Braunschweig 2022 – Oder: Warum ich keinen Sport brauche – Teil 1 Eine Kolumne von Hermann Ritter

11. Oktober 2022

Mit dem Piepen des elektronischen Weckgeräts begann meine PERRY RHODAN-Schicht mit Sonnenaufgang an einem Samstag. Wir hatten am Abend vorher Besuch von einem meiner Patenkinder samt Eltern, so dass der Morgen nicht unbedingt nach einer langen, durchgeschlafenen Nacht begann.

Duschen, Frühstück, Bahnhof. Kurz nach sieben Uhr saß ich im Zug, der mich immerhin direkt nach Braunschweig brachte. Unterwegs vertiefte ich mich noch einmal in meine Notizen für den Tag der Todesprogrammpunkte (wie ich ihn inzwischen zu nennen begann).

Rechtzeitig zur Eröffnung konnte ich vor Ort die ersten Gäste begrüßen. Nach der ersten Viertelstunde der Eröffnungsrede machte ich mich vom Acker und bereitete in dem für mich hergerichteten Zweitsaal meinen ersten Programmpunkt vor. Den Morgen durfte ich nämlich mit Nils Hirseland eröffnen, der gerade noch die Eröffnungsrede hielt.

Nils war natürlich ein netter und fast schon einfacher Gesprächspartner. 43 Jahre alt, in den Norden verschlagener Berliner, immerhin seit fast vier Jahren Vorsitzender der PERRY RHODAN-FanZentrale.

Die wirklich kniffligen Fragen beantwortete er souverän: Was wurde aus dem älteren Bruder, der ihn mit PERRY RHODAN in Kontakt brachte? Was geschah mit dem armen Thorsten Eyrich, mit dem er gemeinsam den PERRY RHODAN-Online-Club übernommen hatte? Die Sieger schreiben Geschichte, und im Hirseland-Kosmos verschwand Thorsten Eyrich genauso wie der ältere Bruder aus der Erzählung.

Interessant ist vielleicht noch, dass Nils‘ Artikel »Perry Rhodan ist ein Held!« in der »Morgenwelt« aus dem Jahr 1999 online verschollen ist. Aber warum soll es dem Artikel besser gehen als Thorsten Eyrich?

Eine amüsante halbe Stunde. Danach blieb Zeit für einen weiteren Kaffee (lang lebe die Kaffee-Flatrate!) und schon ging es wieder zurück in »jenen Raum«.

 

Autoren und Marketing
Robert Corvus, der Rabe, stand nun auf meinem Programm. Da sein 50. Geburtstag erst einige Tag her ist, ließ ich den Saal unter meiner Anweisung »Alles Gute zum Geburtstag« singen. Klappte hervorragend.

Es ging um Namen (Bernd Robker, Bernard Craw, Robert Corvus), um Bramsche und seine Gymnasien (Stichwort Greselius), es ging um unser Kennenlernen vor 35 Jahren (FreuCon 1988) samt der damit verbundenen Geschichten um heilige Kopftücher und den »John Sinclair Fan-Club Nordheide«. Wir machten einen Schwenker über FOLLOW (wo Bernd 1989 eingetreten war) und unser gemeinsames, großes Vorbild Dieter Steinseifer zurück zum beruflichen Umfeld. Natürlich sprachen wir über den ColoniaCon und Köln, unsere beider Werke für »BattleTech« und ein wenig über PERRY RHODAN.

Anschließend war dann Kai Hirdt dran, TOP 3. Wir waren uns nicht einig, wie lange wir uns kennen (eine gute Theorie ist der Garching-Con 2006), aber immerhin war das einer von den Programmpunkten an diesem Tag, an dem ich singen durfte. Dem Seelöwen aus der »Urmel«-Serie folgend sangen wir gemeinsam »O alte Burschenherrlichkeit, wohin bist du entschwunden?« Außerdem ging es um Studentenverbindungen, das Schreiben und das Familienleben.

Ich hatte kurz Zeit, mir eine Pizza und ein Glas Cola Light in den Verdauungsapparat zu transponieren, bevor die Jahreshauptversammlung der PERRY RHODAN FanZentrale startete. Als gefühlter Alterspräsident dufte ich die Sitzung leiten, was trotz der Versuche, mich aus der Fassung zu bringen, gelang.

Ein Kaffee war möglich, bevor es mit der charmanten Janina Zimmer in den Nachmittag ging.

Hierfür gab es auf dem ColoniaCon im Sommer ein Vorgespräch, um sie auf das Gespräch »einzuschwingen«. So konnte ich im Saal auch die erste Frage wie vereinbart stellen: »Bist du wirklich die Tochter aus erster Ehe von Marion Zimmer-Bradley?« Danach war das Eis gebrochen. Unser erstes Treffen hatte schon gezeigt, dass wir miteinander klarkommen, wenn es um Humorkonzepte ging.

Natürlich durften Fragen zu ihrer Profession nicht fehlen: Heftromane sind doch die Dampfloks des Verlagsgewerbes – wie stehst du dazu? Ist das nicht ein wenig das Arbeiten in einem aussterbenden Bereich, sozusagen Facebook versus Heftroman?

Und dann kamen die Fragen zum Generationenwechsel im PERRY RHODAN-Marketing: »Rhodan erscheint seit 1961 – 30 Jahre vor deiner Geburt. Das ist mit etwas Glück das Geburtsjahr deiner Eltern – ist das nicht manchmal komisch?« Und natürlich die Abschlussfrage, die man sich kaum verkneifen kann, wenn ihr pensionierter Vorgänger auf dem Con anwesend ist: »Dein eigener Renteneintritt ist rechnerisch 2057. Das ist ziemlich genau die Zeit für Heft 5000 – ein guter Ausstiegstermin?«

Hermann Ritter