Im PERRY RHODAN-Report 555, der im PERRY RHODAN-Roman mit der Bandnummer 3156 veröffentlicht wurde (den Roman schrieb Leo Lukas, und er trägt den Titel »Die Wandlungen des Ossan Bak«), ist ein Werkstattbericht von Alexander Huiskes enthalten. Es geht dabei um PERRY RHODAN-Galacto City.
Diesen Werkstattbericht wollen wir auch an dieser Stelle dokumentieren. Wegen seines Umfangs bringen wir ihn in zwei Teilen: heute Teil eins, morgen Teil zwei.
Der Exposéautor berichtet über die Weiße Stadt
März 2021: Die ganze Welt redet vom Lockdown, vom Korra… äh, Corona-Virus, und in all diese Horrorszenarien platzt eine Mail des PERRY RHODAN-Chefredakteurs: »Ich habe eine Idee (…). Sechs Kurzromane, die eine Verbindung zu 60 Jahren PERRY RHODAN schaffen. Wie war das denn damals, in den frühen Tagen?«
Ich fand die Idee auf Anhieb großartig, vielleicht nicht für direkt Erstauflagenbezogene, aber für andere, die gerne das Gesamtbild der Serie betrachten und Neues entdecken. Das wäre bestimmt knifflig im Lektorat … aber es wäre zu schaffen. (Anmerkung der Redaktion: Alexander arbeitet der Redaktion hinter den Kulissen schon seit Langem mit Lektoraten zu.) Ich wünschte Klaus also viel Glück für das Projekt und bestätigte, dass ich ihm wieder gerne als Lektor zur Verfügung stünde.
Dann kamen ein »Äh« und die überraschende Wende mit der Schicksalsfrage: »Hättest du denn nicht Lust, die Exposés für diese Reihe zu schreiben?« Wer mich kennt, weiß die Antwort.
Nun hieß es: »Mach mal.« Und zwar schnell. Schließlich braucht alles einen gewissen Vorlauf. Aber nichts würde funktionieren ohne schlüssiges Grundkonzept, die Idee alleine reichte nicht.
Ich setzte mich also hin, las ein wenig nach, stutzte ein- oder zweimal und fragte danach zwei Menschen, deren Rhodan-Wissen und ehrliche Meinung mir schon oft geholfen haben: Michael Thiesen und Rainer Nagel. Mit konkreteren Ideen im Gepäck skizzierte ich eine grobe Handlungslinie für sechs Bände. Was ein Fehler war, denn die Vorgabe lautete: »Ich glaube, die Leser haben Lust auf abgeschlossene Mini-Romane. Und diese sollten dann auch eigenständig zu lesen sein.«
Obwohl damit der erste Ansatz hinfällig geworden war, ergab sich daraus eine gewaltige Chance: Was würde ich als Leser gerne von welchem Schriftsteller lesen?
Als Autor möchte man einerseits Freiheiten haben, andererseits auch mit den etablierten Figuren der Serie arbeiten. Da die Romane kurz sein sollten, konzipierte ich die Exposés so, dass sie im Wesentlichen auf zwei Personen und deren Wechselwirkung ausgerichtet waren: eine serienkanonische und möglichst bekannte Figur und eine, die der Autor individuell gestalten konnte. Aus dieser Konzeption ergab sich die Anforderung, den Roman viel »kammerspielartiger« zu schreiben als üblich.
Mit welchen Autoren würde ich rechnen können? Da wir sechs Bände hatten, wünschte ich mir drei Autoren der Erstauflage und drei andere, außerdem drei Autorinnen und drei Autoren. Wunschautor Nummer 1 war mir binnen zwei Sekunden klar: Andreas Eschbach, für den ich sofort eine Idee hatte: Rhodans und Tin Cans Geschichte fortzuschreiben. Man begegnet sich immer zweimal im Leben – oder öfter. Das würde er so gut wie kein anderer hinbekommen, dessen war ich sicher.
Und wie würde sich Tanja Kinkel in der Serienfrühzeit wohl schlagen?
Das waren zwei große Namen, die man aber erst einmal gewinnen musste – was ich aber getrost der Redaktion überlassen konnte. Beim dritten wollte ich gerne jemanden, der schon eher intensiver mit PERRY RHODAN befasst war. Nach ein bisschen Nachdenken kamen Klaus und ich recht schnell auf Ben Calvin Hary.
Nun ging es an die Kandidaten aus der Erstauflage. Wir wussten, dass Hartmut Kasper alias Wim Vandemaan den Ursprüngen der Serie sehr verbunden war, und Klaus war bekannt, dass Hartmut im Sommer ein kleines Zeitfenster hatte. Zudem fragten wir bei Uschi Zietsch alias Susan Schwartz und bei Verena Themsen an, die beide sofort zustimmten.
Unser Team war komplett. Schade – ich hätte noch ein gutes Dutzend Namen gehabt, bei denen ich mich sehr gefreut hätte. Aber nun warteten alle auf die Exposés.
Alexander Huiskes
