Arndt Ellmer war beim Bau der Pyramiden nicht dabei Eine Kolumne von Hermann Ritter zum sechzigsten

26. Februar 2014

Ältere Herren von sehr gepflegtem Äußeren haben schon immer meine Sympathie errungen. Zeigen sie doch, wie ich mir meine Äußerlichkeit vorstellen muss, wenn ich in vielen Äonen das riesige Alter erreicht habe, das sie jetzt vor sich hertragen. In Würde gealtert, strahlen sie eine Weisheit aus, die ich erst erwerben muss.

Leider ist das bei Wolfgang Kehl alias Arndt Ellmer und mir nicht so.

Ich muss ein wenig ausholen. In den ersten Jahren meines fanischen Lebens1 war ich ein junger Mann von einer anstrengenden Ausstrahlung (heute würden man sagen: Ich war ein Nerd). Aber immerhin war ich in der Lage, mich als Mitorganisator bei Cons einzuklinken. So geriet ich an der Seite von Klaus N. Frick zum Mitveranstalter des FreuCons (neben Günter Freunek, den nicht zu loben und zu erwähnen eine Sünde wäre). Jemand, den ich in diesen Jahren kennen lernte, war Wolfgang.

Damals war er schon eine wichtige Persönlichkeit. Er hatte veröffentlicht, er war wichtig. Sein Einsteigerheftroman war bekanntlich »Der Zaubergreis« im Homunkel-Verlag, danach kamen Titel wie »Regen des Wächterbogens«, »Rebellion der Astrologen«, der berühmte Diät-Roman »Wer tausend Jahre frisst« und seine »Sterneninder«-Serie. Alles zu einer Zeit, wo kein Mensch auf dem Con Profi war, sondern Fan. Außer ihm (und Uschi Zietsch, aber das ist eine andere Geschichte und Uschi wird erst 20352 60 Jahre alt).

Wahrnehmbar wurde Wolfgang dann durch seine Beiträge zum PERRY RHODAN-Kosmos. Ich glaube, das einzige Werk von ihm, das nach diversen Umzügen in meinen Regalen stehen geblieben ist, ist sein großartiger Roman »Rico« aus der ATLAN-Taschenbuchserie. Ein verdammt gutes Buch.

Aber das war nicht das, was ich erzählen wollte.

Ich lernte Wolfgang als Fan kennen. Und dieser Bogen spannt sich von meiner ersten Kehl-Sichtung bis zum PERRY RHODAN WeltCon, wo ich ihn jovial lächelnd (und das meine ich total freundlich) wahrnahm. Für ihn war immer Zeit für ein Grußwort, immer Zeit für einen netten Handschlag oder einen Patsch auf den Rücken.

Und er war nie nur ein »großer Autor« für mich, sondern immer jemand, den man gerne wieder sah. Einfach, weil er umgänglich war in einer Zeit, wo niemand (mit wenigen Ausnahmen) zu uns Prä-Nerds3 nett war. Und er hatte keine Berührungsängste mit Fans, war immer bereit, jeden Blödsinn mitzumachen. Diese Nähe war es, die ihn für die Leserkontaktseite prädestiniert hat. Und weiterhin prä-destiniert.

Arndt ist jemand, den ich gerne wiedersehe. Nicht nur wegen seiner ausgesprochen netten Frau (und das meine ich mit einem »nett« als »fröhlich, höflich, charmant«, und nicht mit dem bösen »nett«, das viele Menschen nur noch abfällig benutzen), sondern auch deswegen, weil er ein Kumpeltyp ist. Und jemand, den ich (wenn er brav so weiter altert) bald die Hälfte seines Lebens kenne. Das wäre etwas, worauf ich stolz wäre.

Oops, es ist bald soweit? Wir werden beide nicht jünger? Dann freue ich mich darauf, wenn es soweit ist.
Achja. Warum er sich Arndt Ellmer nennt? Ich glaube, nachdem das fast 30 Jahre lang keiner enträtselt hat, kann ich es jetzt auflösen. Wenn man die Buchstaben neu sortiert, dann erhält man nicht nur A, D, 2 x E, L, M, N, 2 x R und T. Sondern man kommt schnell darauf, dass sein Pseudonym eine schelmische Verbeugung vor dem dänischen Phantastik-Autor Tarn Dellmer4 ist, dessen Erfindung Schlickdrup der Göter immer wieder in unterschiedlichsten Werken von Arndt Ellmer auftaucht.5

Ach, der Worte sind genug gewechselt. Alles Gute zum 60. Geburtstag und meine besten Wünsche für die nächsten Jahrzehnte, »old war horse«.

Dein Hermann Ritter

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1 … damals, als wir noch nichts hatten: Keine Computer, keine Handys, keine fliegenden Autos.
2 Datum geschätzt.
3 Wie gesagt: Wir waren Nerds, bevor es den Begriff gab.
4 Wer es nicht glauben mag: http://de.wikipedia.org/wiki/Tarn_Dellmer
5 Ich verweise nur auf PR 2138 »Kampf um Göter« und PR 1532 »Lasim und Schlickdrup«; als »Shliktrupp« taucht er in Jerry Cotton 1753 »Der Hundertpesokiller« auf, den er gemeinsam mit Wolfgang Hohlbein schrieb.