Das Triumvirat der Expokraten – Teil eins Eine Kolumne von Falk-Ingo Klee

1. Mai 2020

(Der ehemalige ATLAN- und Taschenbuchautor Falk-Ingo Klee erinnert in dieser Kolumne an die verschiedenen Exposéautoren, die er während seiner Zeit als ATLAN-Autor kennengelernt hat. Wegen ihrer Länge erscheint die Kolumne in drei Teilen: heute Teil eins, morgen Teil zwei und übermorgen Teil drei.)

 

Wie PERRY RHODAN-Leserinnen und -Leser wissen, gehören die Expokraten zwar zu den Hohen Mächten im Perryversum, sind aber keine Verwandten der Kosmokraten. Und die Fans wissen natürlich, dass es weder ein Triumvirat der Expokraten gibt noch gab. Auch nicht bei der ATLAN-Serie, für die ich seinerzeit schrieb.

Da waren ohnein keine Expokraten am Werk, sondern damals hießen sie noch schlicht und einfach Exposéautoren. Und weil ich von ATLAN-Band 500 bis Band 850, dem Ende der ATLAN-Serie, zum Autorenteam gehörte, erlebte ich im Laufe der Zeit drei dieser Vertreter sowie ihre Handlungs- und Romanvorgaben live und aus erster Hand. Diese Exposés waren so unterschiedlich, wie eben drei Menschen nur sein können.

Was aber sind Exposés eigentlich, und was machen die Expokraten oder eben die Exposéautoren? Das Online-Lexikon Perrypedia schreibt dazu: »Sie koordinieren die Arbeit der Autoren und versorgen die Autoren der Reihe nach mit den Vorlagen (Exposés) und Hintergrundinformationen, nach denen die einzelnen Romane verfasst werden. Exposéautoren sind selbst Autoren der Serie und schreiben auch eigene Romane innerhalb der Serie.

Die Exposés enthalten oft bereits sehr ausführliche Vorgaben für den Handlungsverlauf eines Romans, soweit dieser für die gesamte Serie relevant ist. Darüber hinaus erhält der Autor nähere Informationen zur Gesamthandlung und zu sonstigen Daten, an die er sich zu halten hat.

Den Daten, insbesondere den technischen und physikalischen, kommt eine erhebliche Rolle zu, wenn zum Beispiel ein Raumschiff näher beschrieben werden muss. Daher gibt es zusätzlich zu den Exposés auch teils umfangreiche Datenexposés. Von den Vorgaben in den beiden Exposétypen soll nicht abgewichen werden, damit es nicht zu Kontinuitätsbrüchen und anderen Autorenfehlern kommt.«

Ganz so komfortabel, wie es hier beschrieben wird, war es in den 1980er-Jahren nicht. Für den mit Band 500 startenden Zyklus »Die Abenteuer der SOL« hatte William Voltz den Eröffnungsroman geschrieben und auch die ersten Exposés verfasst; von Band 510 bis 532 übernahm Marianne Sydow diese Aufgabe.

Wie alle anderen Autoren, die für die ATLAN-Serie vorgesehen waren, bekam ich die Exposés. Völlig fremd waren mir solche Romanvorlagen nicht, denn auch für die TERRA ASTRA-Storys musste ich Exposés einreichen. Gefiel die darin auf wenigen DIN A4-Seiten skizzierte Geschichte, bekam ich grünes Licht und konnte mit dem Schreiben beginnen.

Ganz so kurz waren die ATLAN-Exposés nicht, denn sie umfassten pro Band fünf, sechs Seiten, auf denen auch neu einzuführende Personen kurz beschrieben wurden. Zusätzliche Datenblätter waren selten und eher die Ausnahme.

Wenn ich dann höre oder lese, dass heute solche Hintergrundinformationen den Autoren quasi mundgerecht serviert werden, kann ich ganz neidisch werden. Andererseits sind solche Datenexposés (und Datenmengen) heutzutage so umfangreich, dass ohne diesen »Service« kaum eine derartige Kontinuität und Qualität bei einer solchen Mammutserie wie PERRY RHODAN zu erreichen wäre.

Früher galt es, die notwendigen Daten im Kopf zu haben. Natürlich gab es kein Internet, um mal schnell zu recherchieren, keine Perrypedia und keine E-Mails. Unsere Exposés waren Fotokopien, und ein halbes Dutzend davon kam alle sechs Wochen per Briefpost ins Haus.

Und wir schrieben nicht auf dem PC oder dem Laptop, sondern auf der Schreibmaschine. Keine Korrekturtaste, keine Löschtaste ... Wir konnten keine Sätze oder Absätze verschieben oder zig Kopien ausdrucken, wir arbeiteten mit Kohle- und Durchschlagpapier, um Kopien anzufertigen.

Atlan 500: Die Solaner
Voltz, William
PERRY RHODAN DIGITAL
ISBN/EAN: 9783845343747
1,49 €
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