Erinnerung an William Voltz – Teil zwei Eine Kolumne von Falk-Ingo Klee

22. November 2019

(Der ehemalige ATLAN- und Taschenbuchautor Falk-Ingo Klee erinnert in dieser Kolumne an William Voltz und die Silberbände. Wegen ihrer Länge kommt die Kolumne in zwei Teilen: gestern Teil eins, heute Teil zwei.)

WiVo war Scheers Haudrauf-Gedankengut fremd; auch der Zeitgeist hatte sich mittlerweile gewandelt. Willi entschärfte für die Silberband-Bearbeitung die klassischen Romane. Heroisierungen der Terraner sowie Negativdarstellungen von Fremdvölkern und abfällige Pauschalierungen wurden ebenso korrigiert wie übertriebene Waffeneinsätze und damit verbundene Gewaltdarstellungen. Das ging so weit, dass er ganze Passagen weg ließ, neu formulierte oder sogar umschrieb.

Die Silberbände bekamen so von Anfang an jene humanistische Grundausrichtung, die auch die PERRY RHODAN-Serie unter seiner Ägide als Exposéautor bis heute prägt.

Ich lernte Willi bei einer Autorenkonferenz in München kennen. Es sollte über die Handlung ab Band 500 bei der ATLAN-Serie beraten werden. Günter M. Schelwokat, seinerzeit Lektor von PERRY RHODAN, ATLAN und TERRA ASTRA, hatte dazu auch mich eingeladen. Es gab die Vorgabe, ein mehrseitiges Exposé als Handlungsentwurf und Diskussionspapier zu erstellen.

Selbstverständlich kam ich dem nach und verfasste ein Skript von fünf, sechs Seiten. Zu meiner Überraschung war ich, der TERRA ASTRA-Autor, mit einem Text in der Minderheit, denn meine berühmten PERYY RHODAN- und ATLAN-Kollegen, denen ich zum ersten Mal begegnete, hatten mehrheitlich nicht einmal ein paar Stichwörter auf einem Blatt notiert. Sie vertrauten darauf, dass WiVo, ohnehin der Exposéautor beider Serien, es wie immer schon richten würde.

Tatsächlich war sein Konzept am schlüssigsten und überzeugendsten, so dass die Besprechung – heute würde man sagen »Brainstorming« – gleitend in den gemütlichen Teil sprich Bartrakt des Hotels überging. Ein probates Mittel, um heiß gelaufene Gehirnwindungen zu kühlen, sind angenehm temperiertes Bier und andere Flüssigkeiten, die Alkohol enthalten.

Zu fortgeschrittener Stunde – die offizielle Öffnungszeit der Bar war längst überschritten, aber die Thekenmannschaft machte angesichts solch extrem umsatzbringender Gäste wie uns unverdrossen weiter – sagte ich zu WiVo: »Ich dachte immer, bei Autorenbesprechungen wäre so viel los!«

Tatsächlich war mir einiges zu Ohren gekommen, was meine Autorenkollegen bei solchen Gelegenheiten alles angestellt hatten.

Willi, der mit dem Rücken zur Wand saß, griff hinter sich, bekam einen Wandleuchter zu fassen und drehte ihn ab. »So?«, fragte er grinsend.

Horst Hoffmann, der mit von der Partie war, war etwas gelungen, was vor und nach ihm niemand geschafft hat: Er war Redakteur und Autor bei PERRY RHODAN. Horst beschrieb nun in seiner Eigenschaft als Redakteur diesen Vorfall brühwarm in einem Werkstattband und führte dazu noch aus: »Als die Verlagsleitung die Hotelrechnung bekam, wunderte sie sich über eine Position, die da lautete ›Wegen Wandlampe‹.«

Ja, auch das war William Voltz, ein Mensch und Kollege, den ich sehr schätzte und an den ich mich sehr gerne erinnere. Und da bin ich bestimmt nicht der Einzige …