Ein Rückblick auf Galacto City – Teil zwei Ein Werkstattbericht von Alexander Huiskes über eine ganz spezielle Exposéarbeit

4. März 2022

Im PERRY RHODAN-Report 555, der im PERRY RHODAN-Roman mit der Bandnummer 3156 veröffentlicht wurde (den Roman schrieb Leo Lukas, und er trägt den Titel »Die Wandlungen des Ossan Bak«), ist ein Werkstattbericht von Alexander Huiskes enthalten. Es geht dabei um PERRY RHODAN-Galacto City.

Diesen Werkstattbericht wollen wir auch an dieser Stelle dokumentieren. Wegen seines Umfangs bringen wir ihn in zwei Teilen: gestern Teil eins, heute Teil zwei.

Exposés für kurze Romane
Wir schreibt man funktionierende Exposés? Also solche, die klare und strukturierte Vorgaben liefern und zugleich genügend Freiräume lassen? Für einen Rollenspielautor (und großen Fan von Robert Asprins »Freistatt«-Konzept) liegt die Antwort auf der Hand: mit einem ausgearbeiteten Handlungshintergrund oder, literarischer ausgedrückt, einer »Story Bible«.

Mein erster Schritt war es also, mir all die Fragen zu stellen, die einem durch den Sinn gehen, bevor man einen fremden Ort besucht: Wie sieht es dort aus? Wie kommt man hin? Welcher Art Leute begegnet man da und warum? Wie verlaufen die Straßen, wie sehen wichtige Landschaftsmerkmale und Gebäude aus? Wie kommt man von A nach B? Wo verlustiert man sich, wo geht man essen, trinken, tanzen? Mit einem Wort: Weltenbau.

Zu meiner eigenen Fixierung notierte ich mir die Rahmenanforderungen:
1. Der Hauptschauplatz jedes Romans ist Galacto City.
2. Jeder Roman setzt auf Konzentration statt auf Expansion; er sollte sich lesen wie ein atmosphärisch dichtes Kammerspiel. Wir verzichten auf große Politik und weite Weltraumreisen.
3. Wir erleben die Zeit, in der Perry Rhodan sich vor allem seinen Mitmenschen beweisen muss, aber unsere Sicht erfolgt stets »von unten«, nie von »oben« wie in der Hauptserie.
4. Jeder Roman spiegelt das Leben in Galacto City aus zwei unterschiedlichen Perspektiven.
5. Die Romane spielen zwischen »kurz nach der Gründung« und »unmittelbar vor der Umbenennung in Terrania«.
6. Die Romane bilden drei Themenblöcke zu je zwei Romanen: Menschen in Galacto City, Menschen und Fremdvölker, Ausblick auf unsere Nachbarplaneten.

Nachdem ich mir klar geworden war, was ich erreichen wollte und wie, ging es ziemlich schnell: Ich schrieb drauflos, exzerpierte, kopierte, scribbelte auf meinem Zeichenblock, recherchierte nach verfügbarem Personal, und rasch wuchs das heran, was wir die »Galacto City-Bibel« nennen.

Mir war (und ist) klar, dass viele der erarbeiteten Informationen vollkommen irrelevant für die Romane werden würden, aber ich bin der Überzeugung, dass selbst Dinge, die nicht unmittelbar Eingang finden, wichtig sind – weil sie Orientierung geben und die Welt für den Autor erlebbarer und besser gestaltbar machen. Und vor allem: Es schützt vor unnötigen und widersprüchlichen Parallelentwicklungen. Ich finde es auch immer wieder schön, wenn man wiederkehrende Nebenfiguren und -orte hat und nicht jeder sich etwas komplett Neues ausdenken muss.

So entwickelte ich etliche Orte und Personen. Beispielsweise das »Li(e)belle« als »das angesagte Restaurant in Galacto City: zum einen wegen des großartigen Essens und zum anderen wegen der Betreiberin, der aus dem Trivid (»Tasse mit Teller«) bekannten Isabella Pereira. Zitat »Wer etwas auf sich hält, Kontakte knüpfen oder Autogramme haben will, bucht dort einen Platz. Das Li(e)belle liegt im südlichen Geschäftsturm des Denali-Anlage (A), mit unverbautem Blick über den Goshun-See, der nachts pastellfarben beleuchtet ist. In den Grünanlagen des Denali nisten zudem etliche Vögel, die weniger durch ihren Gesang als durch ihre gravitätischen Flugkünste und das schillernde Gefieder zu gefallen wissen.«

Nun musste ich warten. Fieberhaft harrte ich der Rückmeldungen und womöglich Fragen, Klagen oder sonstiger Reaktionen der Autoren – konnten sie mit meiner Denkweise etwas anfangen? Hatte ich Wichtiges vergessen?

Tatsächlich mailte ich mehrfach, aber glücklicherweise vollkommen unaufgeregt und konstruktiv: Die Autoren nutzten die Vorgaben ebenso wie die Freiheiten. Ben Calvin Hary machte mich auf einen Klischeefallstrick in meinem Vorschlag zur Nebenhauptfigur aufmerksam, sodass wir das ändern konnten, und Hartmut Kasper und ich strickten gemeinsam eine neue Geschichte aus viel zu vielen Ideen, von denen wir uns dann stückweise trennen oder sie verschmelzen mussten. Aus meiner Sicht war das bereichernd.

Und dann – wieder das Warten. Was wird heraus- und wie wird es dann bei all denen ankommen, die vollkommen unbelastet an die Lektüre gehen und nur eines wollen: gute Unterhaltung? Mit bangem Warten und Erwarten harrte und harre ich des Leserechos – und hoffe, daraus lernen zu können.

Alexander Huiskes

 

Galacto City
Eschbach, Andreas/Kinkel, Tanja/Themsen, Verena u a
Pabel Moewig Verlag KG
ISBN/EAN: 9783955482589
PERRY RHODAN-Storys: Aufbruch in die Weiße Stadt
Eschbach, Andreas
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