V. (Erster Deutscher Fantasy Club) in Passau mit seinem heute noch aktiven Vorsitzenden R. Gustav Gaisbauer um eine Story. Sie war für eine Festschrift geplant, die anlässlich des 70. Geburtstags von Walter Ernsting, den PERRY RHODAN-Lesern besser bekannt als Clark Darlton, erscheinen sollte. Dem kam ich natürlich sehr gerne nach.

Die Festschrift (Titel »WE Against the Future«) entpuppte sich dann als ein Hardcover mit 260 Seiten. Die lange Liste der über 50 Freunde, Weggefährten und Kollegen, die dort zu Wort kamen, umfasste neben fast allen ATLAN- und PERRY RHODAN-Autoren auch so bekannte Namen wie H. J. Alpers, Jürgen Grasmück, Jesco von Puttkamer und Günter M. Schelwokat.

Ja, sogar unser damaliger Lektor hatte ein paar launige Zeilen beigesteuert. Und das Titelbild, das einen Walter Ernsting in einer Raumfahrerkombination mit Gucky auf dem Schoß zeigte, stammte von keinem geringerem als dem legendären Johnny Bruck, der über 2.000 Titelbilder der ATLAN- und PERRY RHODAN-Serie gestaltete.

Walter hatte ich 1986 beim PERRY RHODAN-WeltCon in Saarbrücken als einen sehr humorvollen Menschen und umgänglichen Autorenkollegen kennengelernt, dem Dünkel und Starallüren völlig fremd waren. Immerhin war er zusammen mit K. H. Scheer der Schöpfer der PERRY RHODAN-Serie, und wenn auch nicht der Erfinder von Gucky (das war Scheer), so doch dessen geistiger Vater, der die Figur des nur grob skizzierten Exposé-Ilts namens Gucky erst mit prallem Leben gefüllt hatte.

Was sollte ich schreiben? Ich war kein langjähriger Freund und Weggefährte von Walter, konnte somit nicht mit Bonmots, Anekdoten und Erinnerungen aufwarten. Also musste eine Geschichte her.

Kurz sollte sie sein, humorvoll und nicht ganz bierernst, denn Walter verstand ja Spaß. Sie musste im Perryversum spielen, der Karotten mümmelnde Ilt sollte als »Gucky, der Retter des Universums« eine Hauptrolle spielen, und auch Walters Vorliebe für einen guten Whisky sollte nicht unerwähnt bleiben. Das waren meine eigenen Vorgaben, damit die Story sehr persönlich für Walter war.

Die Festschrift »WE Against the Future« hatte zwar im Buch eine eingedruckte ISBN-Nummer, aber ich weiß nicht, ob der Band überhaupt je in den Handel kam. Ich vermute, dass er nur an die Clubmitglieder verteilt wurde und Walter sowie die beteiligten Autoren je ein Belegexemplar bekamen. Meins jedenfalls steht bei mir im Bücherregal, deshalb kann ich hier meine damalige Kurzgeschichte wiedergeben. Es ist sicherlich keine Sternstunde der SF-Literatur, aber wenn Walter sie gelesen hat, hat er bestimmt geschmunzelt oder sogar herzhaft gelacht.

Rettung in letzter Minute

Die Bedrohung der Zivilisation in der Milchstraße tauchte so plötzlich auf, dass selbst die sonst allwissende Abwehr davon überrascht wurde. Horden von wurzelförmigen Kohlendioxidatmern, die sich selbst Carotinesen nannten, waren praktisch bei Nacht über mehrere Siedlerwelten hergefallen und hatten die mohre_3.jpgPflanzenkulturen dieser Planeten versklavt, und schon schickten sie sich an, die Anbauflächen taktisch wichtiger Stützpunktkolonien zu unterjochen.

Ungünstiger hätte der Zeitpunkt der Invasion nicht sein können. Perry Rhodan war bei den Halutern auf Wahlkampfreise unter dem schlagkräftigen Motto »Sturm- und Drangwäsche – der Umwelt zuliebe phosphatfrei«, und Atlan war zu einem mehrjährigen Interview mit den Kosmokraten gerufen worden. Wieder einmal lag es an Gucky, dem Retter des Universums, die Gefahr von der Milchstraße abzuwenden. Als Kommandant einer gewaltigen Raumflotte brach der Mausbiber auf, um die Eindringlinge niederzuwerfen und die geknechteten Pflanzenkulturen zu befreien.

Was sich so einfach anhörte, erwies sich vor Ort als eine fast unlösbare Aufgabe. Die Carotinesen unter ihrem Anführer Anti-ESS-Möhre entpuppten sich als ebenbürtiger, wenn nicht sogar als überlegener Gegner. Immer öfter gewannen sie in der erbittert geführten Auseinandersetzung die Oberhand und brachten die Einheiten der Flotte sogar an den Rand einer Niederlage.

Fortsetzung in »Im Namen der Möhre – Teil 2« ...