Die letzte Bestellung – Teil zwei Eine Kolumne von Falk-Ingo Klee

6. Januar 2020

(Der ehemalige ATLAN- und Taschenbuchautor Falk-Ingo Klee erinnert in dieser Kolumne an den PERRY RHODAN-WeltCon im Jahr 1986. Wegen ihrer Länge kommt die Kolumne in zwei Teilen: gestern Teil eins, heute Teil zwei.)

Der WeltCon 1986 in Saarbrücken wurde für mich zu einem unvergesslichen Erlebnis. Geradezu überwältigend war allerdings, als wir Autoren alle zusammen auf der Bühne standen und uns mehrere tausend Fans in der ausverkauften Saarlandhalle feierten. Und der Jubel steigerte sich noch mal deutlich, als wir uns vorne auf die Podiumskante setzten, während die Beine von der Bühne baumelten, und unsere treuen Leserinnen und Leser im Saal hochleben ließen.

Es gab noch andere Momente, die mir in Erinnerung geblieben sind. So zogen wir uns nach Abschluss des offiziellen Programms in jenes Refugium der Saarlandhalle zurück, das geistige Getränke und andere flüssige Erfrischungen anbot. Ausgetrocknet, wie wir waren, kümmerten sich dort nette Menschen geradezu rührend um uns. Wir nahmen das Angebot dankend an, und wohlerzogen, wie wir Autoren nun mal sind, nickten wir zustimmend, wenn das freundliche Personal unsere Gläser wieder füllte.

Schließlich ist es ein Affront, wenn man das Nachschenken ablehnt und so seine Gastgeber vor den Kopf stößt. Da keiner von uns Saarländer war, kannten wir nicht die Feinheiten der heimischen Saarbrücker Kultur und wollten keinesfalls einen Fauxpas begehen, eine Schlägerei provozieren oder gar einen innerdeutschen Krieg anzetteln.

Brav konsumierten wir also regionalen Gerstensaft, während die älteren Kollegen, die in der Nachkriegszeit Schnaps und Zigaretten als Schwarzmarktwährung kennengelernt hatten, eifrig probierten, ob der Whisky ihres Vertrauens genauso schmeckte wie zu Hause. Gewissenhaft, wie wir SF-Autoren nun mal sind, prüften wir pflichtbewusst auch noch weit nach Mitternacht, ob Bier und Branntwein gepanscht waren oder dem Reinheitsgebot entsprachen.

Überraschend platzte ein Verlagsvertreter in unsere traute Runde und verkündete: »Sie können noch eine letzte Bestellung auf Verlagskosten aufgeben, danach müssen Sie Ihre Getränke selbst bezahlen!« Sprach‘s und verschwand wieder.

Eigentlich waren wir rechtschaffen müde und hatten die nötige Bettschwere durchaus erreicht, aber eine solche Mitteilung alarmierte natürlich. Und obwohl im Oberstübchen das Flutlicht längst ausgeschaltet war und nur noch das Nachtlicht brannte, wurde sofort ein Notprogramm hochgefahren. Es dockte automatisch an das bei uns SF-Autoren besonders ausgeprägte und stets betriebsbereite Phantasie-Assoziationsfeld des Großhirns an.

Wir tätigten also alle unsere letzte Bestellung auf Verlagskosten. Was soll ich sagen? Jeder hatte dann je nach Durstgefühl drei, vier oder fünf Biere vor sich stehen, und vor den Kollegen der Schnapsfraktion hatte sich eine ganze Flasche Whisky eingefunden.

Wie hieß doch eine Zeile in der PERRY RHODAN-Hymne »More than a million lightyears from home«, die die Gruppe Sensus auf dem Saarbrückener WeltCon intonierte? »Perry Rhodan turns me on ...!«